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German to English: Forced eugenic sterilization and the concentration camp system General field: Social Sciences Detailed field: History
Source text - German Eugenische Zwangssterilisation und Konzentrationslager-System
Zur Konkurrenz von Normenstaat und Maßnahmenstaat im Nationalsozialismus
Astrid Ley
Die eugenische Zwangssterilisation im Nationalsozialismus basierte auf dem "Gesetz zur Verhütung erbranken Nachwuchses" vom 14. Juli 1933, das bei verschiedenen Krankheiten eine Unfruchtbarmachung legalisierte. Die NS-Zwangssterilisation wurde vom staatlichen Behörden- und Gerichtsapparat umgesetzt. Sie kann deshalb – nach Ernst Fraenkels Konzept des "Doppelstaates" – als klassisches normenstaatliches Handeln gelten. Da erstaunt es, dass sich unter den Sterilisierten auch KZ-Insassen befanden; die von der SS betriebenen Konzentrationslager verkörperten den nationalsozialistischen Maßnahmenstaat wie kaum eine andere Einrichtung.
SS-Ärzte des KZ Sachsenhausen beantragten zwischen 1937 und 1942 mehr als 100 Sterilisationsverfahren gegen Häftlinge beim Berliner Erbgesundheitsgericht. Betrachtet man diese Fälle genauer, so zeigt sich ein merkwürdiges Bild: Als "erbkranke" angesehene Häftlinge, die die SS ohne weiteres hätte ermorden können, wurden dem Gericht zur Zwangssterilisation gemeldet, danach mit neuen Uniformen ausstaffiert zum Verhandlungstermin nach Berlin gebracht und bei Verurteilung schließlich – wiederum neu eingekleidet – im Krankenhaus der benachbarten Stadt Oranienburg operiert, wo viele der Männer zum ersten Mal seit langer Zeit wieder in einem sauberen, weißen Bett lagen.
Die Einbindung des KZ-Systems in das Sterilisationsprogramm, die zu deutlichen Reibereien zwischen Normenstaat und Maßnahmenstaat führte, wird im Folgenden am Beispiel des Konzentrationslagers Sachsenhausen genauer beleuchtet.
1 Die Zwangssterilisation als normenstaatliche Maßnahme des NS-Regimes
Die eugenische Zwangssterilisation in Deutschland stellt ein NS-spezifisches Unrecht dar. Die deutsche Praxis unterschied sich deutlich vom Vorgehen in anderen – besonders auch demokratischen – Staaten wie den USA, der Schweiz oder Schweden, wo zeitgleich ebenfalls Sterilisationsgesetze existierten. Klare Unterschiede bestanden nicht nur in Bezug auf den direkten Zwangscharakter des deutschen Gesetzes, das gegen den Widerstand der Betroffenen vollstreckt werden konnte, sondern auch in der quantitativen Dimension der Umsetzung: In keinem anderen Land wurden so viele eugenische Sterilisationen vorgenommen wie im Deutschen Reich, wo zwischen 1934 und 1945 vierzehn mal mehr Menschen unfruchtbar gemacht wurden als in den USA. Als wichtigste Besonderheit aber muss gelten, dass das deutsche Sterilisationsprogramm eng in die "Rassenpolitik" des NS-Staates integriert war. Diese zielte nicht nur auf den Ausschluss als "rassisch" fremd definierter Personen, sondern auch auf eine "Reinigung des Volkskörpers" von "inneren Schädlingen" wie Erbkranken. Die Utopie einer "rassischen Neuordnung" Europas – und damit auch der Holocaust – war somit untrennbar mit der eugenischen Sterilisierung verbunden.
Die Zwangssterilisation in Deutschland war ein NS-spezifisches Unrecht obwohl sie – anders als etwa der NS-Krankenmord – auf einem öffentlich verkündeten Gesetz fußte. Die Gesetzlichkeit der Maßnahme suggerierte Rechtssicherheit. Die scheinbare Objektivität des Verfahrens beruhte vor allem auf zwei Faktoren: Zum einen war die Entscheidung über die Zwangsmaßnahme an die Justiz übertragen worden: Aus Amtsrichtern und Ärzten bestehende "Erbgesundheitsgerichte" prüften jeden Einzelfall im Rahmen mündlicher Verhandlungen, bei denen regelmäßig auch der Betroffene gehört wurde und eine Revisionsinstanz zur Verfügung stand. Zweitens waren nur spezielle, namentlich benannte Ärzte und Kliniken zur Durchführung der Zwangseingriffe autorisiert, um das Risiko gesundheitlicher Komplikationen zu minimieren. Die Erwartungen auf ein unabhängiges Verfahren wurden aber nicht erfüllt. Denn der Gesetzgeber hatte über diverse Verfahrensvorschriften sichergestellt, dass sich die Entscheidungen der Erbgesundheitsgerichte einig am Nutzen der "Volksgemeinschaft" orientierten. Zur Begründung hieß es unter Verweis auf Hitlers Mein Kampf: "Das Recht der persönlichen Freiheit tritt zurück gegenüber der Pflicht zur Erhaltung der Rasse."
Trotz ihres tendenziösen Charakters kann die NS-Zwangssterilisation als Inbegriff normenstaatlichen Handelns im Sinne von Ernst Fraenkels "Doppelstaat" gelten. In seinen 1941 publizierten Buch gleichen Titels beschrieb der 1938 aus Berlin in die USA geflüchtete Jurist das NS-Herrschaftssystem als ein Nebeneinander von Normenstaat und Maßnahmenstaat, wobei er ersteren als "das Regierungssystem" mit seinen klassischen "Herrschaftsbefugnissen zur Aufrechterhaltung der Rechtsordnung" verstand, den Maßnahmenstaat dagegen als "Herrschaftssystem der unbeschränkten Willkür und Gewalt". Nach Fraenkel war seit 1933 in Deutschland ein Maßnahmenstaat entstanden, neben dem – wenn auch in abnehmendem Umfang – ein funktionierender Normenstaat fortexistierte. Im Prozess der allmählichen Verdrängung des Normen- durch den Maßnahmenstaat blieben Konflikte jedoch nicht aus.
2 Das KZ-System als Instrument des NS-Maßnahmenstaats und die Zwangssterilisation
Als Inbegriff organisierter außernormativer Gewalt im Sinne Fraenkels muss das Konzentrationslager-System gelten, zentral gelenktes und systematisch agierendes Repressionsinstrument der SS, der wichtigsten Terrororganisation im NS-Regime. Wiederholt drängte die Ministerialbürokratie bei Hitler darauf, die – in diesem Lagern ausufernd praktizierte – Schutzhaft an rechtliche Normen zu binden und in Justiz-Gefängnissen zu vollziehen. Doch SS-Chef Heinrich Himmler wehrte erfolgreich alle Initiativen von Justiz und Innenministerium ab, die Konzentrationslager zu schließen. Im Herbst 1935 gelang es ihm sogar, das KZ-System vollständig dem Zugriff der Justiz zu entziehen.
Konzentrationslager waren eine strickt nach außen abgeschottete Welt, in der die Gefangenen dem Terror und der Willkür der SS hilflos ausgeliefert waren. Die Lager, die sich auf deutschem Reichsgebiet – und somit im Gültigkeitsbereich des NS-Sterilisationsgesetzes – befanden, waren kein unmittelbarer Schauplatz des Holocaust sondern zielten auf eine "Vernichtung durch Arbeit" ab, bei der die Arbeitskraft der Insassen möglichst bis zum Erschöpfungstod ausgebeutet werden sollte. In allen Konzentrationslagern gab es Häftlingskrankenbauten, die unter anderem zur Seuchenbekämpfung dienten. In diesen waren SS-Lagerärzte tätig.
Mitte 1937 wurden die SS-Lagerärzte – wie zuvor die Gefängnisärzte – verpflichtet, die Sterilisation "Erbranker" aus ihrem Dienstbereich beim Erbgesundheitsgericht zu beantragen. Die neue Aufgabe stellte die Konzentrationslager-SS vor eine bislang ungekannte Situation: An einem Ort an dem der Postempfang der Häftlinge stets von der Willkür der SS abhing, sollten Sendungen der Erbgesundheitsgerichte den Insassen umgehend ausgehändigt werden. Die als "erbkrank" eingestuften Gefangenen mussten für die Gerichtsverhandlung – im Falle von Sachsenhausen – extra nach Berlin gebracht und bei Verurteilung später zur Operation ins Oranienburger Krankenhaus gefahren werden. Denn die vom Sterilisationsgesetz Betroffenen hatten gewisse Rechte: Das war nicht nur das Recht, vor Gericht gehört zu werden, oder der Anspruch auf fachärztliche Betreuung beim Zwangseingriff. Auch über den Stand des Verfahrens informiert zu sein, zählte zu diesen Rechten, weshalb Gerichtspost den Betroffenen stets zeitnah zu übergeben war. Die Unvereinbarkeit solcher Rechte mit den Vorstellungen der SS führte – wie im Folgenden mit Blick auf das KZ Sachsenhausen beleuchtet wird – zu deutlichen Reibereien zwischen Justiz und Konzentrationslager-SS.
3 Die Reibereien zwischen dem Berliner Erbgesundheitsgericht und dem KZ Sachsenhausen als Konflikte zwischen Normenstaat und Maßnahmenstaat
Ab Ende 1937 trafen in zunächst rascher Folge Sterilisationsanträge aus dem KZ Sachsenhausen beim Erbgesundheitsgericht Berlin ein. Das Gericht setzte entsprechend Verhandlungstermine im dortigen Gerichtsgebäude an, für die stets das persönliche Erscheinen des Betroffenen angeordnet wurde. Doch bei allen Terminen im Jahr 1938 zeigte sich gleiche Bild: Niemand erschien zur Verhandlung.
Auch im Fall des "Schutzhäftlings" Otto B., der vom Lagerarzt Anfang 1939 wegen "Schizophrenie" zur Sterilisation gemeldet worden war, suchte das Gericht um Vorführung zur Verhandlung nach. Das lehnte die Lager-SS jedoch "aus Gründen der Lagersicherheit" ab. Das Erbgesundheitsgericht wies daraufhin den Sterilisationsantrag zurück, wogegen der Lagerarzt umgehend Beschwerde einlegte. Für Mitte Mai wurde daher ein Termin vor der Revisionsinstanz anberaumt, zu dem die SS Otto B. aber wieder nicht nach Berlin brachte. Deshalb beschloss das Gericht, die Befragung "im Lager" vorzunehmen. Eine schriftliche Terminanfrage der Richter blieb unbeantwortet, erst auf wiederholtes Insistieren hin erklärte sich die KZ-Kommandantur bereit, dem Gericht im Lager "einen Raum zu Vernehmungszwecken zur Verfügung" zu stellen. Mitte August 1938 fand der richterliche "Lokaltermin im Konzentrationslager" schließlich statt. Otto B. wurde von der Kammer gehört, was dazu führte, dass das Gericht den Sterilisationsantrag des Lagerarztes in zweiter Instanz verwarf.
Das Berliner Gericht erprobte noch einen anderen Weg, um sich gegen die Konzentrationslager-SS durchzusetzten. Nachdem das Vorführersuchen im Fall des "Vorbeugehäftlings" Leonhard K. ohne Resultat geblieben war, bat man die Kriminalpolizei um Hilfe, die selbst häufig KZ-Häftlinge zur Vernehmung ins Polizeiamt bringen ließ. Die sicherte zwar telefonisch Unterstützung zu, so dass der Richter am selben Tag ein Vorführersuchen für mehrere Sachsenhausen-Häftlinge an das Polizeiamt schickte – darunter auch der wegen "Schwachsinn und Alkoholismus" angeklagte K. – , trotzdem wurde zum anberaumten Termin weder K. noch einer der anderen Gefangenen von der SS nach Berlin gebracht. Das Gericht setzte daraufhin das Verfahren gegen K. bis zur KZ-Entlassung aus.
Die konsequente Verweigerungshaltung der SS gegenüber Vorführersuchen war jedoch nicht das einzige Problem. Auch die Briefe des Gerichts händigte die SS in Sachsenhausen oft nicht an die Gefangenen aus, und zwar vor allem dann, wenn der Lagerarzt mit seinem Sterilisationsantrag gegen den Adressaten gescheitert war. So findet sich im SS-Häftlingsakt für Paul P. die Notiz, dass ein für den "Vorbeugehäftling" von Erbgesundheitsgericht Berlin eingegangener "verschlossener Umschlag" von der Effektenkammer in "Verwahrung" genommen worden war. Das Gericht hatte knapp drei Wochen vorher den lagerärztlichen Sterilisationsantrag gegen Paul P. abgewiesen.
Im Fall des "Vorbeugehäftlings" Johannes W. führte die Vorenthaltung gerichtlicher Post sogar zu einem monatelangen Streit zwischen der Justiz und der SS auf höchster Ebene. Dabei musste sich Himmler vom Reichsjustizminister belehren lassen, dass die Lager-Kommandanten "wie alle anderen Leiter von Gefängnissen und Anstalten verpflichtet" seien, den Vorführersuchen der Erbgesundheitsgerichte zu entsprechen. Außerdem müssten "die Entscheidungen der Gerichte den Häftlingen, für die sie bestimmt" seien, "alsbald nach der Zustellung ausgehändigt" werden. Das Justizministerium forderte die SS Ende März 1939 nachdrücklich auf, diesen Verpflichtungen zukünftig nachzukommen.
4 Fazit
Tatsächlich gab das KZ Sachsenhausen im Frühjahr 1939 seine Verweigerungshaltung auf und leistete den Vorführgesuchen des Erbgesundheitsgerichts in aller Regel Folge. Auch das Gericht kam dem Lager entgegen und setzte – wo immer möglich – Sammeltermine für die Häftlinge an. Für die Termine stattete die SS die Gefangenen stets mit "neuer Tuchkleidung", "sauberer Wäsche" sowie "neuen Socken und Schuhen" aus, um die Richter über die Lebensbedingungen im Lager zu täuschen.
Infolge der Blockadepolitik des KZ Sachsenhausen wurden viele der von dort aus beantragten Verfahren erst im Sommer 1939 zur Verhandlung angesetzt, kurz bevor die Zwangssterilisation kriegsbedingt eingeschränkt wurde. Seit dem 1. September 1939 kamen nur noch Fälle von "besonders großer Fortpflanzungsgefahr" vor Gericht, alle anderen wurden eingestellt, darunter in Berlin auch 30 noch nicht rechtskräftig entschiedene Verfahren gegen Sachsenhausen-Häftlinge. Die SS hatte also mit ihrer Verweigerungshaltung ungewollt dafür gesorgt, dass ihre – ohnehin niedrige – Erfolgsquote vor dem Erbgesundheitsgericht weiter sank. Am Ende führten nur 43% aller Anträge des KZ Sachsenhausen zu einem Sterilisationsbeschluss – der Reichsdurchschnitt lag bei 80-85%.(selfishness) sei.
Translation - English Forced eugenic sterilization and the concentration camp system
On the competition between the normative and prerogative states under National Socialism
Astrid Ley
The National Socialist policy of forced eugenic sterilization was based on the Law for the Prevention of Hereditarily Diseased Progeny of July 14, 1933, which legalized the sterilization of patients suffering from various illnesses. The forced sterilization program was implemented by the state authorities and judicial apparatus and thus, according to Ernst Fraenkel’s concept of the “dual state”, can be regarded as a classic, normative state measure. In this sense, it is astonishing that concentration camp inmates were among those subjected to forced sterilization; virtually no other institution embodied the National Socialist prerogative state to the degree that the SS-operated concentration camps did.
Between 1937 and 1942, SS doctors from Sachsenhausen concentration camp applied to the Berlin Hereditary Health Court for more than 100 sterilization procedures on prisoners. A closer look at these cases reveals a strange picture: inmates regarded as “hereditarily diseased,” who could easily have been murdered by the SS without further ado, were reported to the court for compulsory sterilization, then dressed in new uniforms, brought to Berlin for the hearing, and finally, if convicted – again dressed in new clothes – operated on in the hospital in the neighboring city of Oranienburg, where many of the men lay in a clean, white bed for the first time in a long time.
Using the example of Sachsenhausen concentration camp, the following examines in more detail the integration of the concentration camp system into the sterilization program and the consequent friction between the normative and the prerogative state.
1 Forced sterilization as a normative state sanction under the Nazi regime
The eugenic forced sterilization as practiced in Germany was a Nazi-specific crime. The German practice differed significantly from the procedure in other – notably democratic – states such as the USA, Switzerland or Sweden, where sterilization laws also existed at the time. There were clear differences not only concerning the clearly coercive nature of the German law, which could be enforced against the will of those affected, but also in the quantitative dimension of its implementation: in no other country were so many eugenic sterilizations carried out as in the German Reich, where between 1934 and 1945 fourteen times more people than in the United States were made infertile. The most important feature, however, must be that the German sterilization program was closely integrated into the “racial policy” of the Nazi state. This aimed not only at the exclusion of people defined as “racially” alien, but also at the “cleansing of the Volkskörper [national body politic]” from “internal pests” such as hereditary diseases. The Nazi utopia of a “new racial order” for Europe (and, by extension, the Holocaust) was thus inextricably linked with eugenic sterilization.
Although based on a promulgated law – unlike, for instance, the Nazi murder of the sick – forced sterilization in Germany was a Nazi-specific injustice. Incorporating the sanction into the law conveyed a suggestion of legal certainty. The apparent objectivity of the proceedings was based primarily on two factors: On the one hand, the decision on the coercive measure had been transferred to the judiciary: 'Hereditary Health Courts' consisting of magistrates and doctors examined each individual case in the course of oral hearings, during which the person concerned was also regularly heard, and there was also an option to take the case further to an appeals court. Secondly, only special, named doctors and clinics were authorized to perform the forced interventions in order to minimize the risk of health complications. However, expectations for an independent procedure were not met – through various procedural regulations, the legislature had ensured that the decisions of the hereditary health courts were unanimously oriented towards the benefit of the Volksgemeinschaft, the nationally and racially defined ‘ethnic German’ community. Decisions were supported by a passage from Hitler's Mein Kampf, which stated “The right to personal freedom is superseded by the duty to preserve the race.”
Despite its tendentious character, the Nazi forced sterilization program can be regarded as the epitome of normative state action in the sense of Ernst Fraenkel's “dual state”. In his eponymous book, published in 1941, the lawyer Fraenkel, who had fled from Berlin to the USA in 1938, described the Nazi system of rule as the juxtaposition of a normative and a prerogative state, whereby the former is to be understood as the system of government” with classic “powers for safeguarding the legal order”, while the latter, the prerogative state, was the system of rule that “exercised unlimited arbitrariness and violence unchecked by any legal guarantees”. According to Fraenkel, a prerogative state had emerged in Germany since 1933, alongside which – albeit to a lesser extent – a functioning normative state continued to exist. The process of the gradual displacement of the normative state by the prerogative state was not, however, conflict-free.
2 Forced sterilization and the concentration camp system as an instrument of the National Socialist prerogative state
As a centrally controlled and systematically deployed repression instrument of the SS – the most important terrorist organization in the Nazi regime – the concentration camp system must be considered the epitome of extra-normative violence in Fraenkel's sense. The ministerial bureaucracy repeatedly urged Hitler to have ‘protective custody,’ which was extensively practiced in the camps, bound to legal norms and transferred to the domain of the judicial prisons. But SS chief Heinrich Himmler successfully fought off all initiatives by the justice system and the Ministry of the Interior to close the concentration camps. In the autumn of 1935 he even succeeded in completely removing the concentration camp system from the jurisdiction of the judiciary.
The concentration camp was a hermetically sealed-off world, where prisoners were helplessly exposed to the terror and arbitrariness of the SS. The camps that were located on the territory of the German Reich – and as such in an area where the National Socialist Sterilization Act applied – were not a primary site of Holocaust perpetration, but aimed rather at “extermination through work”; prison labor was to be exploited until the prisoner's death through exhaustion. In all concentration camps there were prisoner infirmaries, one of whose purposes was to combat epidemics. SS camp doctors were active in these.
In mid-1937, the SS camp doctors – like the prison doctors previously – were required to apply to the Hereditary Health Court for the sterilization of the “hereditarily diseased” prisoners. The new task confronted the concentration camp SS with a previously unknown situation: at a place where the prisoners’ receipt of mail was hitherto dependent at any given time on the whim of the SS, from now on dispatches from the hereditary health courts were to be handed over immediately to the inmates. In the case of Sachsenhausen, the prisoners classified as “hereditarily diseased” had to be specially brought to Berlin for the trial and, if convicted, later driven to the Oranienburg hospital for an operation. Those affected by the Sterilization Act had certain rights: It wasn't just the right to be heard in court, or the right to specialist medical care in the event of forced surgery. Being informed about the status of the proceedings was also one of these rights, which is why court mail always had to be promptly handed over to the concerned persons. The incompatibility of such rights with the ideas of the SS led to significant friction between the judiciary and the concentration camp SS, as will be examined in the following using the example of Sachsenhausen concentration camp.
3 The friction between the Berlin Hereditary Health Court and the Sachsenhausen concentration camp as a conflict between the normative and prerogative states
From the end of 1937, applications for sterilization from the Sachsenhausen concentration camp were received in rapid succession by the Berlin Hereditary Health Court. The court set corresponding hearing dates in the local court building, for which the prisoner concerned was always to appear in person. But the same picture emerged at all the appointments in 1938: Noone appeared for the hearing.
In the case of the ‘protective custody’ prisoner Otto B., who the camp doctor had registered for sterilization at the beginning of 1939 on the grounds of “schizophrenia”, the court, following the established procedure, requested that he be brought to the hearing. However, the camp SS refused this “for reasons of camp security”. The Hereditary Health Court responded by rejecting the sterilization application, whereupon the camp doctor immediately lodged a complaint. This led to a date being set for the case to come before a court of appeal in mid-May, but again the SS did not bring Otto B. to Berlin. Consequently the court decided to conduct the hearing “in the camp”. The judge's written request for an appointment went unanswered, and it was only following the court's tenacious insistence that the concentration camp command declared itself ready to provide the court with “a room for interrogation purposes” in the camp. In mid-August 1938, the adjudicated “local appointment in the concentration camp” finally took place. Otto B. was heard by the chamber, the outcome being that the court rejected the camp doctor’s request for sterilization in the second instance.
The Berlin court also tried another avenue to assert itself against the concentration camp SS. When the order for the court attendance of the “preventive detainee” Leonhard K. was ignored, the criminal police were asked for help, since they themselves had often had concentration camp inmates brought to the police office for interrogation. The criminal police assured support by phone, which prompted the judge to send them several further court orders for the attendance of Sachsenhausen prisoners at their respective hearings – including one for K. who was accused of “feeble-mindedness and alcoholism”. But neither K. nor any of the other prisoners were brought to Berlin by the SS on the scheduled date. The court then suspended proceedings against K. until his release from the concentration camp.
The SS’s consistent uncooperativeness concerning prisoner court appearances was however not the only problem. The SS in Sachsenhausen also frequently failed to hand over the letters from the court to the prisoners, particularly in cases where the camp doctor had failed with his application for the sterilization of the addressee. In the SS prisoner file for Paul P., for example, there is a note that a “sealed envelope” received from the Berlin Hereditary Health Court for the “preventive custody” prisoner had been taken into “safekeeping” by the personal effects staff. The court had rejected Paul P.'s request for sterilization by the camp doctor just under three weeks earlier.
In the case of the “preventive custody” prisoner Johannes W., the withholding of judicial mail even led to a months-long dispute between the judiciary and the SS at the highest level. In the process, Himmler was subjected to a scolding from the Reich Minister of Justice who admonished him that camp commanders, “like all other heads of prisons and institutions” were obliged to comply with the orders from the Hereditary Health courts for prisoner attendance. In addition, “the decisions of the courts must be handed over to the respective prisoners … immediately following delivery.” At the end of March 1939, the Ministry of Justice strongly urged that the SS fulfill these obligations in the future.
4 Conclusion
In the spring of 1939, the Sachsenhausen concentration camp did in fact give up its stance of non-compliance and, as a rule cooperated with the prisoner attendance orders from the Hereditary Health Court. The court also made concessions to the concentration camp and – wherever possible – set collective appointments for the prisoners. For the appointments, the SS always provided the prisoners with “new uniforms”, “clean underwear” and “new socks and shoes” in order to deceive the judges about the living conditions in the camp.
As a result of the blockade policy of Sachsenhausen concentration camp, many of the sterilization procedures they had applied for didn’t come before court till the summer of 1939, shortly before the forced sterilization was restricted due to the war. After September 1, 1939, only cases of “particularly high reproductive risk” came before the court; all others were discontinued, including 30 proceedings against Sachsenhausen prisoners in Berlin that were still pending final ruling. With their non-compliant behavior, the SS had inadvertently ensured that their already low success rate before the Hereditary Health Court fell even further. In the end, only 43% of all applications from Sachsenhausen concentration camp led to a sterilization decision – the Reich national average was 80-85%.
English to German: England and Ireland (John Stuart Mill) General field: Social Sciences Detailed field: Government / Politics
Source text - English England and Ireland
Once at least in every generation the question, “What is to be done with Ireland?”[*] rises again to perplex the councils and trouble the conscience of the British nation. It has now risen more formidable than ever, and with the further aggravation, that it was unexpected. Irish disaffection, assuredly, is a familiar fact; and there have always been those among us who liked to explain it by a special taint or infirmity in the Irish character. But Liberal Englishmen had always attributed it to the multitude of unredressed wrongs. England had for ages, from motives of different degrees of unworthiness, made her yoke heavy upon Ireland. According to a well known computation, the whole land of the island had been confiscated three times over. Part had been taken to enrich powerful Englishmen and their Irish adherents; part to form the endowment of a hostile hierarchy; the rest had been given away to English and Scotch colonists, who held, and were intended to hold it as a garrison against the Irish. The manufactures of Ireland, except the linen manufacture, which was chiefly carried on by these colonists, were deliberately crushed for the avowed purpose of making more room for those of England. The vast majority of the native Irish, all who professed the Roman Catholic religion, were, in violation of the faith pledged to the Catholic army at Limerick, despoiled of all their political and most of their civil rights, and were left in existence only to plough or dig the ground, and pay rent to their task-masters. A nation which treats its subjects in this fashion cannot well expect to be loved by them. It is not necessary to discuss the circumstances of extenuation which an advocate might more or less justly urge to excuse these iniquities to the English conscience. Whatever might be their value in our own eyes, in those of the Irish they had not, and could not have, any extenuating virtue. Short of actual depopulation and desolation, or the direct personal enslaving of the inhabitants, little was omitted which could give a people cause to execrate its conquerors. But these just causes of disloyalty, it was at last thought, had been removed. The jealousy of Irish industry and enterprise has long ceased, and all inequality of commercial advantages between the two countries has been done away with. The civil rights of the Catholic population have been restored to them, and (with one or two trifling exceptions) their political disabilities have been taken off. The prizes of professional and of political life, in Ireland, England, and every British dependency, have been thrown open, in law and in fact, to Catholic as well as Protestant Irish. The alien Church indeed remains, but is no longer supported by a levy from the Catholic tillers of the soil; it has become a charge on the rent paid by them, mostly to Protestant landlords. The confiscations have not been reversed; but the hand of time has passed over them: they have reached the stage at which, in the opinion of reasonable men, the reversal of an injustice is but an injustice the more. The representatives of the Irish Catholics are a power in the House of Commons, sufficient at times to hold the balance of parties. Irish complaints, great and small, are listened to with patience, if not always with respect; and when they admit of a remedy which seems reasonable to English minds, there is no longer any reluctance to apply it. What, then, it is thought even by Liberal Englishmen, has Ireland to resent? What, indeed, remains from which resentment could arise? By dint of believing that disaffection had ceased to be reasonable, they came to think that it had ceased to be possible. All grievances, of a kind to exasperate the ruled against the rulers, had, they thought, disappeared. Nature, too, not in her kinder, but in one of her cruellest moods, had made it her study to relieve the conscience of the English rulers of Ireland. A people of whom, according to the Report of a Royal Commission, two millions and a half were for many weeks of each year in a state of chronic starvation,[*] were a sight which might cause some misgiving in a nation that had absolute power over them. But the Angel of Death had stepped in, and removed that spectre from before our gate. An appalling famine, followed by an unexampled and continuous emigration, had, by thinning the labour market, alleviated that extreme indigence which, by making the people desperate, might embitter them, we thought, even against a mild and just Government. Ireland was now not only well governed, but prosperous and improving. Surely the troubles of the British nation about Ireland were now at an end.
It is upon a people, or at least upon upper and middle classes, basking in this fool’s paradise, that Fenianism has burst, like a clap of thunder in a clear sky, unlooked for and unintelligible, and has found them utterly unprepared to meet it and to deal with it. The disaffection which they flattered themselves had been cured, suddenly shows itself more intense, more violent, more unscrupulous, and more universal than ever. The population is divided between those who wish success to Fenianism, and those who, though disapproving its means and perhaps its ends, sympathize in its embittered feelings. Repressed by force in Ireland itself, the rebellion visits us in our own homes, scattering death among those who have given no provocation but that of being English-born. So deadly is the hatred, that it will run all risks merely to do us harm, with little or no prospect of any consequent good to itself. Our rulers are helpless to deal with this new outburst of enmity, because they are unable to see that anything on their part has given cause for it. They are brought face to face with a spirit which will as little tolerate what we think our good government as our bad, and they have not been trained to manage problems of that difficulty. But though their statesmanship is at fault, their conscience is at ease, because the rebellion, they think, is not one of grievance or suffering; it is a rebellion for an idea—the idea of nationality. Alas for the self-complacent ignorance of irresponsible rulers, be they monarchs, classes, or nations! If there is anything sadder than the calamity itself, it is the unmistakeable sincerity and good faith with which numbers of Englishmen confess themselves incapable of comprehending it. They know not that the disaffection which neither has nor needs any other motive than aversion to the rulers, is the climax to a long growth of disaffection arising from causes that might have been removed. What seems to them the causelessness of the Irish repugnance to our rule, is the proof that they have almost let pass the last opportunity they are ever likely to have of setting it right. They have allowed what once was indignation against particular wrongs, to harden into a passionate determination to be no longer ruled on any terms by those to whom they ascribe all their evils. Rebellions are never really unconquerable until they have become rebellions for an idea. Revolt against practical ill-usage may be quelled by concessions; but wait till all practical grievances have merged in the demand for independence, and there is no knowing that any concession, short of independence, will appease the quarrel.
But what, it will be asked, is the provocation that England is giving to Ireland, now that she has left off crushing her commerce and persecuting her religion? What harm to Ireland does England intend, or knowingly inflict? What good, that she knows how to give her, would she not willingly bestow? Unhappily, her offence is precisely that she does not know; and is so well contented with not knowing, that Irishmen who are not hostile to her are coming to believe that she will not and cannot learn. Calm men, like the clerical authors of the Limerick declaration,[*] who disapprove of Fenianism and of all that the Fenians are doing, and who have no preference for separation in itself, are expressing a deliberate conviction that the English nation cannot see or understand what laws and institutions are necessary for a state of society and civilization like that of Ireland. The English people ought to ask themselves, seriously and without prejudice, what it is that gives sober men this opinion of them; and endeavour to remove it, or humbly confess that it is true, and fulfil the only duty which remains performable by them on that supposition, that of withdrawing from the attempt.
That this desperate form of disaffection, which does not demand to be better governed, which asks us for no benefit, no redress of grievances, not even any reparation for injuries, but simply to take ourselves off and rid the country of our presence—that this revolt of mere nationality αhas been so long in coming, proves that it might have been prevented from coming at all. More than a generation has elapsed since we renounced the desire to govern Ireland for the English: if at that epoch we had begun to know how to govern her for herself, the two nations would by this time have been one. But we neither knew, nor knew that we did not know. We had got a set of institutions of our own, which we thought suited us—whose imperfections we were, at any rate, used to: we, or our ruling classes, thought, that there could be no boon to any country equal to that of impartingathesea institutions to her, and as none of their benefits were any longer withheld from Ireland. Ireland, it seemed, could have nothing more to desire. What was not too bad for us, must be good enough for Ireland, or if not. Ireland or the nature of things was alone in fault.
It is always a most difficult task which a people assumes when it attempts to govern, either in the way of incorporation or as a dependency, another people very unlike itself. But whoever reflects on the constitution of society in these two countries, with any sufficient knowledge of the states of society which exist elsewhere, will be driven, however unwillingly, to the conclusion, that there is probably no other nation of the civilized world, which, if the task of governing Ireland had happened to devolve on it, would not have shown itself more capable of that work than England has hitherto done. The reasons are these: First, there is no other civilized nation which is so conceited of its own institutions, and of all its modes of public action, as England is; and secondly, there is no other civilized nation which is so far apart from Ireland in the character of its history, or so unlike it in the whole constitution of its social economy; and none, therefore, which if it applies to Ireland the modes of thinking and maxims of government which have grown up within itself, is so certain to go wrong.
The first indeed of our disqualifications, our conceit of ourselves, is certainly diminishing. Our governing classes are now quite accustomed to be told that the institutions which they thought must suit all mankind since they suited us, require far greater alteration than they dream of to be fit even for ourselves. When they were told this, they have long been in the habit of answering, that whatever defects these institutions may have in theory, they are suited to the opinions, the feelings, and the historical antecedents of the English people. But mark how little they really mean by this vindication. If suitability to the opinions, feelings, and historical antecedents of those who live under them is the best recommendation of institutions, it ought to have been remembered, that the opinions, feelings, and historical antecedents of the Irish people are totally different from, and in many respects contrary to those of the English; and that things which in England find their chief justification in their being liked, cannot admit of the same justification in a country where they are detested. But the reason which recommends institutions to their own supporters, and that which is used to stop the mouths of opponents, are far from being always one and the same.
Let us take as an example, that one of our institutions which has the most direct connexion with the worst practical grievances of Ireland; absolute property in land, the land being engrossed by a comparatively small number of families. I am not going to discuss this institution, or to express, on the present occasion, any opinion about its abstract merits. Let these, if we will, be transcendant—let it be the best and highest form of agricultural and social economy, for anything I mean to say to the contrary. But I do say that this is not self-evident. It is not one of the truths which shine so brilliantly by their own light, that they are assented to by every sane man the moment he understands the words in which they are conveyed. On the contrary, what present themselves the most obviously at the first aspect of this institution are the objections to it. That a man should have absolute control over what his own labour and skill have created, and even over what he has received by gift or bequest from those who created it, is recommended by reasons of a very obvious character, and does not shock any natural feeling. Moveable property can be produced in indefinite quantity, and he who disposes as he likes of anything which, it can fairly be argued, would not have existed but for him, does no wrong to any one. It is otherwise with regard to land, a thing which no man made,[*] which exists in limited quantity, which was the original inheritance of all mankind, and which whoever appropriates, keeps others out of its possession. Such appropriation, when there is not enough left for all, is at the first aspect, an usurpation on the rights of other people. And though it is manifestly just that he who sows should be allowed to reap, this justice, which is the true moral foundation of property in land, avails little in favour of proprietors who reap but do not sow, and who assume the right of ejecting those who do. When the general condition of the land of a country is such as this, its title to the submission and attachment of those whom it seems to disinherit, is by no means obvious. It is a state of things which has great need of extrinsic recommendations. It requires to be rooted in the traditions and oldest recollections of the people; the landed families must be identified with the religion of the country, with its nationality, with its ancient rulers, leaders, defenders, teachers, and other objects of gratitude and veneration, or at least of ungrudging obedience.
These conditions have been found, in some considerable measure, or at all events, nothing contrary to them has been found, for many centuries, in England. All that is most opposite to them has at all times existed in Ireland. The traditions and recollections of native Irish society are wholly the contrary way. Before the Conquest, the Irish people knew nothing of absolute property in land. The land virtually belonged to the entire sept; the chief was little more than the managing member of the association. The feudal idea, which views all rights as emanating from a head landlord, came in with the conquest, was associated with foreign dominion, and has never to this day been recognised by the moral sentiments of the people. Originally the offspring not of industry but of spoliation, the right has not been allowed to purify itself by protracted possession, but has passed from the original spoliators to others by a series of fresh spoliations, so as to be always connected with the latest and most odious oppressions of foreign invaders. In the moral feelings of the Irish people, the right to hold the land goes, as it did in the beginning, with the right to till it. Since the last confiscations,[*] nearly all the land has been owned from generation to generation with a more absolute ownership than exists in almost any other country (except England), by landlords (mostly foreigners, and nearly all of a foreign religion) who had less to do with tilling it, who had less connexion with it of any useful kind—or indeed of any kind, for a large proportion did not even reside on it—than the landowners of any other known country. There are parts of Europe, such as East Prussia, where the land is chiefly owned in large estates, but where almost every landowner farms his own land. In Ireland, until a recent period, any one who knew the country might almost have counted those who did anything for their estate but consume its produce. The landlords were a mere burthen on the land. The whole rental of the country was wasted in maintaining, often in reckless extravagance, people who were not nearly as useful to the hive as the drones are, and were entitled to less respect. These are the antecedents of Irish history in respect to property in land. Let any Englishman put himself in the position of an Irish peasant, and ask himself whether, if the case were his own, the landed property of the country would have any sacredness to his feelings. Even the Whiteboy and the Rockite, in their outrages against the landlord, fought for, not against, the sacredness of what was property in their eyes; for it is not the right of the rent-receiver, but the right of the cultivator, with which the idea of property is connected in the Irish popular mind.
These facts being notorious, and the feelings engendered by them being, in part at least, perfectly reasonable in the eyes of every civilized people in the world except England, it is a characteristic specimen of the practical good sense by which England is supposed to be distinguished, that she should persist to this hour in forcing upon a people with such feelings, and such antecedents, her own idea of absolute property in land. If those who created English manufactures, commerce, navigation, and dominion, to say nothing of English literature and science, had gone to work in this style—had shown this amount of judgment in the adaptation of means to ends—England would at the present time have been in something like the condition of the Papal territory, or of Spain.
Thus much as to the harmony of certain English institutions with the feelings and prepossessions of the Irish people, which, according to the received doctrine of our historical Conservatives, is the first point to be considered in either retaining old institutions or introducing new. But now, apart from the question of acceptability to Ireland, let us consider whether our own laws and usages, at least in relation to land, are the model we should even desire to follow in governing Ireland; whether the circumstances of the two countries are sufficiently similar, to warrant the belief, that things which may work well, or may not be fatally destructive to prosperity, in England, will be useful or innocuous, even if voluntarily accepted by the people of the neighbouring island.
What are the main features in the social economy of Ireland? First, it is a country wholly agricultural. The entire population, with some not very important exceptions, cultivates the soil, or depends for its subsistence on cultivation. In this respect, if all the countries of Europe except Russia were arranged in a scale, Ireland would be at one extremity of the scale, England and Scotland at the other. In Great Britain, not more than a third of the population subsists by agriculture. In most countries of the Continent a great majority do so, though in no country but Russia so great a majority as in Ireland. Ireland, therefore, in this essential particular, bears more resemblance to almost any other country in Europe than she does to Great Britain.
When the agricultural population are but a fraction of the entire people; when the commercial and manufacturing development of the country leaves a large opening for the children of the agriculturists to seek and find subsistence elsewhere than on the soil; a bad tenure of land, though always mischievous, can in some measure be borne with. But when a people have no means of sustenance but the land, the conditions on which the land can be occupied, and support derived from it, are all in all. Now, under an apparent resemblance, those conditions are radically different in Ireland and in England. In England the land is rented and cultivated by capitalist farmers; in Ireland, except in the grazing districts, principally by manual labourers, or small farmers in nearly the same condition in life. The multitude of other differences which flow from this one difference, it would be too prolix to detail. But (what is still more important), in Ireland, where the well-being of the whole population depends on the terms on which they are permitted to occupy the land, those terms are the very worstδ in Europe. There are many other countries in which the land is owned principally in large masses, and farmed in great part by manual labourers. But I doubt if there be now any other part of Europe where, as a general rule, these farm-labourers are entirely without a permanent interest in the soil. The serfs certainly were not; they could not be turned out of their holdings. The métayers in France, before the Revolution, could; and their wretchedness, accordingly, was the bye-word of Europe. There are still métayers in France, but those of them who have not, as many have, other land of their own in full property, are still the disturbing element of rural society. The departments which returned Socialist deputies to the Assemblies of 1848 and 1849 were chiefly those in which métayerism still lingered. The métayers of Italy are, by a custom, as binding as law, irremovable so long as they fulfil their contract. The Prussian peasants, even before the beneficent enfranchising legislation of Stein and Hardenberg,[*] had positive rights in the soil which they could not be deprived of. It is only in parts of Belgium that it is a frequent practice for small farmers to hold from large proprietors, with no other legal protection than the stipulations of a short lease: but their truly admirable industry owes its vigour to the fact that small landed properties are always to be had for money, at prices which they can hope to save. They, moreover, live in the midst of a large and thriving manufacturing industry, which takes off the hands that might otherwise compete unduly for the soil. In Ireland alone the whole agricultural population can be evicted by the mere will of the landlord, either at the expiration of a lease, or, in the far commoner case of their having no lease, at six months’ notice. In Ireland alone the bulk of a population dependent wholly on the land, cannot look forward with confidence to a single year’s occupation of it: while the sole outlet for the dispossessed cultivators, or for those whose competition raises the rents against the cultivators, is expatriation. So long as they remain in the country of their birth, their support must be drawn from a source for the permanence of which they have no guarantee, and the failure of which leaves them nothing to depend on but the poor-house.
In one circumstance alone England and Ireland are alike: the cultivated area of both countries is owned in large estates by a small class of great landlords. In the opinion of great landlords, and of the admirers of the state of society which produces them, this is enough: the interest and the wisdom of the landlords may be implicitly relied on for making everybody comfortable. Great landlords can do as they like with their estates, on this side of St. George’s Channel; English landlords are absolute masters of the conditions on which they will let their land; and why should not Irish landlords be so? But in the first place, English landlords do not let their land to a labourer, but to a capitalist farmer, who is able to take care of his own interest. The capitalist has not to choose between the possession of a farm and destitution; the labourer has. This element subverts the whole basis on which the letting of farms, as a business transaction, and the foundation of a national economy, requires to rest. The capitalist farmer will beware of offering a rent that will leave him no profit; the peasant farmer will promise any amount of rent, whether he can pay it or not. England, moreover, not being a purely agricultural, but a commercial country, even great landlords learn to look at the management of estates in a somewhat commercial spirit, and can see their own advantage (where the love of political influence does not binterfereb ) in making it the interest of the tenant to improve the land; or, if they can afford to do so, will often improve it for him. An average Irish landlord, instead of improving his estate, does not even put up the fences and farm-buildings which everywhere else it is the landlord’s business to provide; they are left to be erected by the labourer-tenant for himself, and are such as a labourer-tenant is able to erect. If a tenant here and there is able and willing to make them a little better than ordinary, or to add in any other manner to the productiveness and value of the farm, there is nothing to prevent the landlord from waiting till it is done, and then seizing on the result, or requiring from the tenant additional rent for the use of the fruits of his own labour; and so many landlords even of high rank are not ashamed to do this, that it is evident their compeers do not think it at all disgraceful. It is usual to impute the worst abuses of Irish landlordism to middlemen. Middlemen are rapidly dying out, but there was lately a middleman[*] in the county of Clare, under whose landlordship Irish peasants, by their labour and their scanty means, reclaimed a considerable tract on the sea-coast, and founded thereon the flourishing watering-place of Kilkee. The middleman died, his lease fell in, and the tenants fancied that they should now be still better off; but the head landlord, the Marquis cofc Conyngham, at once put on rents equal to the full value of the improvements* (in some instances an increase of 700 per cent), and not content with this, pulled down a considerable portion of the town, reduced its population from 1879 to 950, and drove out the remainder to wander about Ireland, or to England or America, and swell the ranks of the bitter enemies of Great Britain.* Did the interest, any more than the good feelings, of this landlord, prevent him from destroying this remarkable creation of industry, and giving its creators cause bitterly to repent that they had ever made it? What might not be hoped from a people who had the energy and enterprise to create a flourishing town under liability to be robbed? And to what sympathy or consideration are those entitled who avail themselves of a bad law to perpetrate what is morally robbery?
When Irishmen ask to be protected against deeds of this description, they are told that the law they complain of is the same which exists in England. What signifies it that the law is the same, if opinion and the social circumstances of the country are better than the law, and prevent the oppression which the law permits? It is bad that one can be robbed in due course of law, but it is greatly worse when one actually is. England, with her capitalist farmers and her powerful public opinion, can afford to leave improper power in the hands of her great landlords—not, indeed, without serious evil to her agricultural population, the state of dwhomd is generally felt to be the most peccant part of her social condition; not without evil to all over whom power is exercised through the votes of that population; but yet without hindrance to the attainment, by the nation as a whole, of great wealth and prosperity. Ireland is very differently circumstanced. When, as a general rule, the land of a country is farmed by the very hands that till it, the social economy resulting is intolerable, unless either by law or custom the tenant is protected against arbitrary eviction, or arbitrary increase of rent. Nor is there any country of Western Europe save England (unless Spain be an exception) which, if Ireland had belonged to it, would not before this time have seen and acted on that principle; because there is not one which is not familiar with the principle and its bearings, from ample experience. England alone is without such experience of its own, and knows and cares too little about foreign countries to benefit by theirs.
At a particular moment of the revolutionary war, a French armament, led by the illustrious Hoche, was only prevented by stress of weather from effecting a landing in Ireland. At that moment it was on the cards whether Ireland should not belong to France, or at least be organized as an independent country under French protection. Had this happened, does any one believe that the Irish peasant would not have become even as the French peasant? When the great landowners had fled, as they would have fled, to England, every farm on their estates would have become the property of the occupant, subject to some fixed payment εto the State. Ireland would then have been in the condition in which small farming, and tenancy by manual labourers, are consistent with good agriculture and public prosperity. The small holder would have laboured for himself and not for others, and his interest would have coincided with the interest of the country in making every plot of land produce its utmost. What Hoche would have done for the Irish peasant, or its equivalent, has still to be done; and any government which will not do it does not fulfil the rational and moral conditions of a government. There is no necessity that it should be done as Hoche would most likely have done it, without indemnity to the losers. A few years ago it might not have been necessary to do as much as he would have done. The distribution of the waste land in peasant properties might then have sufficed. Perhaps even such small measures as that of securing to tenants a moderate compensation, in money or by length of lease, for improvements actually made, and abolishing the unjust privilege of distraining for rent, might have appeased or postponed disaffection, and given to great-landlordism a fresh term of existence. But such reforms as these, granted at the last moment, would hardly give a week’s respite from active disaffection. The Irish are no longer reduced to take anything they can get. They have acquired the sense of being supported by prosperous multitudes of their countrymen on the opposite side of the Atlantic. These it is who will furnish the leaders, the pecuniary resources, the skill, the military discipline, and a great part of the effective force, in any future Irish rebellion: and it is the interest of these auxiliaries to refuse to listen to any form of compromise, since no share of its benefits would be for them, while they would lose the dream of a place in the world’s eye as chiefs of an independent republic. With these for leaders, and a people like the Irish, always ready to trust implicitly those whom they think hearty in their cause, no accommodation is henceforth possible which does not give the Irish peasant all that he could gain by a revolution—permanent possession of the land, subject to fixed burthens. Such a change may be revolutionary; but revolutionary measures are the thing now required. It is not necessary that the revolution should be violent, still less that it should be unjust. It may and it ought to respect existing pecuniary interests which have the sanction of law. An equivalent ought to be given for the bare pecuniary value of all mischievous rights which landlords or any others are required to part with. But no mercy ought to be shown to the mischievous rights themselves; no scruples of purely English birth ought to stay our hands from effecting, since it has come to that, a real revolution in the economical and social constitution of Ireland. In the completeness of the revolution will lie its safety. Anything less than complete, unless as a step to completion, will give no help. There has been a time for proposals to effect this change by a gradual process, by encouragement of voluntary arrangements; but the volume of the Sibyl’s books which contained them has been burned. If ever, in our time, Ireland is to be a consenting party to her union with England, the changes must be so made that the existing generation of Irish farmers shall at once enter upon their benefits. The rule of Ireland now rightfully belongs to those who, by means consistent with justice, will make the cultivators of the soil of Ireland the owners of it; and the English nation has got to decide whether it will be that just ruler or not.
Englishmen are not always incapable of shaking off insular prejudices, and governing another country according to its wants, and not according to common English habits and notions. It is what they have had to do in India; and those Englishmen who know something of India, are even now those who understand Ireland best. Persons who know both countries, have remarked many points of resemblance between the Irish and the Hindoo character; there certainly are many between the agricultural economy of Ireland and that of India. But, by a fortunate accident, the business of ruling India in the name of England did not rest with the Houses of Parliament or the offices at Westminster; it devolved on men who passed their lives in India, and made Indian interests their professional occupation. There was also the advantage, that the task was laid upon England after nations had begun to have a conscience, and not while they were sunk in the reckless savagery of the middle ages. The English rulers, accordingly, reconciled themselves to the idea that their business was not to sweep away the rights they found established, or wrench and compress them into the similitude of something English, but to ascertain what they were; having ascertained them, to abolish those only which were absolutely mischievous; otherwise to protect them, and use them as a starting point for further steps in improvement. This work of stripping off their preconceived English ideas was at first done clumsily and imperfectly, and at the cost of many mistakes; but as they honestly meant to do it, they in time succeeded, and India is now governed, if with a large share of the ordinary imperfections of rulers, yet with a full perception and recognition of its differences from England. What has been done for India has now to be done for Ireland; and as we should have deserved to be turned out of the one, had we not proved equal to the need, so shall we to lose the other.
It is not consistent with self-respect, in a nation any more than in an individual, to wait till it is compelled by uncontrollable circumstances to resign that which it cannot in conscience hold. Before allowing its government to involve it in another repetition of the attempt to maintain English dominion over Ireland by brute force, the English nation ought to commune with its conscience, and solemnly reconsider its position. ζIf England is unable to learn what has to be learnt, and unlearn what has to be unlearnt, in order to make her rule willingly accepted by the Irish people; or, to look at the hypothesis on its other side, if the Irish are incapable of being taught the superiority of English notions about the way in which they ought to be governed, and obstinately persist in preferring their own; if this supposition, whichever way we choose to turn it, is true, are we the power which, according to the general fitness of things and the rules of morality, ought to govern Ireland? If so, what are we dreaming of, when we give our sympathy to the Poles, the Italians, the Hungarians, the Servians, the Greeks, and I know not how many other oppressed nationalities? On what principle did we act when we renounced the government of the Ionian Islands?[*]
It is not to fear of consequences, but to a sense of right, that one would wish to appeal on this most momentous question. Yet it is not impertinent to say, that to hold Ireland permanently by the old bad means is simply impossible. Neither Europe nor America would now bear the sight of a Poland across the Irish Channel. Were we to attempt it, and a rebellion, so provoked, could hold its ground but for a few weeks, there would be an explosion of indignation all over the civilized world; on this single occasion Liberals and Catholics would be unanimous; Papal volunteeers and Garibaldians would fight side by side against us for the independence of Ireland, until the many enemies of British prosperity had time to complicate the situation by a foreign war. Were we even able to prevent a rebellion, or suppress it the moment it broke out, the holding down by military violence of a people in desperation, constantly struggling to break their fetters, is a spectacle which Russia is still able to give to mankind, because Russia is almost inaccessible to a foreign enemy; but the attempt could not long succeed with a country so vulnerable as England, having territories to defend in every part of the globe, and half her population dependent on foreign commerce. Neither do I believe that the mass of the British people, those who are not yet corrupted by power, would permit the attempt. The prophets who, judging, I presume, from themselves, always augur the worst of the moral sentiments of their countrymen, are already asseverating that, whether right or wrong, the British people would rather devastate Ireland from end to end and root out its inhabitants, than consent to its separation from England. If we believe them, the people of England are a kind of bloodhounds, always ready to break loose and perpetrate Jamaica horrors, unless they, and their like, are there to temper and restrain British brutality. This representation does not accord with my experience. I believe that these prophecies proceed from men who seek to make their countrymen responsible for what they themselves are burning to commit; and that the rising power in our affairs, the democracy of Great Britain, is opposed, on principle, to holding any people in subjection against their will. The question was put, some six months ago, to one of the largest and most enthusiastic public meetings ever assembled in London under one roof—“Do you think that England has a right to rule over Ireland if she cannot make the Irish people content with her rule?” and the shouts of “No!” which burst from every part of that great assemblage, will not soon be forgotten by those who heard them.[*] An age when delegates of working men meet in European Congresses to concert united action for the interests of labour, is not one in which labourers will cut down labourers at other people’s bidding. The time is come when the democracy of one country will join hands with the democracy of another, rather than back their own ruling authorities in putting it down. I shall not believe, until I see it proved, that the English and Scotch people are capable of the folly and wickedness of carrying fire and sword over Ireland in order that their rulers may govern Ireland contrary to the will of the Irish people. That they would put down a partial outbreak, in order to get a fair trial for a system of government beneficent and generally acceptable to the people, I readily believe; nor should I in any way blame them for so doing.ζ
Let it not, however, be supposed that I should regard either an absolute or a qualified separation of the two countries, otherwise than as a dishonour to one, and a serious misfortune to both. It would be a deep disgrace to us, that having the choice of, on the one hand, a peaceful legislative revolution in the laws and rules affecting the relation of the inhabitants to the soil, or on the other, of abandoning a task beyond our skill, and leaving Ireland to rule herself, incapacity for the better of the two courses should drive us to the worse. For that it would be greatly the worse even for Ireland, many Irishmen, even Irish Catholics, are probably still calm enough to perceive, if but good government can be had without it.η
The mere geographical situation of the two countries makes them far more fit to exist as one nation than as two. Not only are they more powerful for defence against a foreign enemy combined than separate, but, if separate, they would be a standing menace to one another. Parted at the present time and with their present feelings, the two islands would be, of all countries in Europe, those which would have the most hostile disposition towards one another. Too much bitter feeling still remains between England and the United States, more than eighty years after separation; and Ireland has suffered from England, for many centuries, evils compared with which the greatest grievances of the Americans were, in all but their principle, insignificant. The persevering reciprocation of insults between English and American newspapers and public speakers has, before now, brought those two countries to the verge of a war; would there not be even more of this between countries still nearer neighbours, on the morrow of an unfriendly separation? In the perpetual state of irritated feeling thus kept up, trifles would become causes of quarrel. Disputes more or less serious, even collisions, would be for ever liable to occur. Ireland, therefore, besides having to defend herself against all other enemies, internal and external, without English help, would feel obliged to keep herself always armed and in readiness to fight England.θιAn Irishman must have a very lofty idea of the resources of his country who thinks that this load upon the Irish taxpayer would be easily borne. A war-tax assessed upon the soil, for want of other taxable material, would be no small set-off against what the peasant would gain even by the entire cessation of rent. The burthen of the necessity of being always prepared for war, was no unimportant part of the motive which made the Northern States of America prefer a war at once to allowing the South to secede from the Union. Yet the necessity would not have weighed so heavily on them as it would on Ireland, because they were both the most powerful half of the American Union and the richest. To England, the necessity of being always in a state of preparation against Ireland would be comparatively a less inconvenience, because she already has to maintain, for defence against foreigners, a force that would in general suffice for both purposes. But Ireland would have to create both a fleet and an army; and, after all that could be done, so oppressive would be her sense of insecurity, that she would probably be driven to compromise her newly acquired independence, and seek the protection of alliances with Continental powers.ικFrom that moment she would, in addition to her own wars, be dragged into a participation in theirs. Were she to choose the smaller evil, and remain free from any permanent entanglement, all enemies of Great Britain would not the less confidently look forward to an Irish alliance, and to being allowed to use Ireland as a basis of attack against Great Britain. Ireland would probably become, like Belgium formerly, one of the battle-fields of European war: while she would be in not unreasonable fear lest England should anticipate the danger, by herself occupying Ireland with a military force at every commencement of hostilities. On the part of England, the pacific character which English policy has assumed precludes any probability of aggressive war; but the ejected Irish higher classes (for ejected they could scarcely fail to be) would form an element hostile to Ireland on this side of the Irish Sea, which would be to the Irish Republic what the émigrés at Coblentz were to revolutionary France. In all this I am supposing that Ireland would succeed in establishing a regular and orderly government: but suppose that she failed? Suppose that she had to pass through an interval of partial anarchy first? What if there were a civil war between the Protestant and Catholic Irish, or between Ulster and the other provinces? Is it in human nature that the sympathies of England should not be principally with the English Protestant colony, and would not she either help that side, or be constantly believed to be on the point of helping it? For generations it is to be feared that the two nations would be either at war, or in a chronic state of precarious and armed peace, each constantly watching a probable enemy so near at hand that in an instant they might be at each other’s throat.κλBy this state of their relations it is almost superfluous to say that the poorer of the two countries would suffer most. To England it would be an inconvenience; to Ireland a public calamity, not only in the way of direct burthen, but by the paralyzing effect of a general feeling of insecurity upon industrial energy and enterprise.
But there is a contingency beyond all this, from the possibility of which we ought not to avert our eyes. Ireland might be invaded and conquered by a great military power. She might become a province of France. This is not the least likely thing to befal her, if her independence of England should be followed by protracted disorders, such as to make peaceably disposed persons welcome an armed pacificator capable of imposing on the conflicting parties a common servitude. How bitter such a result of all their struggles ought to be to patriotic Irishmen, I will not stop to show. But I ask any patriotic Englishman what he would think of such a prospect; and whether he is disposed to run the risk of it, in order that a few hundred families of the upper classes may continue to possess the land of Ireland, instead of its pecuniary value.
All this evil, it may be thought, could be prevented by agreeing beforehand upon a close alliance and perpetual confederacy between the two nations. But is it likely that the party which had effected a separation in home affairs, would desire or consent to unity in foreign relations? A confederacy is an agreement to have the same friends and enemies, and can only subsist between peoples who have the same interests and feelings, and who, if they fight at all, would wish to fight on the same side. Great Britain and Ireland, if all community of interest between them were cut off, would generally prefer to be on contrary sides. In any Continental complications, the sympathies of England would be with Liberalism; while those of Ireland are sure to be on the same side as the Pope[*] —that is, on the side opposed to modern civilization and progress, and to the freedom of all except Catholic populations held in subjection by non-Catholic rulers. Besides, America is the country with which we are at present in most danger of having serious difficulties; and Ireland would be far more likely to confederate with America against us, than with us against America.μνSome may say that this difference of national feeling, if an obstacle to alliance, is, à fortiori, a condemnation of union. But even the most Catholic of Irishmen may reasonably consider that Irish influence in the British Parliament is a great mitigator of British hostility to things with which Ireland sympathizes; that a Pro-Catholic element in the House of Commons, which no English Government can venture to despise, helps to prevent the whole power of Great Britain from being in the hands of the Anti-Catholic element still so strong in England and Scotland. If there is any party in Great Britain which would not have cause to regret the separation of Ireland, it is the fanatical Protestant party. It may well be doubted if an independent Ireland could in any way give such effective support to any cause to which Ireland is attached, as by the forbearance and moderation which her presence in British councils imposes upon the power which would be likeliest, in case of conflict, to lead the van of the contrary side.ν
I see nothing that Ireland could gain by separation which might not be obtained by union, except the satisfaction, which she is thought to prize, of being governed solely by Irishmen—that is, almost always by men with a strong party animosity against some part of her population: unless indeed the stronger party began its career of freedom by driving the whole of the weaker party beyond the seas. In return, Irishmen would be shut out from all positions in Great Britain, except those which can be held by foreigners. There would be no more Irish prime-ministers, Irish commanders-in-chief, Irish generals and admirals in the British army and fleet. Not in Britain only, but in all Britain’s dependencies—in India and the Colonies, Irishmen wouldεthenceforthε be on the footing of strangers. The loss would exceed the gain, not only by calculation, but in feeling. The first man in a small country would often gladly exchange positions with the fourth or fifth in a great one.
But why, it may be asked, cannot Ireland remain united with the British Crown by a mere personal tie, having the management of her own affairs, as Canada has, though a part of the same empire?[*] Or why may not Great Britain and Ireland be joined as Austria and Hungary are, each with its own separate administration and legislature, and an equal voice in the joint concerns of both?[†] I answer: The former of these relations would be to Ireland a derogation, a descent from even her present position. She is now at least a part of the governing country. She has something to say in the general affairs of the empire. Canada is but a dependency, with a provincial government, allowed to make its own laws and impose its taxes, but subject to the veto of the mother-country and not consulted at all about alliances or wars, in which it is nevertheless compelled to join. An union such as this can only exist as a temporary expedient, between countries which look forward to separation as soon as the weaker is able to stand alone, and which care not much how soon it comes. This mode of union, moreover, is still recent; it has stood no trials; it has not yet been exposed to the greatest trial—that of war. Let war come, by an act of the British Government in which Canada is not represented, and from a motive in which Canada is not concerned, and how long will Canada be content to share the burthens and the dangers? Even in home affairs, Ireland would not relish the position of Canada. The veto of the Crown is virtually that of the British Parliament; and though it might, as in the case of Canada, be discreetly confined to what were considered imperial questions, the decision what questions were imperial would rest with the country in whose councils Ireland would no longer have a voice. It is very improbable that the veto would stop at things which, in the opinion of the subordinate country, were proper subjects for it. Canada is a great way off, and British rulers can tolerate much in a place from which they are not afraid that the contagion may spread to England. But Ireland is marked out for union with England, if only by this, that nothing important can take place in the one without making its effects felt in the other. If the British Parliament could sufficiently shake off its prejudices to use the veto on Irish legislation rightly, it could shake them off sufficiently to legislate for Ireland rightly, or to allow the Irish, as it already allows the Scotch members, to transact the business of their own country mainly by themselves.
These objections would not apply to an equal union, like that which has recently been agreed upon between Austria and Hungary. In that there is nothing humiliating to the pride of either country. But if the Canadian system has had but a short trial, the dual system of Austria and Hungary has had none. It has existed only a bare twelvemonth.
Hungary, it is true, has been much longer attached by a personal bond to the reigning family of Austria, and Hungary had a Constitution, with some of the elements of freedom; but Austria had not. The difficulty of keeping two countries together without uniting them, begins with constitutional liberty. Countries very dissimilar in character, and even with some internal freedom, may be governed as England and Scotland were by the Stuarts, so long as the people have only certain limited rights, and the government of the two countries practically resides in a single will above them both. The difficulty arises when the unforced concurrence of both nations is required for the principal acts of their government. This relation, between Austria and Hungary, never existed till now.οπIf an arrangement so untried and so unexampled be happily permanent—if it resist the chances of incurable difference of opinion on the subjects reserved for joint deliberation, foreign relations, finances, and war—its success will be owing to circumstances almost peculiar to the particular case, and which certainly do not exist between Great Britain and Ireland. In the first place, the two countries are nearly equal in military resources and prowess. They have fairly tried themselves against one another in open war, and know that neither can conquer the other without foreign aid. In the next place, while each is equally formidable to the other, each stands in need of the other for its own safety; neither is sufficient to itself for maintaining its independence against powerful and encroaching neighbours. Lastly, they do not start with hostile feelings in the masses of either country towards the other. Hungary has not the wrongs of centuries to revenge; her direct injuries from Austria never reached the labouring classes, but were confined to portions of society whose conduct is directed more by political interest than by vindictive feeling. The reverse of all this is true between Great Britain and Ireland. The most favourable of all combinations of circumstances for the success and permanence of an equal alliance between independent nations under the same crown, exists between Hungary and Austria, the least favourable between England and Ireland.πρNor let it be said that these reasons against an equal alliance are reasons à fortiori against union. The only one of them of which this could be said is the alienation of feeling, and this, if the real grounds of bitterness were removed, the close intercourse and community of interest engendered by union would more and more tend to heal: while the natural tendency of separation, either complete or only partial, would be to estrange the countries from each other more and more.ρσIt may be added, that the Hungarian population, which has so nobly achieved its independence, has been trained from of old in the management of the details of its affairs, and has shown, in very trying circumstances, a measure of the qualities which fit a people for self-government, greater than has yet been evinced by Continental nations in many other respects far more advanced. The democracy of Ireland, and those who are likely to be its first leaders, have, at all events, yet to prove their possession of qualities at all similar.
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Author John Stuart Mill
Translation - German England und Irland
„Was sollte mit Irland geschehen?“ – Zumindest einmal in jeder Generation stellt sich diese Frage, um den Räten [councils] Kopfzerbrechen zu bereiten und das Gewissen der britischen Nation zu plagen. Gegenwärtig stellt sie sich mit ungekanntem Nachdruck, verbunden mit der zusätzlichen Schwierigkeit, dass niemand mit ihr rechnete. Unzufriedenheit und mangelnde Loyalität der Iren sind gewiss bekannte Tatsachen; auch hat es unter uns immer jene gegeben, die sie gern als Makel oder aus einer Schwäche des irischen Charakters erklärten.
Liberale Engländer hingegen hatten als deren Ursache stets eine Vielzahl fortbestehender Ungerechtigkeiten gesehen. Aus mehr oder weniger niederträchtigen Motiven wurde Irland von England über lange Zeit ins Joch gezwungen. Einer gut bekannten Rechnung zufolge ist das ganze Territorium der Insel dreimal konfisziert worden. Ein Teil des Landes wurde weggenommen, damit sich mächtige Engländer und deren irische Verbündete bereichern; ein weiterer Teil, um eine feindliche Kirche [hostile hierarchy] auszustatten; der Rest hingegen ging an englische und schottische Siedler, die es als Bollwerk gegen die Iren nutzten und nutzen sollten. Das irische Gewerbe, ausgenommen das Leinengewerbe, welches hauptsächlich Siedler ausübten, wurde mit der klaren Absicht zerstört, englischen Manufakturen einen Vorteil zu verschaffen. Unter Bruch der der katholischen Armee in Limerick gegebenen Zusage wurde die große Mehrheit der einheimischen Iren, die alle dem katholischen Glauben zugehörten, ihrer gesamten politischen und des Großteils ihrer Bürgerrechte beraubt. Ihr Existenzrecht bestand darin, den Boden mit Spaten oder Pflügen zu bearbeiten und ihren gestrengen Herren die Pacht zu entrichten. Eine Nation, die ihre Untergebenen auf diese Art behandelt, kann nicht erwarten, von ihnen geliebt zu werden. Es ist nicht nötig, mildernde Umstände zu erörtern, welche ein Fürsprecher mehr oder weniger zu Recht vorbringen würde, um die Last dieser Ungerechtigkeit vom englischen Gewissen zu nehmen. Welchen Wert diese Umstände in unseren Augen auch immer haben mögen, in den Augen der Iren waren sie keine mildernden und konnte keine mildernden sein. Außer der tatsächlichen Entvölkerung und Verödung sowie der unmittelbaren Versklavung der Einwohner wurde kaum etwas unterlassen, das einem Volk Anlass dafür geben könnte, seine Eroberer zu verabscheuen. Aber diese berechtigten Gründe der Illoyalität waren nun, so wurde geglaubt, endlich beseitigt. Die Eifersucht auf die irische Wirtschaft und das irische Unternehmertum hatte sich seit langem gelegt und alle Handelsvorteile im Verhältnis beiden Länder waren abgeschafft. Der katholischen Bevölkerung hatte man die Bürgerrechte zurückgegeben und ihre politischen Benachteiligungen sind (bis ein oder zwei unbedeutende Ausnahmen) aufgehoben worden. Die Erträge des beruflichen und des politischen Lebens in Irland, England und jedem britischen Schutzgebiet kommen nunmehr, per Gesetz und in Wirklichkeit, katholischen wie auch protestantischen Iren zu. Die fremde Kirche gibt es in der Tat immer noch. Sie wird aber nicht mehr durch Abgaben katholischer Ackerbauern unterstützt; aus diesen Abgaben ist ein Zusatz zur Pacht geworden, die sie den zumeist protestantischen Grundherren entrichten. Die Enteignungen sind nicht aufgehoben, aber viel Zeit ist ins Land gegangen, sodass nun – in der Meinung vernünftiger Männer – die Aufhebung eines Unrechts ein weiteres Unrecht bedeuten würde. Im Unterhaus sind die Vertreter der irischen Katholiken eine Macht, die zuweilen hinreicht, um das Kräfteverhältnis zu bestimmen. Die kleinen und großen Beschwerden der Iren werden geduldig, wenn auch nicht immer respektvoll vernommen; lassen sie eine Lösung zu, die den Engländern vernünftig erscheint, dann werden sie ihren Widerwillen, diese umzusetzen, aufgeben. Warum ist dann, so fragen sogar liberal gesinnte Engländer, Irland verstimmt? Was ist eigentlich von dem noch übrig, das zu Verärgerung führen könnte? Weil sie glaubten, dass Unzufriedenheit nicht mehr vernünftig ist, waren sie der Überzeugung, dass sie aufgehört hat, möglich zu sein. All die Missstände, welche Untergebene gegen ihre Herren aufbringen könnten, waren, so dachten sie, seit langem verschwunden. Auch hat die Natur– in diesem Falle nicht freundlich gestimmt, sondern aus einer ihrer grausamsten Gemütslagen heraus – dafür gesorgt, das Gewissen der englischen Herrscher über Irland zu erleichtern. Ein Volk, von dem laut des Berichts der Royal Commission jedes Jahr für mehrere Wochen zweiundhalb Million Menschen beständig Hunger litten, bot einen Anblick, der in einer Nation, die mit absoluter Macht über sie regierte, einige Bedenken hätte erregen können. Aber der Todesengel trat herbei und beseitigte dieses Gespenst vor unseren Toren. Eine fürchterliche Hungersnot, gefolgt von einer beispiellosen und dauerhaften Auswanderung, hatte durch Entlastung des Arbeitsmarktes diese extreme Armut vermindert, die ein Volk, indem es in Hoffnungslosigkeit verfällt, selbst, wie wir glaubten, gegenüber einer milden und gerechten Regierung bitter stimmt. Irland sei nunmehr nicht nur gut regiert sondern wohlhabend und auf einem guten Weg. Gewiss seien die Probleme, die Irland der britischen Nation bereitet hatte, nunmehr gelöst.
Wie ein Donnerschlag aus heiterem Himmel kam der Fenianismus über ein Volk, oder zumindest über dessen Ober- und Mittelklasse, das sich in diesem Wolkenkuckucksheim eingerichtet hatte. Er kam unvorhergesehen und unverstanden – er traf ein Volk, völlig unfähig, ihm zu begegnen und ihn zu bewältigen. Die Unzufriedenheit, die sie sich selbst schmeichelnd glaubten kuriert zu haben, zeigte sich plötzlich noch stärker, gewalttätiger, skrupelloser und umfassender als je zuvor. Die Bevölkerung ist geteilt zwischen jenen, die dem Fenianismus Erfolg wünschen, und jenen, die seine Verbitterung teilen, obwohl sie seine Mittel und womöglich auch seine Ziele ablehnen. In Irland selbst mit Gewalt unterdrückt, erscheint der Aufstand vor unseren Türen und verbreitet Tod unter jenen, deren Provokation allein darin besteht, als Engländer geboren zu sein. So tödlich ist der Hass, dass er allein zu dem Zweck, uns zu schaden, alles riskiert, wobei die Aussicht, damit seine Sache zu befördern, gering oder nichtig ist. Unsere Regierenden sind unfähig, diesem neuen Ausbruch von Feindseligkeit zu begegnen, weil sie nicht verstehen können, dass ihr eigenes Tun irgendwie Anlass dafür gegeben hatte. Sie waren mit einer Geisteshaltung konfrontiert, derzufolge weder die Regierung, die wir für gut, noch jene, die wir für schlecht halten, tolerieren werden kann. Auch sind sie nicht geschult, derart schwierige Probleme zu bewältigen. Ihre Staatskunst ist schlecht, ihr Gewissen aber gut. Denn der Aufstand ist, wie sie glauben, keiner der Unzufriedenheit oder des Leidens – er ist ein Aufstand für eine Idee: der Idee der Nation. Ach, die selbstzufriedene Ignoranz verantwortungsloser Regierender, ob nun Monarchen, Klassen oder Nationen! Wenn es irgendetwas Traurigeres gibt als die Kalamität selber, so ist es die eindeutige Aufrichtigkeit und Gutgläubigkeit, mit der viele Engländer einräumen, sie nicht verstehen zu können. Sie wissen nicht, dass die Verdrossenheit, die kein anderes Motiv hat oder benötigt als die Abscheu gegen die Herrscher, der Höhepunkt einer über lange Zeit zunehmenden Unzufriedenheit ist, deren Gründe man hätte beseitigen können. Dass ihnen der irische Widerwille unserer Herrschaft gegenüber grundlos zu sein scheint, ist Beweis genug, dass sie nahezu die letzte Chance verspielt haben, die sie womöglich jemals bekommen werden, um die Situation zu klären. Sie haben es zugelassen, dass sich die frühere Empörung über einzelne Ungerechtigkeiten zu der leidenschaftlichen Entschiedenheit verhärtet hat, unter keinerlei Bedingungen von jenen regiert werden zu wollen, die sie für alle ihre Übel verantwortlich machen. Aufstände lassen sich eigentlich immer niederschlagen, solange sie nicht zu Aufständen für eine Idee werden. Aufstände schlechter Behandlung auf konkreter Ebene wegen kann man durch Zugeständnisse beseitigen. Wartet man jedoch so lange, bis sich alle praktischen Klagen zur Forderung nach Unabhängigkeit verdichten, gibt es keine Gewähr mehr dafür, dass irgendein Zugeständnis, das nicht die Unabhängigkeit selber bedeutete, den Streit zu besänftigen vermag.
Wie aber wird Irland von England provoziert, so fragt man sich, da England nunmehr darauf verzichtet, den Handel der Iren zu vernichten und deren Religion zu verfolgen? Welchen Schaden beabsichtigt England Irland zuzufügen oder wissentlich herbeizuführen? Welches Gut, das England die Absicht haben könnte, den Iren zu geben, würde ihnen bewusst nicht gewährt? Leider besteht Englands Vergehen genau darin, dies nicht zu wissen, und es ist in seinem Nichtwissen so selbstzufrieden, dass ihm nicht feindlich gesinnte Iren zur Überzeugung kommen, dass England dies weder lernen will noch kann. Besonnene Kirchenmänner wie die Verfasser der Limerick Declaration, die den Fenianismus und das Tun der Fenianer missbilligen wie auch die Teilung vom Prinzip her nicht bevorzugen, sind der festen Überzeugung, dass die englische Nation nicht sehen oder verstehen kann, welcher Gesetze und Institutionen eine Gesellschaft und Kultur wie die irische bedarf. Das englische Volk sollte sich selbst ernsthaft und vorurteilsfrei fragen, was nüchterne Männer veranlasst, eine solche Meinung über sie zu hegen. Es sollte versuchen, diese Meinung zu beseitigen, oder bescheiden eingestehen, dass sie zutrifft und die einzige Aufgabe erfüllen, die ihm auf Basis dieser Annahme dann noch bleibt, nämlich von diesem Versuch Abstand zu nehmen.
Dass diese verzweifelte Form von Unzufriedenheit – die nicht die Forderung meint, besser regiert zu werden, und nicht nach unseren Wohltaten verlangt oder danach, dass wir Missstände beseitigen, nicht einmal nach Wiedergutmachung für entstandene Schädigungen, sondern uns einfach bedeutet, wir sollten gehen und das Land zukünftig von unserer Anwesenheit verschonen –, dass diese rein nationalistische Revolte erst so spät zum Ausbruch kommt zeigt, dass sie von vornherein hätte verhindert werden können. Vor mehr als einer Generation verzichteten wir auf dem Wünsch, Irland zum Nutzen der Engländer zu regieren; hätten wir damals angefangen zu begreifen, Irland zu seinem eigenen Nutzen zu regieren, wäre heute aus beiden Nationen eine geworden. Aber weder wussten wir das, noch wussten wir, dass wir es nicht wussten. Wir hatten eine Reihe eigener Institutionen, die uns angemessen schienen – an deren Unzulänglichkeiten wir uns jedenfalls gewöhnt hatten. Wir oder unsere herrschenden Schichten dachten, es gebe keinen größeren Segen für ein Land, als ihm jene Institutionen zu gewähren, und weil nun Irland keine Wohltaten mehr vorenthalten würden, wären alle Wünsche der Iren erfüllt. Was für uns nicht allzu schlecht war, sollte für Irland gut genug sein – wenn nicht, wäre allein Irland schuld daran oder die Natur der Dinge.
Versucht ein Volk, ein anderes, ihm sehr unähnliches Volk zu regieren – sei es auf dem Weg der Eingliederung oder in einem Schutzgebiet –, so übernimmt es damit eine höchst schwierige Aufgabe. Wer immer über den gesellschaftlichen Aufbau dieser beiden Länder nachdenkt und dazu noch hinreichend über den Zustand anderwärtiger Gesellschaften Bescheid weiß, wird womöglich zu dem Schluss genötigt, dass vermutlich keine andere Nation der zivilisierten Welt, falls ihr die Aufgabe Irland zu regieren zugefallen wäre, sich unfähiger erwiesen hätte als England bisher. Die Gründe dafür sind folgende: Erstens bildet sich keine andere zivilisierte Nation so viel auf die eigenen Institutionen und auf all ihre öffentlichen Verkehrsformen ein wie die englische. Zweitens aber ist keine andere zivilisierte Nation bezogen auf den Charakter ihrer Geschichte so von Irland verschieden oder so anders hinsichtlich der Grundlagen ihrer Sozialwirtschaft. Somit würde keine mit solcher Wahrscheinlichkeit scheitern wie die englische, sollte sie die unter ihren Bedingungen entstandenen Denkarten und Regierungsprinzipien auf Irland übertragen.
Der erste unsere Mängel, der Eigendünkel, ist sicherlich nicht mehr so gravierend. Unsere regierenden Schichten sind mittlerweile zu hören gewohnt, dass die Institutionen, von denen sie glaubten, sie seien für die Menschheit geeignet, weil sie sich für uns eignen, eine größere Abänderung erforderten, als sie sich vorstellen können, um selbst für uns geeignet zu sein. Darauf pflegen sie seit langem zu antworten, dass diese Institutionen mit den Meinungen, Gefühlen und geschichtlichen Vorbedingungen des englischen Volkes übereinstimmen, welche Schwäche diese theoretisch auch immer haben mögen. Man bemerke jedoch, wie wenig sie wirklich zu dieser Rechtfertigung stehen. Wenn sich Institutionen durch ihre Übereinstimmung mit den Meinungen, Gefühlen und historischen Vorbedingungen jener empfehlen sollten, die mit diesen leben, wäre auch daran zu erinnern gewesen, dass die Meinungen, Gefühle und geschichtlichen Vorbedingungen des irischen Volkes völlig von denen des englischen verschieden, in manchen Hinsichten auch zu ihnen gegensätzlich sind. Auch hätte daran erinnert werden müssen, dass Dinge, die in England wesentlich deshalb gerechtfertigt sind, weil man sie schätzt, nicht dieselbe Rechtfertigung in einem Land erlauben, das sie verabscheut. Aber die Gründe, mit welchen Institutionen ihren eigenen Anhängern empfohlen werden, und jene, die man nutzt, um ihren Gegnern die Stimme zu verbieten, sind weit davon entfernt, immer miteinander identisch zu sein.
Nehmen wir als Beispiel jene Institution, die in engster Verbindung mit den schlimmsten praktischen Missständen in Irland steht – das uneingeschränkte Landeigentum, demzufolge Grund und Boden durch eine verhältnismäßig kleine Anzahl von Familien vereinnahmt wird. Ich werde hier diese Institution nicht diskutieren oder irgendeine Meinung über ihre Vorzüge äußern, die ihnen theoretisch zukommen mögen. Diese mag man, wenn man möchte, für transzendent halten, für die beste und höchste Form der Land- und Sozialwirtschaft, trotz allem, was sich dagegen vorbringen ließe. Aber ich sage, dies versteht sich nicht vom selbst. Es handelt sich nicht um eine jener Wahrheiten, die vermöge ihrer eigenen Strahlkraft so hell scheinen, dass ihnen jeder vernünftige Mensch beipflichtet, sobald er die Worte versteht, in denen er sie vernimmt. Ganz im Gegenteil. Das erste, das einem deutlich in den Sinn kommt, wenn man über sie nachdenkt, sind die Einwände gegen diese Institution. Dass ein Mensch über das durch eigene Arbeit und Geschick Geschaffene uneingeschränkt verfügen sollte, oder auch darüber, was er als Geschenk oder Erbe von denen erhalten hat, die es geschaffen hatten, versteht sich von selbst und verletzt kein natürliches Empfinden. Mobiles Eigentum ist in unbegrenztem Maße herstellbar und wer nach eigenem Belieben über etwas verfügt, das, wie man zu Recht behaupten kann, ohne ihn nicht existieren würde, tut anderen kein Unrecht. Mit dem Boden, den kein Mensch geschaffen hat, der nur in begrenztem Maße vorhanden ist und der das ursprüngliche Erbteil der gesamten Menschheit bildet, verhält es sich anders: Einer, der ihn aneignet, entzieht ihn den anderen. Zunächst ist eine solche Aneignung, wenn nicht genug für alle bleibt, eine Enteignung der Rechte anderer Menschen. Obwohl es offenkundig rechtens ist, dass wer säet auch ernten sollte, nützt dieses Rechtsprinzip, welches die wirkliche moralische Grundlage des Eigentums an Grund und Boden ist, jenen Eigentümern wenig, die ernten aber nicht säen und für sich das Recht in Anspruch nehmen, jene zu vertreiben, die säen. Wenn der allgemeine Zustand von Grund und Boden eines Landes sich so darstellt, dann ist der Anspruch dieses Landes auf Gehorsam und Loyalität jener, die es zu enterben scheint, in keine Weise offensichtlich. Es ist ein Zustand, der zusätzlicher moralischer Stützung dringend bedarf. Er sollte in den Traditionen und ältesten Erinnerungen des Volkes gründen; die Geschlechter der Großgrundbesitzer wiederum hätten sich durch die Religion des Landes auszuweisen, durch dessen nationale Eigenart, altvordere Herrscher, Führer, Gelehrte, und anderes, dem man Dankbarkeit und Respekt, zumindest jedoch vorbehaltlosen Gehorsam entgegenbringt.
In England sind diese Bedingungen seit vielen Jahrhunderten in erheblichem Maße vorhanden – jedenfalls ist nichts bekannt, was dem widerspräche. Was sich allerdings in Irland seit jeher findet, ist das reine Gegenteil dessen. Die Traditionen und Erinnerungen der einheimische irischen Gesellschaft sind dem völlig konträr. Vor der Eroberung [the Conquest] wusste das irische Volk nichts vom uneingeschränkten Eigentum an Grund und Boden. Praktisch gehörte das Land der ganzen Sippe und der Stammesführer war wenig mehr als das leitende Mitglied der Gemeinschaft. Der Feudalgedanke, demzufolge sich alle Rechte von einem führenden Gutsbesitzer herleiten, wurde mit der Eroberung eingeführt und verband sich mit der Fremdherrschaft. Bis in die Gegenwart findet er im moralischen Empfinden des Volkes keine Anerkennung. Ursprünglich die Frucht nicht des Arbeitsfleißes sondern des Raubes, konnte sich das Recht nicht durch fortlaufenden Besitz reinigen, sondern wurde von den ursprünglichen Plünderern auf andere Plünderer in der Folge einer Reihe neuer Raubzüge übertragen, wodurch es immer wieder mit dem Akt schlimmster Unterdrückung durch fremde Eindringlinge assoziiert wird. Dem moralischen Empfinden des irischen Volkes entsprechend ist das Recht auf das Land wie zu Beginn an das Recht gebunden, es zu bestellen. Seit den letzten Enteignungen ist über die Generationen hinweg der Besitz an Grund und Boden uneingeschränkter als in nahezu jedem anderen Land (außer England), wobei die Gutsherren (hauptsächlich Fremde und zumeist Anhänger einer fremden Religion) weniger mit der Bestellung des Bodens zu tun hatten, weniger zweckdienliche Verbindungen mit ihm unterhielten (oder überhaupt keine, denn viele von ihnen wohnten nicht einmal dort) als die Grundbesitzer in jedem anderen bekannten Land. In Teilen Europas wie in Ostpreußen existiert Grundbesitz zumeist in Form großer Ländereien, wobei nahezu jeder Gutsbesitzer den eigenen Grund und Boden bewirtschaftet. Bis vor einiger Zeit konnte jemand, der sich in Irland auskannte, jene nahezu zählen, die nichts für ihre Ländereien taten, als ihre Produkte zu konsumieren. Dem Boden waren die Grundbesitzer eine reine Bürde. Die gesamte Pacht des Landes war verschwendet, weil sie dem Unterhalt von Menschen diente, die nicht halb so produktiv waren wie die Drohnen in Bienenstock und weniger Respekt als diese verdienten. Dies ist die Vorgeschichte Irlands in Hinblick auf das Grundeigentum. Man versetze einen Engländer in die Lage eines irischen Bauern und lasse ihn sich fragen, ob seinem Empfinden nach – in dieser Situation – das Grundeigentum des Landes heilig wäre. Sogar den Whiteboys und Rockites war, bei all ihrer Frevelhaftigkeit gegenüber den Grundherren, der Kampf, den sie fochten, keiner gegen sondern für die Heiligkeit dessen, was sie als Eigentum verstanden. Denn im irischen Volksgeist verbindet sich die Idee des Eigentums nicht mit den Rechten des Pächters, sondern mit den Rechten jener, die das Land kultivieren. Diese Tatsachen sind bekannt und die durch sie hervorgerufenen Empfindungen sind, in den Augen eines jeden zivilisierten Volkes der Welt – England ausgenommen –, zumindest teilweise völlig nachvollziehbar. Es ist ein mustergültiges Beispiel der praktischen Vernunft, durch die sich England angeblich auszeichnet, dass es bis in die Gegenwart daran festhält, einem Volk, welches solche Gefühle hegt und eine solche Vorgeschichte hat, ihre eigene Vorstellung von uneingeschränktem Grundeigentum aufzuzwingen. Wenn diejenigen, welche die Industrie Englands, seinen Handel, seine Schifffahrt und die Dominions schufen, von englischer Literatur und Wissenschaft ganz zu schweigen, sich auf diese Weise an die Arbeit gemacht und eine solche Urteilskraft in der Anpassung der Mittel an ihre Zwecke bewiesen hätten, dann würde sich England gegenwärtig in etwa auf dem Niveau des Kirchenstaates oder Spanien befinden.
Soviel zum harmonischen Verhältnis zwischen bestimmten englischen Institutionen und den Empfindungen und Vorurteilen des irischen Volkes, welches nach der überlieferten Lehre unserer historischen Konservativen der erste in Betracht zu ziehende Gesichtspunkt für die Entscheidung wäre, alte Institutionen zu erhalten oder neue einzuführen. Abgesehen von der Frage der Akzeptabilität für Irland sollten wir nun aber überlegen, ob unsere eigenen Gesetze und Verfahrensweisen, zumindest in Bezug auf Grund und Boden, modellhaft für die Regierung Irlands wären. Wir sollten überlegen, ob die Bedingungen in beiden Ländern hinreichend ähnlich sind, um den Gedanken zu stützen, dass Dinge die bezüglich des Eigentums in England funktionieren, oder zumindest ihm nicht schaden, auch nützlich oder zumindest harmlos sind, selbst wenn sie freiwillig vom Volk der benachbarten Insel akzeptiert werden.
Was sind die Hauptmerkmale der Sozialwirtschaft Irlands? Erstens ist es ein reines Agrarland. Abgesehen von einigen sehr unbedeutenden Ausnahmen bewirtschaftet die gesamte Bevölkerung den Boden oder ist subsistenzabhängig von dessen Bewirtschaftung. Wenn man in dieser Hinsicht alle Länder Europas außer Russland auf einer Reihe platzieren würde, wäre Irland am einen Ende zu finden, England und Schottland aber am anderen. In Großbritannien lebt nicht mehr als ein Drittel der Bevölkerung von der Landwirtschaft, in den meisten Ländern des Kontinents hingegen eine große Mehrheit, die aber in keinem Land außer Russland so groß ist wie in Irland. In diesem wesentlichen Punkt ähnelt Irland deshalb nahezu jedem anderen europäischen Land mehr als Großbritannien.
Wenn die Landbevölkerung nur einen Bruchteil der Gesamtbevölkerung bildet, und die Entwicklung von Handel und Industrie des Landes den Kindern der Bauern große Möglichkeiten eröffnet, ihre Subsistenz andernorts als auf dem Lande zu suchen und zu finden, dann ist ein schlechtes Pachtverhältnis, obwohl immer von Nachteil, einigermaßen verträglich. Aber wenn allein der Boden die Subsistenzgrundlage ist, dann sind die Bedingungen, unter denen er bewohnt und der Lebensunterhalt von ihm erlangt werden kann, alles, worauf es ankommt. Nun unterscheiden sich trotz scheinbarer Ähnlichkeit jene Bedingungen in Irland und in England grundsätzlich. In England wird Grund und Boden von kapitalistischen Bauern gepachtet und bewirtschaftet, in Irland hingegen, außerhalb des Weidelandes, hauptsächlich durch Landarbeiter oder unter nahezu gleichen Bedingungen lebende Kleinbauern. Es würde hier zu weit führen, die Vielzahl der anderen Unterschiede darzustellen, die aus diesem einen folgen. Bedeutsamer ist jedoch die Tatsache, dass die Bedingungen in Irland, unter den es den Menschen erlaubt ist, das Land zu bewohnen – und von denen hier das Wohl der Gesamtbevölkerung abhängt –, die schlimmsten in Europa sind. Es gibt viele andere Länder, in denen Grund und Boden hauptsächlich als Großgrundbesitz existiert und zu weiten Teilen durch Landarbeiter bewirtschaftet wird. Aber ich bezweifele, dass es irgendeinen anderen Teil Europas gibt, in welchem als allgemeine Regel genommen diese Landarbeiter keinerlei beständiges Interesse an Grund und Boden besitzen. Die Leibeigenen hatten sicherlich ein solches Interesse. Sie konnten nicht von dem ihnen überlassenen Land vertrieben werden. Die métayers im vorrevolutionären Frankreich hingegen doch; ihr Elend war folglich in ganz Europa sprichwörtlich. Immer noch gibt es métayers in Frankreich, wobei jene, die in Gegensatz zu anderen nach wie vor kein anderes Land wirklich besitzen, immer noch ein beunruhigendes Element des Landlebens bilden. Die Departements, welche in den Jahren 1848 und 1849 sozialistische Abgeordnete in die Nationalversammlungen wählten, waren hauptsächlich jene, in welche der Méteyerismus noch fortlebte. Die métayers in Italien können gewohnheitsrechtlich, verbindlich wie das Gesetz, nicht vertrieben werden, solange sie ihrer Vertragspflicht nachkommen. Die Bauern in Preußen hatten, selbst vor den segensreichen, sie befreienden Stein-Hardenbergschen Reformen, positive Rechte an Grund und Boden, die ihnen nicht genommen werden konnten. Nur in Teilen Belgiens pachten Kleinbauern von Großgrundbesitzern, ohne einen anderen Rechtsschutz zu haben als die Klauseln für kurzfristige Mietverträge. Aber ihr wahrlich bewundernswerter Arbeitseifer verdankt seine Kraft der Tatsache, dass kleine Grundstücke immer zu haben sind, und zwar zu Preisen, die sie hoffen dürfen, erwirtschaften zu können. Ferner leben sie inmitten einer großen und blühenden Manufakturwirtschaft, die jene Arbeitskräfte absorbiert, welche andernfalls über Gebühr um Grundstücke wetteifern würden. Nur in Irland kann die gesamte Landbevölkerung durch den bloßen Willen des Grundherren vertrieben werden, entweder nach Auslaufen eines Pachtvertrages oder aber und weit häufiger deshalb, weil überhaupt kein Pachtvertrag besteht, nach einer Frist von sechs Monaten. Nur in Irland ist der Großteil der Bevölkerung völlig abhängig vom Grund und Boden und kann nicht darauf vertrauen, auf ihm für ein Jahr leben zu können: der einzige Ausweg, der enteigneten Landwirten oder denjenigen bleibt, deren Konkurrenz den Landwirten die Mieten zu teuer macht, ist die Auswanderung. Solange sie in ihrem Geburtsland bleiben, müssen sie ihre Unterstützung aus einer Quelle beziehen, deren Beständigkeit nicht gewährleistet werden kann, und bei deren Versiegen sie auf nichts anderes rechnen können als das Armenhaus.
Allein in einer Hinsicht sind England und Irland gleich: Die landwirtschaftlich genutzte Fläche besteht als Großgrundbesitz einer kleinen Schicht bedeutender Grundherren. In den Augen dieser bedeutenden Grundherren und in denen der Bewunderer des gesellschaftlichen Zustands, der sie geschaffen hat, reicht dies: Man kann vorbehaltlos darauf bauen, dass das Interesse und die Weisheit des Grundherren jeden zufriedenstellen. Die Großgrundbesitzer können diesseits der Irischen See [St George’s Channel] mit ihren Gütern tun und lassen, was sie wollen; Englische Grundbesitzer herrschen unbeschränkt über die Bedingungen, unter denen sie ihre Güter verpachten; warum irische nicht auch? Erstens jedoch verpachten englische Grundbesitzer ihr Land nicht an einen Landarbeiter, sondern an einen kapitalistisch wirtschaftenden Bauern, der sich um sein eigenes Interesse kümmern kann. Der Kapitalist muss nicht zwischen dem Besitz einer Farm und der Verelendung wählen, der Landarbeiter doch. Dies unterminiert das Fundament, auf welchem die Pacht von Gutshöfen als Geschäftsbeziehung wie auch die Volkswirtschaft beruhen muss. Der kapitalistisch wirtschaftende Bauer wird sich hüten, ein Pachtangebot zu unterbreiten, dass ihm keine Profite lässt. Der Kleinbauer verspricht, jeden Pachtbetrag zu zahlen, ob er dies kann oder nicht. Da ferner England keine rein agrarwirtschaftliche sondern eine Handelsnation ist, lernen sogar Großgrundbesitzer, die Verwaltung ihre Güter mit einer gewissen Portion Unternehmergeist zu betrachten und können ihren eigenen Vorteil darin finden (wenn die Neigung zur politischen Einflussnahme nicht dazwischentritt), es zum Interesse des Pächters zu machen, die Qualität von Grund und Boden zu verbessern, oder – so sie sich dies leisten können –, diese Verbesserung in dessen Interesse selbst vorzunehmen. Ein durchschnittlicher irischer Großgrundbesitzer wird, statt seine Güter zu verbessern, nicht einmal die Zäune und die Wirtschaftsgebäude errichten, die er andernorts verpflichtet wäre, zur Verfügung zu stellen. Diese Arbeit wird dem Pachtbauern/Landarbeiter überlassen und entspricht letztlich den Mitteln, über die er hierzu verfügt. Wenn hier und da ein Pächter fähig und willens ist, diese Bauten etwas besser als üblich auszuführen oder in der einen oder anderen Weise Produktivität und Wert des Bauerngutes zu erhöhen, kann niemand den Grundbesitzer davon abhalten, sich nach Beendigung der Arbeiten ihrer Resultate zu bemächtigen oder vom Pächter zusätzliche Miete für den Gebrauch der Früchte der Arbeit dieses Pächters zu verlangen. Viele hochrangige Grundbesitzer schämen sich nicht, dies zu tun, womit offensichtlich ist, dass ihresgleichen dieses Tun nicht als schändlich betrachten. Für gewöhnlich werden die schlimmsten Missbräuche irischer Gutsherrlichkeit Mittelsmännern zugeschrieben. Mittelsmänner sind eine schnell aussterbende Spezies. Jedoch gab es vor kurzem einen solchen im County Clare, unter dessen Verwaltung irische Pachtbauern vermöge ihrer Arbeit und der wenigen, ihnen zur Verfügung stehenden Mittel dem Meer eine beträchtliche Landfläche abringen konnten und dort das florierende Seebad Kilkee gründeten. Der Mittelsmann verstarb, der Pachtvertrag lief aus und die Pächter bildeten sich ein, ihnen werde es nun weiterhin besser gehen. Jedoch der Großgrundbesitzer, der Marquis von Conyngham, erhöhte sofort die Pacht, die nun dem Gesamtwert der Verbesserungen entsprach (in einigen Fällen ein Zuwachs um 700%). Damit nicht zufrieden, riss er einen beträchtlichen Teil der Stadt ab, dezimierte deren Bevölkerung von 1879 auf 950 Einwohner und vertrieb die restlichen, die schließlich in Irland umherirrten oder nach England oder Amerika gingen und die Reihen der erbitterten Feinde Großbritanniens stärkten. Wurde der Gutsherr durch sein Interesse oder sein Gewissen daran gehindert, diese bemerkenswerte Schöpfung fleißiger Arbeit zu zerstören und deren Schöpfern Grund dafür zu geben, bitter zu bereuen, sie jemals geschaffen zu haben? Was könnte man nicht von einem Volk erhoffen, das trotz der Gefahr, ausgeraubt zu werden, die Energie und den Unternehmergeist aufbrachte, eine blühende Stadt zu erbauen? Und welches Verständnis und welche Rücksichtnahme dürfen jene erwarten, die sich eines schlechten Gesetzes bedienen, um etwas zu praktizieren, was moralisch gesehen Raub ist?
Wenn Iren verlangen, vor Handlungen dieser Art geschützt zu werden, wird ihnen mitgeteilt, dass dasselbe Gesetz, über welches sie sich beschweren, auch in England existiert. Was ist von der Selbigkeit des Gesetzes zu halten, wenn die öffentliche Meinung und die gesellschaftlichen Umstände eines Landes besser sind als das Gesetz und die Unterdrückung verhindern, die das Gesetz erlaubt? Schlecht ist es, wenn man bei Befolgung des Gesetzes beraubt werden kann, viel schlimmer aber ist es, tatsächlich beraubt zu werden. Vermöge seiner kapitalistischen Bauern und einer kraftvollen öffentlichen Meinung kann es sich England leisten, seinen Großgrundbesitzern unangemessene Macht zu überlassen – nicht dass dies ihrer Landbevölkerung nicht ernsthaft Schaden zufügen würde, deren Zustand allgemein als größter Schandfleck der englischen Gesellschaft betrachtet wird; nicht dass dies nicht all denen schaden würde, über welche jene Bevölkerungsgruppe Macht durch ihre Wahlstimmen ausübt – aber die Nation als Ganze hindert dies nicht daran, großen Reichtum und Wohlstand zu erlangen. Irland hingegen ist in einer völlig anderen Situation. Wird der Grund und Boden eines Landes von denjenigen bewirtschaftet, die ihn auch bestellen, dann ist in der Regel die daraus resultierende Sozialwirtschaft untragbar, es sei denn, der Pachtbauer ist vor willkürlicher Vertreibung oder willkürlicher Mietsteigerung durch Gesetz oder Gewohnheitsrecht geschützt. Außer England (und möglicherweise Spanien) gibt es in Westeuropa kein Land, dass, würde Irland zu ihm gehören, dieses Prinzip nicht bereits erkannt und ihm entsprechend gehandelt hätte. Jedes ist mit diesem Prinzip und seiner Tragweite nämlich durch vielfältige Erfahrungen vertraut. Allein England besitzt keine eigenen Erfahrungen dieser Art, es weiß zu wenig über andere Länder und kümmert sich zu wenig um diese, um von deren Erfahrungen profitieren zu können. Zu einem bestimmten Zeitpunkt des Revolutionskrieges wurde eine französische Streitmacht unter dem Befehl des berühmten Hoche allein durch schlechtes Wetter daran gehindert, in Irland anzulanden. In dem Moment war es eine offene Frage, ob Irland nicht zu Frankreich gehören oder zumindest als unabhängiges Land unter französischem Schutz verwaltet werden sollte. Müsste man nicht, wenn dies geschehen wäre, glauben, dass der irische Bauer nicht dem französischen gleich geworden wäre? Wenn die Großgrundbesitzer geflohen wären, und sie wären nach England geflohen, würde jeder Hof auf ihren Grundstücken Eigentum des Bewohners geworden sein, vorbehaltlich eines festen, an den Staat gehenden Zahlbetrages. Unter diesen Bedingungen würden in Irland kleinbäuerliche Produktion und Pachtverhältnisse von Landarbeitern im Einklang mit einer prosperierenden Landwirtschaft und der öffentlichen Wohlfahrt stehen. Der Kleinpächter hätte für sich gearbeitet, nicht für andere, und sein Interesse wäre mit dem Interesse des Landes dahingehend eins geworden, den Ertrag eines jeden Grundstücks zu maximieren. Was Hoche für den irischen Bauern oder seinesgleichen getan hätte, bleibt immer noch zu tun; jede Regierung aber, die dies nicht tut, verfehlt die Vernunft und Moral gebietenden Standards einer Regierung. Es besteht keine Notwendigkeit, dies zu tun – wie Hoche dies höchstwahrscheinlich getan hätte –, ohne die Verlierer zu entschädigen. Vor wenigen Jahren wäre es nicht notwendig gewesen, so viel zu tun, wie er getan hätte. Die Verteilung von Ödland als kleinbäuerliches Eigentum dürfte damals hinreichend gewesen sein. Unaufwendige Maßnahmen wie etwa die, den Pächtern eine moderate Kompensation in Form von Geld oder Pachtfristen für wertsteigernde Verbesserungen zu sichern und die Abschaffung des ungerechten Privilegs der Pfändung für ausstehende Mietzahlungen hätten womöglich die Unzufriedenheit besänftigt oder den Ausbruch des Unmuts verzögert und damit dem Großgrundbesitz eine neue Existenzberechtigung gegeben. Wenn man aber Reformen wie diese erst im letzten Moment gewährt, wird man schwerlich den aktiven Unmut um eine Woche aufschieben können. Die Iren sind nicht mehr dazu verurteilt, das zu nehmen, was sie bekommen können. Bei ihnen ist nunmehr das Gefühl entstanden, durch eine Vielzahl wohlhabender Landsleute auf der anderen Seite des Atlantiks unterstützt zu werden. Diese sind es, die in jeder zukünftigen irischen Rebellion die Führer, Geldmittel und Fertigkeiten stellen sowie über die militärische Disziplin und einen Großteil der Schlagkraft verfügen werden. Es ist im Interesse dieser Hilfstruppen, keine Kompromisse einzugehen, denn sie würden von keinem der daraus entspringenden Vorteile profitieren. Ihr Traum, von der Welt als Führer einer unabhängigen Republik gesehen zu werden, wäre dann obsolet. Mit diesen als Führern und einem Volk wie den Iren, immer bereit, bedingungslos dem Vertrauen zu schenken, von dem sie glauben, er vertrete innig ihre Sache, ist folglich kein Übereinkommen möglich, dass dem irischen Bauern nicht all das gewährte, was diese durch eine Revolution erlangen könnten: permanenten Besitz von Grund und Boden vorbehaltlich eines festen Zahlbetrags. Ein solcher Wandel mag revolutionär sein, aber revolutionäre Maßnahmen sind das, was jetzt erfordert ist. Diese Revolution muss nicht gewalttätig, noch weniger muss sie ungerecht sein. Sie dürfte und sollte bestehende finanzielle Interessen respektieren, die den Schutz des Gesetzes genießen. Ein Ausgleich ist für den reinen Geldwert aller verwerflichen Rechte zu gewähren, welche man den Großgrundbesitzern oder anderen preiszugeben abverlangt. Aber keine Gnade sollten die verwerflichen Rechte selber finden; keine Skrupel rein englischer Herkunft sollte uns, da es nun soweit gekommen ist, davon abhalten, eine wirkliche Revolution der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Struktur Irlands zu bewirken. In der Vollständigkeit der Revolution wird ihre Verlässlichkeit liegen. Nichts weniger als das Ganze, es sei denn, es ist ein Schritt zum Ganzen hin, wird helfen. Es gab eine Zeit, in der Vorschläge für einen Wandel durch einen stufenweisen Fortgang, durch die Begünstigung freiwilliger Vereinbarungen unterbreitet werden konnten – jedoch ist der Band der Sibyllinische Bücher, der sie enthielt, leider verbrannt. Wenn wir jemals Irland als zustimmenden Beteiligten der Einheit mit England erleben sollten, dann hat der Wandel so zu erfolgen, dass die heute lebende Generation irischer Bauern dessen Nutzen sofort erfährt. Die Herrschaft über Irland gehörte rechtens denen, welche jene, die den irischen Boden bestellen, durch in Übereinstimmung mit der Gerechtigkeit stehende Mittel zu dessen Eigentümern machen; die englische Nation muss sich entscheiden, ob es dieser gerechte Herrscher sein will oder nicht.
Engländer sind nicht in jedem Falle unfähig, die Vorurteile abzuschütteln, die sie als Inselvolk hegen, sondern zuweilen in der Lage, ein anderes Land entsprechend seiner Bedürfnisse, statt englischen Gewohnheiten und Vorstellungen folgend, zu regieren. Dies ist es, was ihnen in Indien abverlangt wurde. Die Engländer, die sich mit Indien etwas auskennen, sind jetzt auch jene, die Irland am besten verstehen. Personen, die mit beiden Ländern vertraut sind, haben viele Ähnlichkeiten zwischen dem irischen und dem Hinducharakter festgestellt; gewiss gibt es viele Ähnlichkeiten zwischen den Landwirtschaften Irlands und Indiens. Durch einen glücklichen Zufall obliegt die Aufgabe, Indien in Namen Englands zu regieren, nicht dem Parlament oder den Behörden in Westminster, sondern Männern, die in Indien gelebt und die Interessen Indiens zur eigenen beruflichen Angelegenheit gemacht haben. Von Vorteil war auch, dass England diese Aufgabe zufiel, nachdem Nationen ein Gewissen zu entwickeln begannen und nicht schon zu der Zeit, als sie noch in mittelalterlicher Rücksichtslosigkeit und Grausamkeit versunken waren. Die englischen Herrscher fanden sich demgemäß mit dem Gedanken ab, dass es ihre Aufgabe war, bereits etablierte Rechte nicht hinwegzufegen oder sie in eine englischähnliche Form zu stauchen und zu pressen, sondern in Erfahrung zu bringen, worin sie bestehen; und nachdem sie dies herausgefunden hatten, jene absolut schädigenden abzuschaffen, die anderen aber zu schützen und sie als Ausgangspunkt weiterer Entwicklung zu nutzen. Diese Arbeit, von vorgefertigten englischen Meinungen freizukommen, erfolgte zuerst unbeholfen, unvollständig und zum Preis vieler Fehler. Aber weil es den Engländern ernst damit war, hatten sie schließlich Erfolg. Indien wird nun in voller Kenntnis und Anerkennung seiner Unterschiede zu England regiert, wenn auch mit vielen der gewöhnlichen Unzulänglichkeiten, die Herrschern eigen sind. Was für Indien getan werden musste, ist jetzt für Irland zu tun: Wie wir aus dem einen Land hätten vertrieben werden müssen, falls wir den Erfordernissen nicht entsprochen hätten, so würden wir es verdienen, das andere zu verlieren. Sowenig wie im Falle eines Individuums ist es in dem einer Nation mit dem Selbstrespekt zu vereinbaren, so lange zu warten, bis man gezwungen ist, angesichts unkontrollierbarer Umstände das preiszugeben, was man ehrlichen Gewissens nicht länger halten kann. Ehe sie ihrer Regierung erlaubt, noch weitere Versuche zu wagen, die englische Herrschaft über Irland mittels roher Gewalt aufrechtzuerhalten, sollte die englische Nation in sich gehen und ernsthaft die eigene Position überdenken. Wenn England aber unfähig wäre, das zu lernen, was gelernt werden sollte, und das zu unterlassen, was unterlassen werden sollte, um das irische Volk zu einer freiwilligen Akzeptanz seiner Herrschaft zu bewegen, bzw. – um diesen Gedanken aus der anderen Perspektive zu betrachten – wenn die Iren unfähig wären, die Überlegenheit der englischen Vorstellungen hinsichtlich ihres Regiertwerdens zu begreifen, und sie hartnäckig auf der Vorzugswürdigkeit ihrer eigenen Vorstellungen bestünden; würden wir dann, sollte diese Vermutung, aus welcher Blickrichtung auch immer, stimmen, der Staat sein, welcher in Anbetracht der Machbarkeit und der Regeln der Moral Irland regieren sollte? Würde es sich so verhalten, so müssten wir uns fragen, was wir eigentlich meinen, wenn wir den Polen, Italienern, Ungarn, Serben, Griechen und ich weiß nicht wie vielen anderen unterjochten Nationen unsere Sympathie bezeugen? Welchen Grundsätzen sind wir gefolgt, als wir die Regentschaft über die Ionischen Inseln abgegeben haben?
Wenn man sich dieses höchst bedeutsamen Problems stellt, so sollte dies nicht aus Furcht vor möglichen Konsequenzen sondern aus einem Gefühl der Gerechtigkeit heraus geschehen. Dennoch ist die Behauptung nicht unangebracht, dass es schlechtweg unmöglich ist, Irland dauerhaft auf die alte, üble Art zu halten. Weder Europa noch Amerika würden heute den Anblick eines jenseits der Irischen See [Irish Channel] gelegenen Polen ertragen. Sollten wir dies versuchen und eine wenn auch nur wenige Wochen dauernde Rebellion provozieren, so würde über der gesamten zivilisierten Welt eine Sturm der Entrüstung losbrechen; in diesem einzigartigen Moment wären Liberale und Katholiken eins; die Freiwilligen des Heiligen Stuhls und die Anhänger Garibaldis würden Seite an Seite gegen uns und für die Unabhängigkeit Irlands solange kämpfen, bis die vielen Feinde Großbritanniens und seines Wohlstands Zeit fänden, die Situation durch einen internationalen Krieg zu verschärfen. Auch wenn es uns gelänge, eine Rebellion zu verhindern oder sie in dem Moment ihres Ausbruchs niederzuschlagen, so wäre die mit militärischen Mitteln erfolgende Unterdrückung eines verzweifelten, beständig an seinen Ketten zerrenden Volkes ein Schauspiel, dass Russland der Menschheit noch darzubieten vermag, weil es für einen auswärtigen Feind nahezu unzugänglich ist. Aber in einem so schutzlosen Land wie England wäre ein solcher Versuch nicht von anhaltendem Erfolg gekrönt, weil es in jedem Teil der Welt Gebiete besitzt, die es verteidigen müsste, und weil die Hälfte seiner Bevölkerung vom Außenhandel abhängig ist. Auch glaube ich nicht, dass der Großteil des britischen Volkes, d.h. ein jeder noch nicht durch Macht Korrumpierte, einen solchen Versuch zulassen würde. Die Propheten, die wie ich vermute von sich selbst ausgehen und immer von den moralischen Gefühlen ihrer Landleute das Schlimmste befürchten, versichern schon jetzt, dass das britische Volk, zu Recht oder nicht, lieber Irland von Küste zu Küste verwüsten und von seinen Einwohnern befreien würde, als dessen Trennung von England zuzustimmen. Wenn wir ihnen glauben, dann ist das englische Volk Bluthunden gleich, immer bereit, sich von der Kette zu reißen und Jamaika-Grausamkeiten zu verüben, es sei denn die Propheten und ihresgleichen schreiten ein, um die britische Brutalität zu zügeln und zu zähmen. Diese Darstellung entspricht nicht meiner Erfahrung. Ich glaube dass diese Prophezeiungen von Menschen stammen, die ihre Landsleute für das verantwortlich machen wollen, was sie selbst liebend gern verüben würden. Auch glaube ich, dass die aufsteigende politische Kraft zur Regelung unserer Angelegenheiten, die Demokratie Großbritanniens, vom Prinzip her dagegen ist, irgendein Volk gegen seinen Willen als Untertan zu halten. Vor etwa sechs Monaten wurde diese Frage einer der größten und begeistertsten öffentlichen Versammlungen gestellt, die jemals in London unter einem Dach zusammengetreten war: „Glaubt ihr, dass England das Recht hat, über Irland zu herrschen, wenn es das irische Volk nicht dazu bringen kann, in seine Herrschaft einzuwilligen?“ Die „Nein!“-Rufe, die aus jeder Richtung der großen Versammlung hervorbrachen, werden von denen, die sie vernahmen, so bald nicht vergessen sein. Ein Zeitalter, in welchem Delegierte der Arbeiterschaft sich auf europäischen Kongressen treffen, um gemeinsame Aktionen im Interesse der Werktätigen abzustimmen, ist kein solches, in dem Arbeiter auf anderer Leute Geheiß gegen Arbeiter vorgehen. Die Zeit ist gekommen, in der die Demokratie eines Landes sich mit der Demokratie eines anderen verbündet, statt die eigenen Herrscher darin zu unterstützen, diese niederzuschlagen. Solange ich dies nicht bewiesen sehe, werde ich nicht glauben, dass das englische und schottische Volk der Torheit und Bosheit fähig sind, mit Feuer und Schwert über Irland herzuziehen, damit Irland gegen den Willen des irischen Volkes von seinen Herrschern regiert wird. Dass sie aber eine kleine Rebellion niederschlagen würden, um einem solchen Regierungssystem eine Chance zu geben, das dem Volk dienlich und allgemein zustimmungswürdig ist, glaube ich jedoch gern; auch würde ich sie nicht dafür tadeln, wenn sie dies täten.
Man solle allerdings nicht glauben, dass ich eine vollständige oder eingeschränkte Trennung beider Länder als etwas anderes betrachte denn als Schmach des einen und als gravierendes Missgeschick beider. Vor die Alternative gestellt, einerseits die Gesetze und Regelungen, die das Verhältnis der Einwohnerschaft zu Grund und Boden betreffen, in einem legislativen Prozess friedlich zu revolutionieren, andererseits eine unsere Fertigkeiten übersteigende Aufgabe fallen und Irland der Selbstregierung zu überlassen, wäre es eine große Schande für uns, wenn wir, der Unfähigkeit wegen, die bessere Alternative zu wählen, zur schlechteren getrieben würden. Denn viele Iren, sogar irische Katholiken, sind vermutlich besonnen genug einzusehen, dass selbst für Irland die Trennung viel schlimmer wäre, vorausgesetzt eine gute Regierung würde ohne diese möglich sein.
Beide Länder sind schon ihrer geographischen Lage wegen weit besser geeignet, vereint als eine Nation denn getrennt als zwei Nationen zu existieren. Nicht nur wären beide stärker vereint als getrennt in der Verteidigung gegen einen ausländischen Feind; getrennt wären sie auch eine permanente gegenseitige Bedrohung. Würden sie sich jetzt trennen, dann wären beide Inseln, angesichts der gegenwärtigen Gefühlslage beider, unter den europäischen Ländern jene mit der feinseligsten Einstellung gegeneinander. Immer noch, mehr als achtzig Jahre nach der Teilung, ist die Missgunst zwischen England und den Vereinigten Staaten zu groß; und Irland hat viele Jahrhunderte lang durch England verursachte Missstände ertragen müssen, angesichts deren die größten Übel, unter denen die Amerikaner zu leiden hatten, abgesehen vom Prinzip, unbedeutend waren. Der beharrliche Austausch von Schmähungen zwischen der englischen und amerikanischen Presse sowie zwischen Personen des öffentlichen Lebens hat beide Länder schon an den Rand eines Krieges gebracht; würde diese Gefahr nicht noch größer sein, wenn sie Länder beträfe, die in enger Nachbarschaft existieren, am Tag nach ihrer feindschaftlichen Trennung? In diesem beständigen Zustand so aufrechterhaltener Gereiztheit werden Kleinigkeiten schnell zu Ursachen ernsthaften Streits. Mehr oder weniger gravierende Meinungsverschiedenheiten, gar Zusammenstöße könnten dann jederzeit auftreten. Irland müsste sich nicht nur gegen alle anderen Feinde, innere wie äußere, ohne englische Hilfe verteidigen, sondern wäre auch verpflichtet, immer gerüstet und bereit zu sein, gegen England zu kämpfen. Ein Ire muss eine sehr hochfliegende Vorstellung von den Ressourcen seines Landes haben, wenn er glaubt, der irische Steuerzahler könnte diese Last leicht schultern. Eine Kriegssteuer, die mangels anderer besteuerbarer Güter auf Grund und Boden erhoben würde, wäre kein kleiner Verlust, wenn man sie gegen den Gewinn rechnet, den der Bauer auch bei völliger Abschaffung der Pachtzahlung machte. Die Last der Notwendigkeit, immer kriegsbereit zu sein, war kein unwesentlicher Teil der Motivation der amerikanischen Nordstaaten, einen sofortigen Krieg gegen die Südstaaten der Alternative vorzuziehen, in deren Abspaltung von der Union einzuwilligen. Dennoch hätte die Bürde nicht so schwer auf den Nordstaaten gelastet wie auf Irland, weil sie sowohl der mächtigste als auch der reichste Teil der amerikanischen Union waren. Für England wäre die Bürde beständiger Kriegsbereitschaft gegen Irland eine vergleichsweise geringere Unannehmlichkeit, denn es muss bereits zum Zweck der Verteidigung gegen das Ausland eine Streitmacht unterhalten, die generell für beide Aufgaben hinreichend wäre. Irland aber hätte sowohl eine Flotte als auch ein Heer zu schaffen und würde – nachdem alles getan wäre, was hätte getan werden können – unter einem solch bedrückenden Gefühl der Unsicherheit leiden, dass es vermutlich gezwungen wäre, seine gerade erlangte Unabhängigkeit aufs Spiel zu setzen und den Schutz durch Bündnisse mit Kontinentalmächten zu suchen. Von diesem Moment an würde Irland zusätzlich zu den Kriegen, die es selbst führte, in die Beteiligung an deren Kriegen gezogen werden. Wählte Irland aber das kleinere Übel und enthielte sich einer jeden permanenten Verstrickung, würden alle Feinde Großbritanniens nicht weniger zuversichtlich einer Allianz mit Irland entgegensehen und der Erlaubnis, Irland als Aufmarschgebiet eines gegen Großbritannien gerichteten Angriffs nutzen zu können. Irland würde vermutlich, wie vor ihm Belgien, zu einem der Schlachtfelder europäischer Kriege werden, wobei es nicht grundlos befürchtete, dass England selber, sollte es die Gefahr vorhersehen, immer dann Irland militärisch besetzen würde, sobald Feindseligkeiten entstehen. Was England betrifft, so schließt der friedliche Charakter, den die englische Politik angenommen hat, jede Möglichkeit eines Angriffskrieges aus, aber die vertriebenen irischen Oberschichten (und ihrer Vertreibung könnten sie wohl kaum entgehen) würden ein Irland feindlich gesonnenes Element diesseits der Irischen See bilden – sie wären für Irland das gleiche wie die émigrés in Koblenz für das revolutionäre Frankreich. Dabei setze ich voraus, dass es Irland gelingt, eine reguläre und ordentliche Regierung zu installieren. Aber nehmen wir an, dies gelingt Irland nicht? Was wäre, wenn das Land zuerst durch eine Phase teilweiser Anarchie hindurch müsste? Was wäre, wenn ein Bürgerkrieg zwischen den protestantischen und katholischen Iren ausbräche, oder zwischen Ulster und den anderen Provinzen? Liegt es nicht in der menschlichen Natur, dass die Sympathien der Engländer prinzipiell auf Seiten der englischen protestantischen Kolonialisten sind, und würden sie nicht diese Partei unterstützen oder müsste man nicht von ihnen ständig annehmen, dass sie kurz davor wären, sie zu unterstützen? Seit Generationen befürchtet man, beide Nationen könnten Krieg gegeneinander führen, oder in einem permanenten Zustand prekären und bewaffneten Friedens sein, wobei jeder im anderen einen möglichen Feind aus unmittelbarer Nähe anvisierte, so dass beide in jedem Augenblick einander an die Kehle gehen könnten. Angesichts dieses Zustands ihrer gegenseitigen Beziehungen ist es nahezu überflüssig zu betonen, dass dabei das ärmere der beiden Länder am meisten leiden würde. Für England wäre es eine Unannehmlichkeit, für Irland hingegen ein öffentliches Unheil, nicht nur hinsichtlich der unmittelbar sich einstellenden Lasten, sondern auch des lähmenden Effekt wegen, den ein allgemeines Gefühl der Unsicherheit auf Gewerbeleben und Unternehmergeist haben würde.
Aber jenseits all dessen gibt es noch eine Eventualität, vor deren möglichem Eintreten wir unsere Augen nicht verschließen sollten. Irland könnte von einer militärischen Großmacht überfallen und besiegt werden. Möglicherweise würde Irland zu einer Provinz Frankreichs. Sehr unwahrscheinlich wäre dies nicht, sollte seiner Unabhängigkeit von England eine langwierige Phase chaotischer Zustände folgen, so dass friedfertige Menschen einen bewaffneten Friedensstifter willkommen heißen könnten, der den Konfliktparteien ein gemeinsames Untertanenverhältnis aufzuerlegen die Macht besäße. Welch bitteres Ergebnis ihres Kampfes dies patriotisch gesinnten Iren wäre, soll hier nicht erörtert werden. Aber ich frage jeden patriotischen Engländer, was er von einer solchen Aussicht hielte, und ob er bereit wäre, das Risiko eines solchen Szenarios auf sich zu nehmen, damit einige wenige hundert Familien der Oberklasse weiterhin den Grund und Boden Irlands besitzen können, statt dessen Geldwert zu erhalten.
All diese Missstände ließen sich, so könnte man denken, dadurch verhindern, dass man sich im Voraus auf ein enges Bündnis und eine dauerhafte Konföderation zwischen beiden Nationen einigte. Aber wäre es denn wahrscheinlich, dass die Partei, welche die Trennung in den inneren Angelegenheiten verursacht hat, eine Einheit in den äußeren wünschen oder ihr zustimmen würde? Eine Konföderation ist eine Übereinkunft, die selben Freunde und Feinde zu haben; sie kann nur zwischen Völkern bestehen, welche gleiche Interessen und Empfindungen hegen, und die, wenn sie denn kämpfen müssen, auf derselben Seite zu kämpfen wünschen. Großbritannien und Irland würden es generell vorziehen, auf entgegengesetzten Seiten zu sein, wenn alle Gemeinsamkeit der Interessen beseitigt wäre. In einem jeden kontinentaleuropäischen Konflikt lägen die Sympathien der Engländer auf Seiten des Liberalismus, hingegen die Irlands mit Sicherheit auf Seiten des Papstes – d.h. auf jener Seite, die sich der modernen Zivilisation und dem Fortschritt, aber auch der Freiheit aller widersetzt, außer der katholischen, durch nicht katholische Herrscher unterdrückten Völker. Ferner ist Amerika für uns das Land mit dem gegenwärtig größten Konfliktpotential und Irland weit eher geneigt, sich mit Amerika gegen uns zu verbünden als sich mit uns gegen Amerika. Manche mögen behaupten, diese Unterschiede des Nationalgefühls wären, wenn sie denn ein Hindernis für ein Bündnis sind, a fortiori eine Aburteilung der Union. Aber auch die Erzkatholiken unter denn Iren haben Gründe zu bedenken, ob nicht der irische Einfluss im britischen Parlament die Feindschaft der Briten gegenüber Angelegenheiten erheblich mildert, mit denen Irland sympathisiert; dass ein pro-katholisches Element im Unterhaus, welches keine englische Regierung zu verachten wagt, zu verhindern hilft, dass die anti-katholischen Kreise, die in England und Schottland immer noch sehr stark sind, die gesamte politische Macht Großbritanniens an sich reißen. Wenn es irgendeine Partei in Großbritannien gibt, die keinen Grund hätte, die Trennung von Irland zu bedauern, so ist es die fanatische protestantische Partei. Es mag tatsächlich bezweifelt werden, dass ein unabhängiges Irland in irgendeiner Weise jedes ihm wichtige Anliegen so effektiv unterstützen könnte, wie dies durch Geduld und Moderation möglich ist, welche die Präsenz der Iren in britischen Räten [councils] jener Macht vermittelt, die im Falle eines Konflikts die wäre, welche am ehesten die Speerspitze ihre Gegner bilden würde.
Meines Erachtens gibt es nichts, was Irland durch die Teilung gewinnen könnte, das nicht auch durch die Einheit erreichbar wäre, außer die Genugtuung, die Irland äußerst wichtig zu sein scheint, nämlich allein durch Iren regiert zu werden – d.h. nahezu immer durch Männer mit feindseliger Parteinahme gegen einen Teil der eigenen Bevölkerung; es sei denn, die stärkere Partei nähme ihre gewonnene Freiheit zum Anlass, den schwächeren Teil von der Insel zu vertreiben. Im Gegenzug würden Iren alle Positionen in Großbritannien verwehrt sein, außer jenen, die Ausländer einnehmen können. Es würde dann keine irischen Premierminister mehr geben, keine irischen Oberbefehlshaber und im britischen Heer und der britischen Flotte keine irischen Generäle und Admirale. Nicht nur in Großbritannien, sondern auch in allen britischen Schutzgebieten – in Indien und den Kolonien – hätten Iren von da an den Status eines Fremden. Der Verlust würde den Gewinn übersteigen, nicht nur dem Verstande sondern auch dem Herzen nach. Oft wäre der erste Mann in einem kleinen Land gern bereit, mit dem vierten oder fünften in einem großen zu tauschen.
Aber warum, so ließe sich fragen, kann Irland nicht durch ein bloßes personales Band mit der britischen Krone vereinigt bleiben und seine eigenen Angelegenheiten selbst verwalten, andererseits weiterhin demselben Imperium zugehören, wie etwa Kanada? Oder warum können Großbritannien und Irland nicht wie Österreich und Ungarn vereinigt sein, wobei jeder von beiden seine eigene getrennte Verwaltung und Legislative besitzt und beide gleiches Stimmrecht in gemeinsam betreffenden Fragen? Ich antworte: Das erstere der beiden Verhältnisse würde für Irland eine Degradierung bedeuten, einen Abfall sogar von seiner gegenwärtigen Position. Jetzt ist es zumindest Teil des regierenden Landes; in den allgemeinen Angelegenheiten des Königreiches hat es ein Mitspracherecht. Kanada hingegen ist nur ein Schutzgebiet mit einer Provinzregierung, das seine eigenen Gesetze erlassen und Steuern erheben kann, andererseits dem Veto des Mutterlands unterworfen und in Entscheidungen über Bündnisse und Kriege nicht einbezogen, in die einzutreten es dennoch verpflichtet ist. Eine solche Einheit kann nur eine kurzfristige Notlösung für Länder sein, welche die Trennung, sobald das schwächere Land für sich allein sorgen kann, erwarten – und die nichts dagegen hätten, wenn diese Trennung bald erfolgte. Darüber hinaus ist diese Art Einheit jüngeren Datums; sie ist noch keinem Realitätstest ausgesetzt gewesen, damit auch nicht dem härtesten – dem des Krieges. Käme es durch eine Entscheidung der britischen Regierung, an der Kanada nicht beteiligt ist, zu einem Krieg aus Motiven heraus, die Kanada nicht teilt, wie lange wohl wäre dann Kanada bereit, dessen Lasten und Gefahren mitzutragen? Auch die inneren Angelegenheiten betreffend würde Irland die Position Kanadas nicht behagen. Das Veto der Krone ist praktisch das des britischen Parlaments. Obwohl dieses, wie im Falle Kanadas, sich umsichtigerweise auf Fragen des Königreichs beschränkt, wird doch die Entscheidung darüber, was als Fragen dieser Art gilt, von dem Land gefällt, in dessen Räten [councils] Irland kein Stimmrecht mehr hätte. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass das Veto dort nicht mehr gelten würde, wo es in der Meinung des untergeordneten Landes nicht mehr angemessen wäre. Kanada ist sehr weit entfernt und die britischen Herrscher können da eine Menge tolerieren, von wo sie nicht befürchten müssen, dass es England infizieren mag. Aber Irland ist für die Einheit mit England bestimmt, wenn auch nur aus dem Grund, dass nichts Bedeutsames in dem einen Land geschehen kann, ohne dass dessen Wirkungen in dem anderen spürbar sind. Wenn das britische Parlament seine Vorurteile so weit ablegen könnte, dass es sein Vetorecht hinsichtlich der irischen Gesetzgebung in gerechter Weise nutzt, dann könnte es diese Vorurteile auch so weit ablegen, dass es gerechte Gesetze für Irland erlässt, oder den Iren erlaubt, die ihr eigenes Land betreffenden Geschäfte hauptsächlich selbst zu regeln, wie dies bereits den Schotten möglich ist.
Diese Einwände würden für eine Einigung Gleicher nicht gelten, wie etwa jene, die kürzlich zwischen Österreich und Ungarn vereinbart worden ist. In ihr gibt es nichts, was einem der beiden Länder den Stolz nehmen könnte. Wenn aber das kanadische System eine kurze Probezeit hatte, so hat das aus Österreich und Ungarn bestehende duale System gar keine. Es besteht gerade einmal zwölf Monate.
Wahr ist, dass Ungarn viel länger durch persönliche Bindungen der österreichischen Herrscherfamilie zugetan ist, und Ungarn eine Verfassung mit einigen freiheitsrechtlichen Aspekten hatte. Für Österreich gilt dies jedoch nicht. Die Schwierigkeiten, zwei Länder ohne sie zu vereinigen zusammenzuhalten, beginnen mit der Frage verfassungsrechtlicher Freiheiten. Länder, die vom Charakter her sehr unähnlich sind, und sogar ein bestimmtes Maß an innerer Freiheit besitzen, lassen sich wie England und Schottland unter den Stuarts regieren, solange den Menschen Rechte nur in bestimmtem Umfang zugestanden werden und die Regierung beider Länder praktisch in einem, über beiden stehenden Einzelwillen existiert. Schwierigkeiten entstehen dann, wenn die zwanglose Zustimmung beider Nationen für die grundlegenden Entscheidungen erforderlich ist, die von ihrer Regierung getroffen werden müssen. Bisher hat diese Beziehung zwischen Österreich und Ungarn nicht existiert. Falls eine derart unerprobte und beispiellose Vereinbarung erfolgreich auf Dauer bestehen sollte – falls sie also der Gefahr unüberbrückbarer Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Gegenstände entgehen sollte, die gemeinsamer Beschlussfassung vorbehalten sind, d.h. auswärtige Beziehungen, Finanzen und Krieg –, so wäre dieser Erfolg Umständen geschuldet, die fast ausschließlich mit dem speziellen Fall verbunden sind und im Verhältnis von Großbritannien und Irland mit Sicherheit nicht vorliegen. Erstens sind beide Länder hinsichtlich ihrer militärischen Ressourcen und Fähigkeiten nahezu gleichwertig. Sie haben einander fair im offenen Krieg gemessen und wissen deshalb, dass keines der beiden das andere ohne fremde Hilfe besiegen kann. Zweitens benötigt jedes der beiden Länder das jeweils andere aus Gründen der eigenen Sicherheit, auch wenn beide einander Respekt einflößen; keines kann aus eigenem Vermögen seine Unabhängigkeit gegen mächtige und eindringende Nachbarn wahren. Schließlich hegen die Volksmassen beider Länder von vornherein keine feindseligen Einstellungen gegeneinander. Ungarn muss sich nicht für Jahrhunderte währendes Unrecht rächen; von den Ungarn unmittelbar durch Österreich zugefügten Verletzungen waren die arbeitenden Klassen nie betroffen, sondern nur die Teile der Gesellschaft, deren Handeln eher durch politische Interessen als durch Rachsucht geleitet ist. Das Gegenteil all dessen gilt für Großbritannien und Irland. Die günstigste Kombination aller Umstände für den Erfolg und die Dauerhaftigkeit eines gleichberechtigten Bündnisses zwischen unabhängigen Nationen unter einer Krone besteht zwischen Ungarn und Österreich, die ungünstigste zwischen England und Irland. Es sollte auch nicht behauptet werden, dass diese Gründe gegen ein Bündnis Gleicher auch Gründe a fortiori gegen eine Einheit sind. Der einzige Grund, von dem man sagen könnte, er träfe zu, ist der einer emotionalen Entfremdung, welche jedoch sukzessive durch engen Verkehr und Interessengemeinsamkeit, welche die Einheit mit sich bringt, abgebaut werden könnte – vorausgesetzt die wirklichen Ursachen der Verbitterung sind beseitigt. Hingegen würde die natürliche Tendenz zur entweder vollständigen oder nur teilweisen Trennung die Länder immer mehr voneinander entfremden. Es ließe sich ergänzen, dass das ungarische Volk, welches so ehrenvoll seine Unabhängigkeit errungen hat, seit ewigen Zeiten in der Verwaltung jeder einzelnen seiner Angelegenheiten erfahren ist und unter sehr schwierigen Verhältnissen die Eigenschaften, welche ein Volk zur Selbstregierung qualifizieren, in größerem Maße bekundet hat, als andere kontinentale Nationen gezeigt haben, die in vielen anderen Hinsichten weiter entwickelt sind. Die irische Demokratie und diejenigen, die vermutlich ihre ersten Führer sein werden, haben jedenfalls noch zu erweisen, dass sie im Besitz von Qualitäten sind, die dem überhaupt ähneln.
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Extract from John Stuart Mill, Liberale Gleichheit', Akademie Verlag, 2013
Translation by Shivaun Conroy and Veit Friemert
Extract from John Stuart Mill, Liberale Gleichheit', Akademie Verlag, 2013
German to English: Esther Bick and infant observation General field: Social Sciences Detailed field: Psychology
Source text - German Esther Bick und die Säuglingsbeobachtung
Vortrag gemeinsam mit Judith Elkan anläßlich der Feier zur Namensnennung des Instituts am 14. Januar 2012
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste,
unser Institut gibt es nun seit 10 Jahren. Es ist durch das Engagement der Kollegen aus der ehemaligen DDR entstanden, die nach der Wende begonnen haben, sich nach dem Londoner Tavistockmodell ausbilden zu lassen – eine einzigartige Entwicklung in Deutschland. In den folgenden Jahren haben sie intensiv und mit großer Begeisterung ehemaligen Schülern aus London gearbeitet, ganz besonders mit Suzanne Maiello aus Rom und Ross Lazar aus München, denen wir an dieser Stelle herzlich danken möchten.
Das Tavistockmodell war 1948 unter der Leitung von John Bowlby eingeführt worden. Es sollte interessierte Kollegen verschiedener Fachrichtungen zu Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten ausbilden. Eine tragende Säule dieser Ausbildung wurde die Säuglingsbeobachtung – Infant Observation - , die Esther Bick begründete. Ein wichtiges Anliegen dieses Ausbildungsmodells waren neben einer hohen psychoanalytischen Qualität auch soziale Aspekte. Es sollten auch Kinder unabhängig von ihrer sozialen Herkunft behandelt werden können und es gelang damals eine Anbindung an den NHS.
Vielleicht hat ja auch dieser Aspekt mit dazu beigetragen, daß sich die Kollegen damals gerade dieser Ausbildung anschlossen – waren sie doch nach der Wende in eine gewaltige soziale Umwälzung geraten. Und so ist das Haus der Demokratie auch kein zufälliger, sondern ein sehr stimmiger Ort für unsere Feier – trafen sich doch hier vor dem Fall der Mauer die Menschen, die dem DDR-Regime kritisch gegenüber standen.
Wenn wir unser Institut nach Esther Bick, der Begründerin der Säuglingsbeobachtung, benennen, möchten wir eine Frau ehren, die als polnische Jüdin das Schicksal der Emigration und der Ermordung ihrer Angehörigen erleiden mußte. Ihr Name ist mit dieser ganz bestimmten Art der Säuglingsbeobachtung untrennbar verbunden und ihre Person scheint dahinter ganz verschwunden zu sein. Manchmal wird von „teilnehmender“ Säuglingsbeobachtung gesprochen und damit ist gemeint, daß der Beobachter mit seinem ganzen Erleben, seinen Gefühlen, dabei ist. Sein Blick ist also kein kaltes Forschungsinstrument. Diese große Intuition für ganz frühe seelische Zustände zeichnete Esther Bick aus.
Wir haben das Glück und die Ehre eine ehemalige Schülerin von Esther Bick begrüßen zu dürfen. Judith Elkan kann uns aus eigenem Erleben von ihr erzählen und wir sind ihr sehr dankbar, daß sie die Mühen der Reise auf sich genommen hat um heute zu uns sprechen zu können. Judith ist in den 50iger Jahren aus Israel nach London gereist um an der Tavistockklinik die Ausbildung zu machen. Sie war in Esther Bicks Beobachtungsgruppen und als ich das erste Mal mit ihr telefonierte, rief mein Interesse für Esther Bick eine solche Fülle von Erinnerungen hervor, daß der Gedanke entstand, sie heute hier selbst sprechen zu lassen.
Im Jahre 1960 wurde Martha Harris Esther Bicks Nachfolgerin an der Tavistockklinik. Sie nannte die Säuglingsbeobachtung einen „stroke of a genius“. Das war 1983, unmittelbar nach Esther Bicks Tod.
Genial an der Säuglingsbeobachtung ist das einfache und klare Setting, das mütterlich-haltende und väterlich-haltende Elemente miteinander verbindet: eine ausreichend lange Dauer – 2 Jahre – die die Beobachtung eines Verlaufes ermöglicht, eine klare Struktur in Raum und Zeit (eine Wochenstunde in der natürlichen Umgebung der Familie), ein Protokoll, in dem Wahrgenommenes in Worte gefaßt wird und eine Arbeitsgruppe, die als nährende, d.h. unterstützende und auch als denkende, d.h. verstehende „Brust“ dem Beobachteten Sinn und Bedeutung gibt. So kann nach und nach das Wesen einer ganz individuellen Beziehung zwischen diesem Baby und dieser Mutter erlebt werden.
Wenn wir bedenken, daß Esther Bick dieses Setting 1948 in London etabliert hat, also unmittelbar nach Kriegsende, können wir nur staunen. Sie selbst war erst 10 Jahre zuvor aus Wien vor den Nazis geflohen und damals immer noch im Ungewissen über das Schicksal ihrer polnischen Angehörigen während der deutschen Besetzung.
Esther Bick war keine Frau, die öffentlich über ihr Privatleben sprach oder gar schrieb. Sie war kurze Zeit in Wien verheiratet gewesen und hat sich wohl 1938 auf der Flucht über die Schweiz nach England von ihrem Mann getrennt – es sind keine Einzelheiten darüber bekannt. Sie hatte wenige, enge Freunde, mit denen sie bis zu ihrem Tod verbunden blieb. Sie lebte und arbeitete in einem Hampsteader Haus, ganz unter dem Dach. Ross Lazar erzählte, daß jeder, der die vielen Stufen zu ihr hochstieg, Apfelstrudel mitbringen sollte – eine Erinnerung an ihre Wiener Zeiten. Jeder, der zu ihr kam, mußte Kuchen mitbringen, sie selbst – vielleicht in Erinnerung an Wiener Zeiten.
Sie muß eine beeindruckende Fähigkeit gehabt haben, sich in die innere Welt der Babys und Kinder einzufühlen. Gleichzeitig war sie mit sich selbst und anderen streng und anspruchsvoll. Sie soll oft unzufrieden gewesen sein mit den Worten, mit denen sie versuchte, zu beschreiben, was sie wahrnahm und fühlte. Sie muß regelrecht unter der Unzulänglichkeit der Worte gelitten haben und das ist wohl einer der Hauptgründe, warum sie so wenig veröffentlicht hat. Viele haben das bedauert und haben versucht, ihr Mut zu machen. Besonders Donald Meltzer und Martha Harris haben sie unterstützt, zu publizieren und haben z.T. gemeinsam mit ihr nach Formulierungen gesucht. Meltzers Arbeit über die adhäsive Identifizierung ist eng mit ihren Beobachtungen und Ideen verbunden. Er klagte, daß sie nicht konzeptualisieren konnte. Vermutlich waren ihr Konzepte – ähnlich wie Worte – zu starr und festgelegt und ließen keinen Raum mehr für die vielen Nuancen, die sie wahrnahm. Manchmal war sie beim Sprechen ganz verzweifelt über diese Schwierigkeit. Der Verlust der polnischen Muttersprache und überhaupt der häufige Wechsel der Sprachen wird dazu beigetragen haben. In Wien hat sie Deutsch gesprochen und später nur noch Englisch. Das soll ganz hervorragend gewesen sein, aber ich stelle mir vor, daß es für sie gerade bei der Beschreibung der frühen Emotionen viel leichter in der Muttersprache, also polnisch, gewesen wäre.
Ehemalige Schüler berichten, daß sie Angst gehabt haben, bei ihr Material vorzustellen, es gab für sie gute und schlechte Kandidaten und wenn man zu den Schlechten gehörte, hatte man es nicht leicht. Sie soll oft wenig Raum für andere Meinungen und Interpretationen gelassen haben. Gleichzeitig beschreibt Meltzer sie als inspirierende Lehrerin und ihr Denken als intuitiv und poetisch. Er vergleicht es mit Bions Denken, bei dem es auch nie gelungen ist, ihm ganz zu folgen, es ganz zu verstehen. Er schreibt in seinem Vorwort zu einer Festschrift der Tavistockklinik anläßlich des 100. Geburtstag von Esther Bick: „Wie bei Bion war ihre Art zu beobachten so intuitiv, daß ihre Schlußfolgerungen wie unbegründbar erschienen, als hingen sie in der Luft, gehalten nur an einem Faden ihrer eigenen inneren Gewißheit“.
Es muß ein merkwürdiges Spannungsfeld in ihrer Person gegeben haben. Joan Symington, eine australische Schülerin von Esther Bick, hat sie in derselben Festschrift als eine „allwissende osteuropäische Matriarchin“ bezeichnet. Neben Bicks „Liebe zu Kindern und zur Psychoanalyse“ erlebte Joan Symington diese Allwissenheit wie einen Panzer. Sie benutzt das Wort „carapace“, was den Panzer eine Schildkröte meint, also eine zum Körper gehörige Panzerung. Sie erzählt, daß Esther Bick dieses Wort selbst oft gebraucht hat, um das Phänomen der „second skin“, der „zweiten Haut“ anschaulich zu machen. Sie scheint damit gerungen zu haben, diese Widersprüche in sich zu vereinen: die reiche Gefühlswelt in ihrem Inneren und die Panzerung gegen die äußere Welt. Bestimmt hat ihr dabei die Liebe zur Psychoanalyse, also auch zum Denken, geholfen, Kreativität und Abwehr miteinander zu verbinden. Sie war eine leidenschaftliche Anhängerin der Ideen Melanie Kleins und stand ihr auch persönlich in deren letzten Lebensjahren nahe. Nach ihrem Tod hat sie ihre Analysecouch geerbt.
1961 - also kurze Zeit nach Melanie Kleins Tod fand in Edinburgh der 22. Internationale Psychoanalytische Kongress statt. Margot Waddell schreibt 2006 in ihrer Arbeit „Säuglingsbeobachtung in Großbritannien: Die Tavistock-Methode“ (Übersetzt von Barbara Strehlow)
„Die Teilnehmer…konnten zweifellos nicht ahnen, welch eine Bedeutung man dieser Zusammenkunft rückblickend einmal beimessen würde. Viele Vorträge, die heute als bahnbrechend gelten, wurden damals gehalten.“(Dazu gehörte Esther Bicks Vortrag „Kinderanalyse heute“ und Wilfred Bions Vortrag „Eine Theorie des Denkens“)
„Bick und Bion, beide Analysanden von Melanie Klein, waren in Temperament, Stil und Veranlagung völlig verschieden. Es gab aber dennoch Aspekte ihres Denkens, denen etwas Wesentliches gemeinsam war und die infolgedessen zu einem besonderen Klima in den 60iger und 70iger Jahren des vorigen Jahrhunderts beitrugen.“
Eine interessante Verbindung zwischen den beiden beschreibt Waddell im Zusammenhang mit der „negative capability“, der Fähigkeit, Nicht-Wissen auszuhalten. Den Begriff hat Bion von dem englischen Dichter John Keats entliehen. Diese Fähigkeit ist in der Säuglingsbeobachtung, in der analytischen Haltung und bei dem, was Bion die mütterliche Reverie nennt, von großer Bedeutung.
Waddell schreibt weiter:
„Während Bion Anfang der 60iger Jahre Ausdruck und Analogie zum Beispiel in der Wissenschaftstheorie und der Mathematik suchte, orientierte sich Bick weniger an Poincares Begriff der „ausgewählten Tatsache“ (selected fact), sondern an den Details aktueller Erfahrung“ und sie zitiert aus Bicks Arbeit „Kinderanalyse heute“
„Man muß bei Kindern womöglich lange im Dunkeln tappen und weiß nicht, was vor sich geht, bis plötzlich etwas aus der Tiefe emporsteigt und es beleuchtet…Es nötigt den Kinderanalytiker, sich mehr auf sein Unbewußtes zu verlassen, damit es ihm Hinweise auf die Bedeutung des kindlichen Spiels und dessen non-verbale Mitteilungen verschafft“
Bion hat in derselben Zeit seine „Theorie des Denkens“ erarbeitet, Denken als Ausweg aus dem mörderischen Kampf zwischen Liebe und Haß. Esther Bick hat uns – ebenfalls in dieser Zeit - mit der Säuglingsbeobachtung einen Raum erschaffen, in dem darüber wahrnehmend und fühlend nachgedacht werden kann. So haben beide auf ihre Weise das Werk Melanie Kleins fortgesetzt.
Nach so vielen Gedanken möchte ich nun wieder etwas bodenständiger werden – ganz im Sinne von Esther Bick, die in den Seminargruppen alle hochtrabenden Gedankenflüge mit der schlichten Frage „what about the baby?“ beendet haben soll.
Also: wann, wo und wie hat Esther Bick gelebt?
Sie wurde am 4. Juli 1902 in der Stadt Przemysl im polnischen Galizien als erstes Kind jüdischer Eltern geboren und starb am 20. Juli 1983, gerade 81 jährig, in London.
Drei Veröffentlichungen über Esther Bick waren mir für diesen Vortrag besonders hilfreich:
1. Das Wissen über ihre frühen Jahre in Polen verdanke ich einer Arbeit des Krakauer Kollegen Andrzej Gardziel aus dem Jahre 2002 „Eine Geschichte Esther Bicks früher Jahre“. Er recherchierte sehr sorgfältig in standesamtlichen Unterlagen und Schulakten.
2. Eine weitere detaillierte Arbeit über Esther Bicks beruflichen Werdegang, ihre Jahre in Wien sowie ihre ersten Jahre in England und ihre Analyse bei Michael Balint ist die Veröffentlichung des englischen Analytikers Roger Willoughby aus dem Jahr 2004 mit dem Titel „Zwischen der Grundstörung und der zweiten Haut” Willoughby stellt darin auch die Verbindung zu Michael Balints Denken her, wohl in die Absicht, die Nähe zu Melanie Klein etwas zu lockern.
3. hat Wilfried Datler aus der Wiener Säuglingsbeobachtungsgruppe eine schöne Arbeit über Esther Bicks Dissertation in Wien bei Charlotte Bühler geschrieben, mit dem Titel „Von der akademischen Entwicklungspsychologie zur psychoanalytischen Säuglingsbeobachtung“. Ross Lazar arbeitet eng mit dieser Gruppe zusammen und ihm verdanke ich eine Kopie dieser Dissertation, die ich Ihnen zum Anschauen mitgebracht habe.
Diese und alle weiteren Quellen für meinen Vortrag sowie eine Aufstellung von Esther Bicks wenigen Publikationen finden Sie auf der Literaturliste.
Gardziel beschreibt das Städtchens Przemysl in Galizien, das nahe der russischen Grenze gelegen ist und ursprünglich zu Österreich-Ungarn, später zu Polen gehört hat. Dort lebten seit vielen Jahrhunderten Menschen verschiedener Religionen und Kulturen zusammen. Die Region prosperierte damals und die Bevölkerungszahl wuchs. Die meisten Menschen waren römisch-katholisch, ein Viertel etwa waren Juden, wozu auch Esther Bicks Familie gehörte. Wegen der Nähe zur russischen Grenze bekam Przemysl während des ersten Weltkrieges eine strategische Bedeutung und wurde 1914 und 15 vorübergehend russisch besetzt. Diese Besetzung führte wegen des Antisemitismus in Rußland zur – vorübergehenden - Vertreibung vieler Juden und es blieb unklar, wohin es Esther Bicks Familie in dieser Zeit verschlagen hat. Später - Am 15. September 1939 - wurde es dann von den Deutschen besetzt, aber da lebte Esther Bick schon in London. Sie soll Polen 1924, nach bestandenem Abitur, verlassen haben. Ich möchte Ihnen in meiner Übersetzung jetzt einen kleinen Abschnitt aus Gardziels Arbeit vorlesen:
(kommt im Originaltext)
Sie soll Joan Symington erzählt haben, daß sie schon in der Schulzeit für lange Zeit von zu Hause weg mußte ,wohl nach Prag, um 3 Jahre lang einer Tante mit ihrem Baby zu helfen. Danach habe sie sich wie „vernichtet“ gefühlt, weil sich alles verändert hatte und sie habe angefangen, wieder ins Bett zu machen. Es muß eine schwierige Kindheit gewesen sein. Die sehr jungen Eltern hatten finanzielle Probleme. Der Vater, der in einer Bank tätig war, verlor seine Arbeit, die Familie lebte in einem Mietshaus für bedürftige Juden, Esther Bick als älteste Tochter hatte vermutliche viele Verpflichtungen, besonders bei der Betreuung der kleinen Geschwister. Ihre eigene Entwicklung und ihre Wünsche mußten bestimmt oft zurückstehen. Das wiederholte sich später, als sie ihre Ausbildung immer wieder mit der Betreuung von Kindern finanziert hat. Statt selbst Kind sein zu dürfen, versorgte sie andere Kinder – und das offenbar gut und auch mit großer Freude .
Ein weiterer Einbruch trat mit dem frühen Tod des Vaters an Tuberkulose ein, damals war Esther Bick erst 22 . Die finanzielle Not der Familie nahm zu. Esther Bick hatte schon Hebräisch gelernt und wollte so gern nach Palästina gehen, aber sie mußte diesen Plan aufgeben. Sie hat stattdessen eine kurze Ausbildung als Kindergärtnerin gemacht. Mit 24 Jahren bestand sie schließlich ihr Abitur und beschloß nach Wien zu gehen, weil es ihr als Jüdin nicht möglich war, in Polen zu studieren. Auch ihr Wunsch zu Piaget in die Schweiz zu gehen, blieb unerfüllbar, denn die Schweiz nahm damals keine ausländischen Studenten an.
In diesen frühen Jahren wird der Grundstein für Esther Bicks Wesenszüge gelegt worden sein, die Martha Harris sehr knapp in ihrem Nachruf so beschreibt:
„Sie wurde in einer kleinen polnischen Stadt als Kind orthodoxer jüdischer Eltern geboren und sie verfolgte ihre Ausbildung mit Courage, Beharrlichkeit und Intelligenz bis zu ihrer Dissertation über die kindliche Entwicklung bei Charlotte Bühler in Wien.“
In Wien lehrte der Philosoph Karl Bühler und baute zusammen mit seiner Frau Charlotte das „Wiener Psychologische Institut“ auf, das auf dem Gebiet der Entwicklungspsychologie international angesehen war. Esther Bick studierte bei ihr und schrieb dort 1935 ihre Dissertation mit dem Titel „Gruppenbildung im zweiten Lebensjahr“ – mit der sie schon damals unzufrieden war. Sie beklagte sich darüber, daß Stopuhren benutzt wurden und die sozialen Reaktionen der Kinder gezählt wurden, während sie etwas beobachten wollte, das sich nicht quantifizieren ließ. Trotz dieser Unzufriedenheit wendet sich ihre Dissertation, ganz im – damals fortschrittlichen - Sinne Charlotte Bühlers gegen das „theorielose Sammeln und Inventarisieren von kindlichen Verhaltensweisen“. Ein kleines Zitat daraus soll zeigen, wie schon damals Gedanken zu erkennen waren, die später in ihre eigene Methode der Säuglingsbeobachtung eingeflossen sind:
„Wir finden also am Ende des zweiten Lebensjahres, daß das Kind zum ersten Mal Verständnis für eine soziale Beziehung hat, an der es nicht direkt teilnimmt – es steht außerhalb der Situation. Ausdruck, Handlung, Forderung hat jetzt auch Bedeutung, wenn sie auch seine Person nicht selbst trifft. Das Kind ist zum verstehenden Beobachter geworden.“
Die Wiener Jahre waren wohl für Esther Bick sehr wichtig und befreiend. Umso schlimmer muß es gewesen sein, 1938 nach der Besetzung Österreichs durch die Nationalsozialisten Wien verlassen zu müssen. Jungverheiratet floh sie über die Schweiz nach England. Aus Gründen, die wir nicht kennen, trennte sie sich von ihrem Mann, der danach nie wieder auftauchte, auch in keinem der Interviews.
Bick kam 1938, im selben Jahr wie Freud und ein Jahr vor Michael Balint, zusammen mit einer Wiener Freundin nach England. Sie hatte offenbar damals beschlossen, Analytikerin zu werden, vielleicht auch um sich in ihrer Situation als Emigrantin Hilfe zu holen. Der Versuch, in London einen Analyseplatz zu bekommen mißlang und so kam sie im Dezember 1939 an eine Ausbildungsgruppe in Manchester, die Balint gerade aufbaute. Es war damals sehr schwer Patienten zu finden, die Honorare waren gering. Die erste Ausbildungsgruppe begann im März 1940 und galt als Untergruppe des Londoner Instituts. Die Kandidaten mußten zu den Auswahlgesprächen nach London fahren, auch viele Supervisionen fanden dort statt. Esther Bick begann ihre Lehranalyse 1941 bei Balint, für ein Honorar von einigen Shilling, ihren Lebensunterhalt verdiente sie als Kindermädchen. Balint half ihr bei der Suche nach einem Arbeitsplatz, sie begann später Kindergärtnerinnen zu unterrichten und arbeitete in einer staatlichen Einrichtung für Kinder.
Die Verhältnisse in den nordenglischen Kindergärten entsetzten Esther Bick. Sie erlebte, wie die Kinder den ganzen Tag am Stuhl festgebunden waren und sich gegenseitig die Haare ausrissen. Schockiert durch diese Erfahrungen begann sie nach und nach mit Kinderbehandlungen. Als sie sich Hilfe für diese schwierige Arbeit suchte, entdeckte sie die Schriften Melanie Kleins, die sich mit ihren eigenen Überzeugungen trafen und die sie tief beeindruckten. Es scheint als habe sie darin endlich etwas gefunden, wonach sie immer gesucht hat – für die Kinder, die sie behandeln wollte, aber auch für das Kind in sich selbst.
Zusammen mit Betty Joseph wurde Bick Mitte 1943 zur Ausbildung am psychoanalytischen Institut in London angenommen. Es muß eine besondere, sehr aufregende Zeit gewesen sein – mitten im Krieg und mitten in der Hochphase der Controversial discussions. Eingeführt durch Balint hatte sie im März und April 1943 an zwei dieser Sitzungen teilgenommen, Susan Isaacs Arbeit über die unbewußte Phantasie wurde diskutiert. Das alles hinterließ einen tiefen Eindruck bei Esther Bick und sie war schockiert über die Form des Umganges miteinander. Innerhalb ihrer Ausbildungsgruppe in Manchester waren die Beziehungen sehr eng und verwickelt. Balint war für die Kandidaten gleichzeitig Lehranalytiker, Supervisor und Dozent, was ihn nicht gestört haben soll, da es den ungarischen Verhältnissen ähnelte. Die Seminare fanden wechselnd in den Wohnräumen der Dozenten und Kandidaten statt, auch die Behandlungen wurden in den Wohnräumen durchgeführt. Balints Frau war 1939 gestorben und 1943 heiratete er eine Ausbildungskandidatin. Wir wissen nicht, wie diese Ereignisse auf Bick gewirkt haben, vielleicht waren auch sie verantwortlich für ihr späteres kritisches Urteil gegenüber Balint.
Erschwert wurde die Situation der Emigranten auch durch die Ungewißheit über das Schicksal ihrer Angehörigen. Nur langsam erreichten die Nachrichten vom ihrem Tod England - Tod durch Selbstmord oder durch Ermordung in den Konzentrationslagern. Bick erfuhr erst 1950, daß bis auf eine Nichte, die nach Israel ausgewandert war, alle Angehörigen, also auch ihre Eltern und Geschwister, in Konzentrationslagern umgebracht worden waren. Es muß eine furchtbare Zeit für die Analytiker und ihre Kandidaten und Patienten gewesen sein. Es gab so viel Ungewissheit und so viele Verluste, daß wir uns heute kaum vorstellen können, wie in dieser Atmosphäre analytisch gearbeitet werden konnte. Aber vielleicht war ja gerade diese Arbeit die Rettung aus Angst und Verzweiflung.
Im Juli 1945 setzte Esther Bick ihre Ausbildung in London fort, die Manchestergruppe löste sich auf. Balint als ihr Analytiker durfte jetzt nicht mehr gleichzeitig ihr Supervisor sein. Sie ging zu Strachey und mit ihrem zweiten Fall zu Melanie Klein. Auch in London arbeitete Esther Bick wieder an einer Kinderklinik, was sie sehr liebte. Sie erzählte später einmal von einem Jungen, der mit seiner Großmutter kam und sie an die eigene liebevolle Großmutter erinnert hat.
Als Bowlby sie 1946 für die Tavistockklinik gewinnen wollte, war sie zunächst gar nicht begeistert. Die Arbeit an der Kinderklinik gefiel ihr und es brauchte erst Balints Einfluß über die Analyse, damit sie sich entschloß, anzunehmen. Gleichzeitig begann sie mit der Kindertherapieausbildung. Damit war sie damit ganz im Zeitgeist der Nachkriegs Labour Partei, die den Aufbau des National Health Services plante. 1948 übernahm sie schließlich eine Leitungsfunktion in der neu eingerichteten kinderpsychotherapeutischen Ausbildung an der Tavistockklinik. Kurz davor hatte sie ihre analytische Ausbildung am British Institute abgeschlossen und ihre erste Arbeit auf dem Gebiet der Psychoanalyse vorgelegt. Die trug den Titel „Der Fallbericht eines Jungen mit einer Wochenstunde“ Es ging um den Jungen, der damals mit seiner Großmutter gekommen war – leider ist diese Arbeit verloren gegangen. Interessant ist für diesen Zeitraum auch, daß Michael Balint damals ebenfalls an die Tavistockklinik kam und die Einführung der Infant Observation Seminare und seine Fallseminare, die später als „Balintgruppen“ bekannt wurden, sich parallel zueinander entwickelten.
In dieser Zeit begann auch Esther Bicks enge Zusammenarbeit mit Melanie Klein. Sie wurde eine leidenschaftliche Anhängerin ihrer Arbeit. Ihr erster Kinderfall wurde von Klein supervidiert, der zweite von Paula Heimann und 1950 hatte Esther Bick ihre Ausbildung abgeschlossen. Jetzt wollte sie ihre Analyse bei Melanie Klein fortsetzen. Balint schien dem keinen Widerstand entgegengesetzt zu haben. Grosskurth erwähnt in ihrer Biographie über Melanie Klein folgendes:
„Wer abfiel (von der kleinianischen Gruppe) wurde durch noch glühendere Anhänger ersetzt. Niemand brachte eine eifrigere Loyalität auf als Esther Bick, die in Wien einen psychologischen Doktorgrad erworben hatte. Dort hatte sie auch bei Karl und Charlotte Bühler gearbeitet, die nach Esther Bicks Ansicht mehr Interesse an Statistik als an Kindern hatten. Als sie nach England kam fand sie Anna Freuds Methoden zu oberflächlich und zog weiter nach Manchester, um bei Michael Balint zu arbeiten. Nach dem Krieg kam sie nach London, wo Melanie Klein zunächst ihren Kinderfall kontrollierte und sie 1950 zur Analyse annahm. 1951 begann Esther Bick an der Tavistockklinik einen Kurs in Kleinkind-Beobachtung für Kinder-Psychotherapeuten. „Ich werde die Bühlersche Methode anwenden, aber richtig!“ sagte sie (Interview am 12.3.1982). Esther Bick war wichtig für Melanie Klein, weil sie Beobachtungsdaten über die Gefühle von Kleinkindern lieferte.“
Ich konnte nicht herausfinden, wie lange Esther Bicks Analyse bei Melanie Klein gedauert hat, vermutlich von 1950 bis zu Kleins Lebensende. Sie hat sich dazu nie geäußert, aber auf ihre 9jährige Analyse bei Balint hat sie später sehr kritisch geblickt. Sie sei „wertvoll aber nicht ausreichend gewesen“, hat sie in einem Interview gesagt, und daß Balint „kein guter Analytiker gewesen“ sei. Es gibt eine Anekdote, die sie Hanna Segal erzählt haben soll: Sie habe manchmal nicht frei assoziieren können, es gab dabei wohl innere Konflikte, die sie nicht ausdrücken konnte. Balint soll in solchen Augenblicken geäußert haben, daß er dann ja Zeitung lesen könnte – was sich auf Esther Bick als „weniger als hilfreich“ ausgewirkt hat. Betty Joseph hat das bestätigt. Er habe sehr zum Agieren geneigt, habe die Übertragungsarbeit vernachlässigt und sei wohl eher Psychotherapeut als Analytiker gewesen. Balints menschliche Qualitäten hat Bick aber sehr geschätzt, er sei wie ein freundlicher Vater zu ihr gewesen. Vielleicht hat sie manches von seinem eigenständigen Denken und seiner Flexibilität angenommen, ohne ihn zu idealisieren. Und das hat es ihr ermöglicht, trotz ihrer großen Loyalität zu Melanie Klein ganz eigene Konzepte zu entwickeln.
Dieses eigene Denken zeigte sich erstmalig bei ihrem Vortrag im Juni 1953, mit dem sie die Mitgliedschaft in der Britischen Psychoanalytischen Gesellschaft erwarb. Er trug den Titel „Ängste einer Frau mit Geschlechtsverkehr-Phobie“ und wurde erst 2001 veröffentlicht. Sie beschreibt darin die Analyse einer 30jährigen verheirateten Frau, die an Selbstmordgedanken, schweren phobischen Zuständen, Claustrophobie und Vaginismus leidet. Sie schwankte zwischen verzweifeltem Anklammern an die Objekte um selbst überleben zu können und einer großen Besorgnis um sie, verbunden mit einem omnipotentem Kontrollbedürfnis. Über die Weihnachtstage 1950 gab es eine Krisensitzung wegen schwerer Panikattacken. Esther Bick schrieb darüber:
„Sie erzählte ein schreckliches Erlebnis beim Aufwachen. Sie war geängstigt, weil sie sicher war, daß es kein Traum war. Sie sah sich selbst, wie sie mit ihrem Mund und ihrem Körper eng an ihren Mann geklebt war. Um ihn nicht zu vernichten hätte sie ihn hinunterschlucken müssen, aber sie wußte gleichzeitig, daß sie verrückt werden und sterben würde, wenn sie das täte. Da sie weder weiter an ihm kleben noch ihn hinunterschlucken konnte geriet sie in eine Art Totenstarre (agony). Ihre Assoziationen zu diesem Kleben waren: „wie an einer Leine (leash) – nein, ich meine, wie ein Blutegel (leech), ein Vampir“. Ich deutete, daß sie in der Analyse gemerkt hat, daß das, womit sie sich wie an einer Leine mit mir und ihrem Mann verbunden fühlte, ihr eigener Vampirmund war und das empfand sie so, als hätte ich sie noch kränker gemacht.“ Bick beschrieb die Lähmung der Pat. als „Flucht in die Bewegungslosigkeit …. Um das Auseinanderfallen des guten Objektes und des Selbst zu beenden“
Hier können wir die Vorstufen ihrer späteren Begriffe erkennen: In der Arbeit 1968 „Das Hauterleben in frühen Objektbeziehungen“ beschreibt sie die „primal skin function“ und die „Second skin“ Phänomene. In einer späteren Arbeit „Weitere Überlegungen zur Funktion der Haut in frühen Objektbeziehungen“, die erst nach ihrem Tod 1986 erschien und in Zusammenarbeit mit Donald Meltzer niedergeschrieben wurde, erscheint der Begriff der „adhesive identification“ , der der „projective identification“ gegenübergestellt wird. Diese Begriffe und Kon
eptualisierungen sind neben ihrem Setting der Säuglingsbeobachtung zentral für Esther Bicks Werk.
Sie beschreiben etwas Neues, einen Zustand, der sich vor dem befindet, den Melanie Klein mit ihren Begriffen von Projektion und Introjektion vor Augen hat.. Um projizieren und introjizieren zu können braucht es die rudimentäre Vorstellung eines inneren und äußeren Raumes, der angefüllt oder entleert werden kann und von einer Grenze zwischen beiden. Esther Bick beschreibt das Baby in einer sehr frühen Zeit, in der dieser Raum noch gar nicht existiert, sondern sich erst durch das Zusammenwirken aus körperlichen Sinneswahrnehmungen und der mentalen Fähigkeit der Mutter, mit den Todesängsten des Babys buchstäblich „in Berührung“ zu kommen, herausbildet. Diese mentale mütterliche Verfassung bezeichnet Bion dann mit dem Begriff der „reverie“.
Es war eine interessante Entdeckung bei meiner Arbeit an diesem Vortrag, daß sich Esther Bick keinesfalls nur mit dem inneren Zustand des Babys beschäftigt hat, sondern – zunächst fast unfreiwillig – auch mit dem Zustand der Mutter. Das beschreibt sie 1964 in ihrer Arbeit „Bemerkungen zur Säuglingsbeobachtung in der psychoanalytischen Ausbildung“ an einer Stelle, wo sie über die Bedeutung der Seminargruppe nachdenkt. Ich zitiere:
„Um diese Funktion des Seminars zu illustrieren, möchte ich nun ein Problem diskutieren, das sich als allgegenwärtig und am weit schwierigsten erwiesen hat, nämlich die Funktionsweise der depressiven Tendenzen der Mutter nach der Geburt. Während wir seit einiger Zeit erkannt haben, daß diese Neigungen nahezu universal sind, war ich auf die Intensität, mit der sie auf den Beobachter einwirkten, nicht vorbereitet. Es war eindrucksvoll, wie ausschließlich sich die Ausbildungskandidaten im Seminar ständig auf den Umgang der Mutter mit dem Baby konzentrierten. Ihre Haltung war höchst kritisch und emotional. Zuerst versuchte ich, das Problem zu mildern, indem ich die Seminarteilnehmer dazu ermunterte, dem Baby mehr Aufmerksamkeit zu widmen und weniger der Mutter.. Dies half jedoch nicht. Mir wurde klar, daß es notwendig war, diesem Faktor – der Depression der Mutter und deren Wirkung auf den Beobachter wie auf das Baby und andere Familienmitglieder – mehr Beachtung zu schenken. …. Man kann der Mutter deutlich anmerken, daß sie emotionale Distanz zum Baby erlebt, sich beim Verstehen und Erfüllen seiner Bedürfnisse hilflos fühlt und sich dabei ganz auf das Baby und seinen Gebrauch ihrer Brüste, Hände und Stimme als Teilobjekte verläßt“
Indem die Mutter durch das Eintauchen in die frühe Welt des Babys selbst eine Art Auflösung ihres vertrauten Zustandes erleben muß, findet diese mentale „Berührung“ tatsächlich statt – oder auch nicht, wenn die Ängste der Mutter davor zu groß werden. Diese seelische Berührung in Verbindung mit den Sinneswahrnehmungen ist das, was Esther Bick mit der „primal skin function“ meint – eine körper-seelische Hülle, mit der die Ängste des Kindes zusammengehalten werden. Fehlt sie in dieser frühen Zeit erlebt das Baby Zustände, die mit Todesangst („catastrophic anxiety“) verbunden sind und die Esther Bick mit den Begriffen beschreibt „durch den Weltraum fallen“, „in einer Sackgasse stecken“ „ im Treibsand versinken“, wie Flüssigkeit aus einem offenen Behälter auslaufen oder in Stücke zerspringen. Der Abwehrmechanismus der „second skin“ kann dann sehr unterschiedlich aussehen. Die vielfältigen Erscheinungsformen haben etwas gemeinsam: sie sind fixiert, wie angeklebt und starr. Eine übermäßige muskuläre Aktivität, z.B. besondere Muskelstärke oder auch Hypermotorik, ein Festhalten an Geräuschen oder visuellen Eindrücken oder ein ständiges Redenmüssen usw. Eine Fülle klinischer Phänomene können uns dazu einfallen - vom ADS-Syndrom bis zu den Zwangsstörungen.
Wie schon erwähnt, hat die Tavistockklinik eine Festschrift zu Esther Bicks Gedenken anläßliches ihres 100. Geburtstages veröffentlicht. Diese Schrift trägt den Titel „Surviving space“ – was nach Ross Lazar eine Assoziation zu einer Art „Weltraumgefühl“ anklingen lassen soll, in dem sich das Baby fühlt, wenn es nicht in der oben beschriebenen Weise zusammengehalten wird. Surviving space würde dann soviel bedeuten wie: das in den Weltraum geschleudert werden zu überleben – mit Hilfe eines neuen Überlebensraumes der aus der körperlichen und mentalen Anwesenheit der Mutter besteht.
Esther Bick zitiert in einer ihrer Veröffentlichungen aus dem Protokoll eines sehr feinfühligen Beobachters:
„Bevor das Baby gewickelt wurde, schienen sich sein Gesicht, sein Körper und seine Hände zu öffnen und zu schließen, sein Körper krümmte und streckte sich. Sein Gesicht preßte sich zusammen und entspannte sich wieder. Die Mutter legte ihn auf ihren Schoß, so daß seine Füße an ihrem Bauch lagen. Als er seine Hände und Füße auf und ab bewegte wirkte er wie ein schwereloser Astronaut. Sie antwortete, indem sie freundlich mit ihm sprach und beide Hände mit ihren Händen auf seinen Bauch legte. Dann legte sie ihn auf den Wickeltisch und sagte zu ihm, daß er das Windelwechseln nicht gern hätte“.
Dies ist nur eine kleine Kostprobe, die Ihnen Lust machen soll, selbst weiter zu lesen. Sie können aus dieser Festschrift „Surviving space“ noch viel über Esther Bick erfahren, sie enthält auch alle ihre Veröffentlichungen, bis auf die erste Arbeit über die oben beschriebene junge Frau. Sie finden dort Berichte von ihren Schülern über die Lehrjahre bei ihr und über die verschiedenen Anwendungsgebiete ihrer Gedanken u.a. auf die Pädagogik und das Verständnis von Gruppen. Es wird erkennbar, wie eng ihre theoretischen Überlegungen mit ihren Beobachtungen in der Infant Observation verknüpft sind und wie sie versucht, Begriffe zu finden, die Körperliches und Seelisches miteinander verbinden.
Das hat ja auch schon Freud getan, der als Neurologe von der Verwurzelung der Seele im Körper überzeugt war und auch davon, daß sich diese Verbindungen mit zunehmender Forschung enthüllen würden. Er schreibt 1923 in „das Ich und das Es“
„Das Ich ist vor allem ein Körperliches , es ist nicht nur ein Oberflächenwesen, sondern selbst die Projektion einer Oberfläche. Wenn man eine anatomische Analogie für dasselbe sucht, kann man es am ehesten mit dem „Gehirnmännchen“ der Anatomen identifizieren, das in der Hirnrinde auf dem Kopf steht, die Fersen nach oben streckt, nach hinten schaut und, wie bekannt, links die Sprachzone trägt“
Ich habe das „Gehirnmännchen“ mitgebracht und möchte es Ihnen neben dem Bild auf dem Buchdeckel der Festschrift zeigen. In beiden Darstellungen ist die Mundregion in besonderer Weise repräsentiert – ganz so wie das Bild von der „Brustwarze im Mund“ das Urbild der frühen Beziehung darstellt. „Brustwarze im Mund“ bedeutet Befriedigung durch konkrete und mentale Nahrung und gleichzeitig Zusammenhalt. Denn das notwendigerweise offene Loch – die Mundöffnung - wird durch die Brustwarze geschlossen und ein Ausfließen verhindert. Diese gleichzeitig nährende und versiegelnde Beziehung kann dann introjiziert werden und bildet den körper-seelischen Kern aller Beziehungsphantasien.
Ich habe versucht, Ihnen möglichst komprimiert Esther Bicks Lebenswerk vorzustellen. Jetzt möchte ich nocheinmal abschließend auf ihren Lebensweg zurückkehren. Dort gab es 1960 eine Veränderung, weil Bowlby beschloß, ihr nicht erneut die Leitung der Kindertherapieausbildung an der Tavistockklinik zu übertragen. Das hing wohl mit ihrem Wesen und ihrer starken kleinianischen Ausrichtung zusammen. Martha Harris, ihre Nachfolgerin, schreibt in ihrem Nachruf 1983, aus dem ich schon zitiert habe:
„Großes Talent geht nicht immer mit diplomatischem Geschick einher. Nusia Bick (so wurde sie von ihren Freunden genannt) war niemals im Leben jemand der Kompromisse schloß und wegen seiner engen kleinianischen Ausrichtung kam ihr Ausbildungskurs unter Beschuß. Als Bowlby ihr 1960 nicht wieder die Verantwortung für einen neuen Kurs übertragen wollte, entschied sie sich, die klinik zu verlassen und sich auf ihre analytische Arbeit und den Unterricht am Institute of Psychoanalysis zu konzentrieren. In den nächsten 20 Jahren gab sie viele private Seminare auch außerhalb des Instituts und unterrichtete im Ausland: In Spanien, Italien, in Südamerika, in Israel und in der Schweiz. Auch aus Frankreich, dem Commonwealth und den USA kamen Analytiker und Ausbildungdkandidaten zu ihr zur Supervision.“
Und später:
„Esther Bick hatte zwei Leidenschaften: Die Psychoanalyse und Israel. Auf beide Gebiete setzte sie große Hoffnungen, aber sie stellte auch so hohe Anforderungen, die unmöglich zu erfüllen waren. Diese Unvollkommenheiten enttäuschten sie. Weil sie sich ihnen auch selbst unterwarf, schaffte sie es selten, daß ihre Schriften gedruckt werden konnten. Ihre Schriften zur Kinderanalyse und zur Infant Observation waren sehr fruchtbar und sind es bis heute geblieben. Aber es ist eher ihre Art zu Lehren als zu schreiben, die bei allen, die mit ihr gearbeitet haben, in Erinnerung bleiben werden. Wie sie das vorgestellte Material erfaßte, wie sie die entscheidenden Punkte herausarbeitete und so das Kind oder die beschriebene Person lebendig machte, hatte eine poetische Qualität, die nur möglich ist, wenn jemand eine große Liebe zum Leben in sich trägt. Sie hatte eine Vorstellung davon, wie die Psychoanalyse die Lebendigkeit erhöhen kann, ein starkes Interesse, das in ihrer Art zu Lehren sichtbar zu machen und wenig Toleranz gegenüber allem, was dem im weg stand. Diese kompromißlose und manchmal enge Vorstellung brachte ihr Feinde und Kritiker ein, aber mit ihrer Ehrlichkeit und ihre Kraft, etwas sichtbar zu machen und zu erhellen, gewann sie auch viele besonders unter den eifrigen jungen Leuten für sich und rief eine Bewunderung hervor, wie es nur wenigen gegeben ist. Aber um diese kleinen Bemerkungen über ihr Leben und ihre manchmal schwierige Persönlichkeit nicht zu ernst zu machen, soll gesagt sein, daß sie viel Sinn für Humor hatte und jede Menge jüdische Witze kannte.“
eburt. Während wir seit einiger Zeit erkannt haben, daß diese Neigungen nahezu universal sind, war ich auf die Intensität, mit der sie auf den Beobachter einwirkten, nicht vorbereitet. Es war eindrucksvoll, wie ausschließlich sich die Ausbildungskandidaten im Seminar ständig auf den Umgang der Mutter mit dem Baby konzentrierten. Ihre Haltung war höchst kritisch und emotional. Zuerst versuchte ich, das Problem zu mildern, indem ich die Seminarteilnehmer dazu ermunterte, dem Baby mehr Aufmerksamkeit zu widmen und weniger der Mutter.. Dies half jedoch nicht. Mir wurde klar, daß es notwendig war, diesem Faktor – der Depression der Mutter und deren Wirkung auf den Beobachter wie auf das Baby und andere Familienmitglieder – mehr Beachtung zu schenken. …. Man kann der Mutter deutlich anmerken, daß sie emotionale Distanz zum Baby erlebt, sich beim Verstehen und Erfüllen seiner Bedürfnisse hilflos fühlt und sich dabei ganz auf das Baby und seinen Gebrauch ihrer Brüste, Hände und Stimme als Teilobjekte verläßt“
Indem die Mutter durch das Eintauchen in die frühe Welt des Babys selbst eine Art Auflösung ihres vertrauten Zustandes erleben muß, findet diese mentale „Berührung“ tatsächlich statt – oder auch nicht, wenn die Ängste der Mutter davor zu groß werden. Diese seelische Berührung in Verbindung mit den Sinneswahrnehmungen ist das, was Esther Bick mit der „primal skin function“ meint – eine körper-seelische Hülle, mit der die Ängste des Kindes zusammengehalten werden. Fehlt sie in dieser frühen Zeit erlebt das Baby Zustände, die mit Todesangst („catastrophic anxiety“) verbunden sind und die Esther Bick mit den Begriffen beschreibt „durch den Weltraum fallen“, „in einer Sackgasse stecken“ „ im Treibsand versinken“, wie Flüssigkeit aus einem offenen Behälter auslaufen oder in Stücke zerspringen. Der Abwehrmechanismus der „second skin“ kann dann sehr unterschiedlich aussehen. Die vielfältigen Erscheinungsformen haben etwas gemeinsam: sie sind fixiert, wie angeklebt und starr. Eine übermäßige muskuläre Aktivität, z.B. besondere Muskelstärke oder auch Hypermotorik, ein Festhalten an Geräuschen oder visuellen Eindrücken oder ein ständiges Redenmüssen usw. Eine Fülle klinischer Phänomene können uns dazu einfallen - vom ADS-Syndrom bis zu den Zwangsstörungen.
Wie schon erwähnt, hat die Tavistockklinik eine Festschrift zu Esther Bicks Gedenken anläßliches ihres 100. Geburtstages veröffentlicht. Diese Schrift trägt den Titel „Surviving space“ – was nach Ross Lazar eine Assoziation zu einer Art „Weltraumgefühl“ anklingen lassen soll, in dem sich das Baby fühlt, wenn es nicht in der oben beschriebenen Weise zusammengehalten wird. Surviving space würde dann soviel bedeuten wie: das in den Weltraum geschleudert werden zu überleben – mit Hilfe eines neuen Überlebensraumes der aus der körperlichen und mentalen Anwesenheit der Mutter besteht.
Esther Bick zitiert in einer ihrer Veröffentlichungen aus dem Protokoll eines sehr feinfühligen Beobachters:
„Bevor das Baby gewickelt wurde, schienen sich sein Gesicht, sein Körper und seine Hände zu öffnen und zu schließen, sein Körper krümmte und streckte sich. Sein Gesicht preßte sich zusammen und entspannte sich wieder. Die Mutter legte ihn auf ihren Schoß, so daß seine Füße an ihrem Bauch lagen. Als er seine Hände und Füße auf und ab bewegte wirkte er wie ein schwereloser Astronaut. Sie antwortete, indem sie freundlich mit ihm sprach und beide Hände mit ihren Händen auf seinen Bauch legte. Dann legte sie ihn auf den Wickeltisch und sagte zu ihm, daß er das Windelwechseln nicht gern hätte“ .
Dies ist nur eine kleine Kostprobe, die Ihnen Lust machen soll, selbst weiter zu lesen. Sie können aus dieser Festschrift „Surviving space“ noch viel über Esther Bick erfahren, sie enthält auch alle ihre Veröffentlichungen, bis auf die erste Arbeit über die oben beschriebene junge Frau. Sie finden dort Berichte von ihren Schülern über die Lehrjahre bei ihr und über die verschiedenen Anwendungsgebiete ihrer Gedanken u.a. auf die Pädagogik und das Verständnis von Gruppen. Es wird erkennbar, wie eng ihre theoretischen Überlegungen mit ihren Beobachtungen in der Infant Observation verknüpft sind und wie sie versucht, Begriffe zu finden, die Körperliches und Seelisches miteinander verbinden.
Das hat ja auch schon Freud getan, der als Neurologe von der Verwurzelung der Seele im Körper überzeugt war und auch davon, daß sich diese Verbindungen mit zunehmender Forschung enthüllen würden. Er schreibt 1923 in „das Ich und das Es“
„Das Ich ist vor allem ein Körperliches , es ist nicht nur ein Oberflächenwesen, sondern selbst die Projektion einer Oberfläche. Wenn man eine anatomische Analogie für dasselbe sucht, kann man es am ehesten mit dem „Gehirnmännchen“ der Anatomen identifizieren, das in der Hirnrinde auf dem Kopf steht, die Fersen nach oben streckt, nach hinten schaut und, wie bekannt, links die Sprachzone trägt“
Ich habe das „Gehirnmännchen“ mitgebracht und möchte es Ihnen neben dem Bild auf dem Buchdeckel der Festschrift zeigen. In beiden Darstellungen ist die Mundregion in besonderer Weise repräsentiert – ganz so wie das Bild von der „Brustwarze im Mund“ das Urbild der frühen Beziehung darstellt. „Brustwarze im Mund“ bedeutet Befriedigung durch konkrete und mentale Nahrung und gleichzeitig Zusammenhalt. Denn das notwendigerweise offene Loch – die Mundöffnung - wird durch die Brustwarze geschlossen und ein Ausfließen verhindert. Diese gleichzeitig nährende und versiegelnde Beziehung kann dann introjiziert werden und bildet den körper-seelischen Kern aller Beziehungsphantasien.
Ich habe versucht, Ihnen möglichst komprimiert Esther Bicks Lebenswerk vorzustellen. Jetzt möchte ich nocheinmal abschließend auf ihren Lebensweg zurückkehren. Dort gab es 1960 eine Veränderung, weil Bowlby beschloß, ihr nicht erneut die Leitung der Kindertherapieausbildung an der Tavistockklinik zu übertragen. Das hing wohl mit ihrem Wesen und ihrer starken kleinianischen Ausrichtung zusammen. Martha Harris, ihre Nachfolgerin, schreibt in ihrem Nachruf 1983, aus dem ich schon zitiert habe:
„Großes Talent geht nicht immer mit diplomatischem Geschick einher. Nusia Bick (so wurde sie von ihren Freunden genannt) war niemals im Leben jemand der Kompromisse schloß und wegen seiner engen kleinianischen Ausrichtung kam ihr Ausbildungskurs unter Beschuß. Als Bowlby ihr 1960 nicht wieder die Verantwortung für einen neuen Kurs übertragen wollte, entschied sie sich, die klinik zu verlassen und sich auf ihre analytische Arbeit und den Unterricht am Institute of Psychoanalysis zu konzentrieren. In den nächsten 20 Jahren gab sie viele private Seminare auch außerhalb des Instituts und unterrichtete im Ausland: In Spanien, Italien, in Südamerika, in Israel und in der Schweiz. Auch aus Frankreich, dem Commonwealth und den USA kamen Analytiker und Ausbildungdkandidaten zu ihr zur Supervision.“
Und später:
„Esther Bick hatte zwei Leidenschaften: Die Psychoanalyse und Israel. Auf beide Gebiete setzte sie große Hoffnungen, aber sie stellte auch so hohe Anforderungen, die unmöglich zu erfüllen waren. Diese Unvollkommenheiten enttäuschten sie. Weil sie sich ihnen auch selbst unterwarf, schaffte sie es selten, daß ihre Schriften gedruckt werden konnten. Ihre Schriften zur Kinderanalyse und zur Infant Observation waren sehr fruchtbar und sind es bis heute geblieben. Aber es ist eher ihre Art zu Lehren als zu schreiben, die bei allen, die mit ihr gearbeitet haben, in Erinnerung bleiben werden. Wie sie das vorgestellte Material erfaßte, wie sie die entscheidenden Punkte herausarbeitete und so das Kind oder die beschriebene Person lebendig machte, hatte eine poetische Qualität, die nur möglich ist, wenn jemand eine große Liebe zum Leben in sich trägt. Sie hatte eine Vorstellung davon, wie die Psychoanalyse die Lebendigkeit erhöhen kann, ein starkes Interesse, das in ihrer Art zu Lehren sichtbar zu machen und wenig Toleranz gegenüber allem, was dem im weg stand. Diese kompromißlose und manchmal enge Vorstellung brachte ihr Feinde und Kritiker ein, aber mit ihrer Ehrlichkeit und ihre Kraft, etwas sichtbar zu machen und zu erhellen, gewann sie auch viele besonders unter den eifrigen jungen Leuten für sich und rief eine Bewunderung hervor, wie es nur wenigen gegeben ist. Aber um diese kleinen Bemerkungen über ihr Leben und ihre manchmal schwierige Persönlichkeit nicht zu ernst zu machen, soll gesagt sein, daß sie viel Sinn für Humor hatte und jede Menge jüdische Witze kannte.“
Translation - English Esther Bick and infant observation
Joint lecture with Judith Elkan on the occasion of the institute’s naming ceremony 14 January 2012.
Dear colleagues, dear guests,
Our institute has now been in existence for 10 years. It came into being as a result of the dedicated efforts of the colleagues from the former GDR, who after German reunification began training in line with the London Tavistock model – a unique development in Germany. In the years that followed, they worked intensively and with great enthusiasm with former students from the Tavistock, especially with Suzanne Maiello from Rome and Ross Lazar from Munich who we would like to thank warmly at this point.
The Tavistock model was introduced in 1948 under the directorship of John Bowlby. It's purpose was to train colleagues from different disciplines in child and youth psychotherapy. The Infant observation established by Ester Bick became one of the mainstays of the training. Alongside its emphasis on high quality psychoanalysis, social aspects were also an important consideration of this training model. On the basis that children ought to be treated irrespective of their social background, a link was forged, in those early days, to the NHS.
Perhaps this aspect was also one of the contributing factors for the colleagues choosing this particular training – after all, with German reunification, they themselves had been thrown into immense social upheaval. And thus the Haus der Demokratie, the House of Democracy, is not a coincidental, but rather a very apt location for our celebration. This is where those critical of the GDR regime assembled together before the wall came down.
In naming our institute after Esther Bick, the pioneering founder of infant observation, we wish to honour a woman who, as a Polish Jew, suffered the fate of emigration and the loss of her family who were murdered in the Holocaust. Her name is inseparable with this very particular kind of infant observation while her person it sometime seems has disappeared behind this. Sometimes we speak of ‘participatory’ infant observation and mean with this that the observer is present with all theirexperiences and feelings. Their perspective is thus no cold research instrument. Esther Blick was gifted with a great intuition for very early emotional states.
We have the fortune and the honour to welcome here a former pupil of Esther Bick. Judith Elkan can speak to us about Esther Bick from her own experience and we are very thankful that she has taken on the stress of the journey in order to speak to us here today.
In the 50s Judith left Israel for London to train at the Tavistock clinic. She was in Esther Bick’s observation group and during our first telephone conversation my interest in Esther Bick evoked such an abundance of memories that the idea came up of having her herself speak here today.
In 1960 Martha Harris succeeded Esther Bick at the Tavistock clinic. She described the infant observation as “a stroke of genius”. This was in 1983 directly after Esher Bick’s death. The ingenious thing about infant observation is the simple and clear setting combining mother and father containing elements: a sufficiently long time period – 2 years – which makes possible the observation of the process; a clear structure in location and time (an hour in the week in the natural family environment); a protocol where the perceived is put into words; and a working group which as a nourishing, supporting, and also thinking “breast” gives sense and meaning to the observed. Thus little by little the essence of a completely individual relationship between this baby and this mother can be experienced.
When we consider that Esther Bick established this setting in London in 1948, thus directly after the end of the war, we can only marvel. Only ten years earlier she herself had fled from Vienna and the Nazis, and she still did not know for certain what fate her relatives had met under German occupation.
Esther Bick was not a woman who spoke publicly or even wrote about her private life. She had been married for a short time in Vienna and seems to have separated from her husband sometime along the escape route to London via Switzerland – no details are known. She had a few good friends with whom she maintained contact until her death. She lived and worked in a house in Hampstead directly under the roof. Ross Lazar remembered how everyone who climbed the many stairs to visit her had to bring apple strudel with them – probably in memory of her Vienna days.
She must have had an impressive ability to empathise with the inner world of babies and children. At the same time she was strict and demanding with herself and others. She is said to have often been very dissatisfied with the words which she tried to use to describe what she perceived and felt. She must have truly suffered under the inadequacy of these words, and that is probably one of the main reasons why she published so little. A lot of people thought this very regretful and tried to encourage her. Donald Meltzer and Martha Harris, especially, supported her publishing efforts, and sometimes they searched together for appropriate formulations. Meltzer’s work on adhesive identification is closely associated with her observations and ideas. He complained that she could not conceptualize. Perhaps concepts for her were – like words – too rigid and predefined and didn’t leave space for the many nuances which she perceived. Sometimes when speaking, she completely despaired over this difficulty. The loss of her Polish native tongue and the frequent change in languages probably did not help here. In Vienna she spoke German and later only English. Her English is said to have been excellent, but I imagine that particularly in describing early emotions, it would have been much easier for her to have used her mother tongue, Polish.
Former pupils recount having been afraid to present their material to her. For her there were good candidates and bad candidates, and if one belonged to the bad lot, one did not have it easy. She is said to have often left little room for differing opinions and interpretations. At the same time Meltzer describes her as an inspiring teacher and her thought as intuitive and poetical. He compares it to Bion’s thought, which he also never managed to completely follow, to completely understand. In the forward to a festschrift by the Tavistock clinic celebrating the centenary of Esther Bick’s birth he writes, “[l]ike Bion, her method of observation was so introspective that her conclusions appeared as groundless, hanging in mid-air by threads of conviction.”
There must have been a peculiar tension within her person. Joan Symington, an Australian pupil of Esther Bick’s described her in the same festschrift as a “typical know-all Eastern European matriarch”. Alongside Bick’s “love of children and of psychoanalysis” Joan Symington experienced this omniscience like an outer shell. She used the word “carapace” which is the tortoise’s shell, thus the body’s own protective layer. She explains that Esther Bick herself often used this word to illustrate the phenomenon of the “second skin”. She seems to have struggled to unite these contradictions within herself: her rich emotional world on the inside and the protective armor against the outer world. In this, her love of psychoanalysis, thus also of thinking, would certainly have helped her to combine creativity with defense. She was a passionate follower of Melanie Klein and was also personally close to her in the last years of Melanie Klein’s life. After her death she inherited her analyst couch.
In 1961, thus shortly after Melanie Klein’s death, the 22nd International Psychoanalytic Congress took place. Margot Waddell wrote in her 2006 paper “Infant observation in Great Britain: The Tavistock approach” (translated by Barabar Strehlow):
“Those attending … were doubtless unaware of how significant a meeting it would turn out to have been. Many papers, now regarded as ‘seminal’, were read there.” (These include Esther Bick’s contribution “Child analysis today” and Wilfred Bion’s “A theory of thinking”.)
“Both analysands of Melanie Klein, Bick and Bion, were, by temperament, style and disposition, in most ways, utterly different each from the other. Yet there were aspects of their thinking which had something essential in common and which, as a result, contributed to a particular ‘climate’ in the 1960s and 1970s ....”
Waddell describes an interesting connection between the two concerning “negative capability”, the ability to bear not knowing. Bion borrowed the concept from the English poet John Keats. This capacity is of great significance in infant observation, in the analytical attitude, and in what Bion named the motherly reverie.
Waddell continues:
“Whereas, in the early 1960s, Bion sought expression and analogy in, for example, the philosophy of science and mathematics, Bick turned not so much to Poincaré for a notion of 'the selected fact' but to the details of actual experience” and she quotes from Bick’s work “Child analysis today”:
“One may have to sit with children for a long time completely in the dark about what is going on, until suddenly something comes up from the depth and illuminates it ... It imposes on the child analyst a greater dependence on his unconscious to provide him with clues to the meaning of the child's play and non-verbal communications.”
At the time Bion was working on his “theory of thought”. − thinking as a way out of the murderous battle between love and hate. With the infant observation Esther Bick – also at this time – created a space in which it could be thought about in a perceiving and feeling mode. Thus both in their own way continued the work of Melanie Klein.
And now after all the ideas, I want to get a bit more back down to earth again – quite in the sense of Esther Bick who is said to have ended all lofty flights of thought in the seminar groups with the simple question “what about the baby?”
So when, where, and how did Esther Bick live?
She was born on 4 July 1902 in the town of Przemysl in Polish Galicia as the first child of Jewish parents and she died on 20 July 1983, at just over 81 years, in London.
Three publications on Esther Bick were especially helpful for this talk:
1. For the information on her early years in Poland I owe thanks to the work of the Krakauer colleague Andrzej Gardziel from 2002: “A history of the early years of Esther Bick” He has very thoroughly researched the registry office records and school files.
2. Richard Willoughby’s article from 2004 titled “Between the basic fault and second skin” is a further detailed work on Esther Bick, following her professional development, her years in Vienna as well as the first years in England and her analysis with Micheal Balint. Willoughby also presents the connection to Micheal Balint’s thought in an attempt to somewhat reduce the perceived view of Melanie Klein’s influence.
3.Wilfried Datler from the Vienna infant observation group has written a lovely essay on Esther Bicks dissertation in Vienna under the supervision of Charlotte Bühler titled “Von der akademischen Entwicklungspsychologie zur psychoanalytischen Säuglingsbeobachtung” (From academic development psychology to psychoanalytical infant observation). Ross Lazar works closely with this group and I am grateful to him for a copy of this dissertation, which I have brought you to look at.
You will find this and all other sources for my talk along with a list of the few publications by Esther Bick in the literature list.
Gardziel describes the town of Przemysls in Galicia, which lay close to the Russian border and belonged to Austria-Hungary from 1772 until Poland regained its independence after the First World War. For hundreds of years people of different religions and cultures lived there together. The region prospered and the population grew. The majority of the people were Roman Catholic, approximately one quarter were Jewish as was Esther Bick’s family. Due to its closeness to the Russian border, during the First World War Przemysl was of strategic importance, and in 1914 and 1915 it was transitionally occupied by the Russians. As a result of the anti-Semitism in Russia this occupation led to the temporary expulsion of many Jews and it remains unclear where Esther Bick’s family spent this time. Later, on 15 September 1939 it was occupied by the Germans, but by then Esther Bick was already in London. She is believed to have left Poland in 1924, having passed her Abitur (A levels). I would now like to read a short extract from Gardziel’s work:
(Original text)
She is reported to have told Joan Symington that already during her school days she had had to leave home for a long period, apparently going to Prague to help out an aunt with her baby over a space of three years. Afterwards she had felt “annihilated”, because everything had changed, and she began to wet the bed again. It must have been a difficult childhood. Her very young parents had financial problems. Her father who worked in a bank lost his job; the family lived in tenement housing for financially needy Jews. Esther Bick as the oldest daughter presumably had a lot of duties, especially in the upbringing of the younger siblings. Her own development and desires would certainly have often taken a back seat. This repeated itself later as she financed her training by looking after children. Instead of being allowed to be a child herself, she took care of other children – and this she evidently did well and with great enjoyment.
A further irruption in her life was the early death of her father from tuberculosis. At the time Esther Bick was only 22 years old. The family’s precarious financial situation deteriorated further. Esther Bick had already learned Hebrew and wanted so much to go to Palestine, but she had to give this plan up. Instead she did a short apprenticeship as a Kindergarten teacher. Then At 24 years of age she passed her Abitur exams and decided to go to Vienna, because it was not possible for her as a Jew to study in Poland. Her desire to go to study with Piaget in Switzerland also remained unfulfilled, as Switzerland at the time did not take foreign students.
In these early years the foundations of Esther Bick’s characteristic traits were laid, which Marth Harris describes succinctly in her obituary as follows:
“She was born in a small Polish village of Orthodox Jewish parents and by courage, perseverance and intelligence, she pursued her education without assistance, finally receiving her PhD in Vienna for a study of infant development undertaken with Charlotte Bühler.”
The philosopher Karl Bühler was teaching in Vienna, and together with his wife Charlotte he set up the “Wiener Psychologische Institut” (Psychological Institute of Vienna) which was internationally respected in the field of developmental psychology. Esther Bick studied under her supervision and wrote there her dissertation thesis entitled “Observations of the Two and a Half Year Old” – with which she was even at this time dissatisfied. She complained that stop watches were used and the social responses of the children to one another were counted, whereas she wanted to observe something that could not be quantified. In spite of this dissatisfaction, her dissertation, following Charlotte Bühler’s (in those days advanced) thinking, opposes “the collection and inventorying of children’s behavioral patterns”. A short quotation should show how we can already recognize the ideas which were later to permeate her own method of infant observation.
“Thus we find at the end of its second year that the child for the first time has an understanding of a social relationship which it does not directly participate in – it stands outside the situation. Expression, action and demands now have meaning, even if they don’t touch upon its own person. The child has become an understanding observer.”
The Vienna years were likely to have been very important and satisfying for Esther Bick. Thus being forced to leave Vienna with the occupation of Austria by the Nazis in 1938 must have been all the more traumatic. Newly married she fled via Switzerland to England. For reasons unknown to us she separated from her husband, who doesn’t appear again and isn’t referred to either in any of the interviews.
In 1938, in the same year as Freud and one year before Micheal Balint, Bick came to England with a Viennese friend. She had apparently by then decided to become an analyst, perhaps also to get help for herself in her emigrant situation. In London her attempt to find a place in analysis failed and so in December 1939 she came to the training group in Manchester which Balin was in the process of setting up. It was very difficult at the time to find patients. The wages were low. The first training group began in March 1940 and was understood as a subgroup of the London institute; the candidates had to go to London for the interviews and a lot of supervisions also took place there. Esther Bick began her training analysis in 1941 with Balint for a fee of a few shillings, supporting herself by working as a nanny. Balint helped her to find work and later she began to teach kindergarten teachers and worked in a national children’s organization.
The situation in the northern English nurseries appalled Esther Bick. She saw how the children were tied to their chairs all day long and how they ended up pulling each other’s hair out. Shocked by these experiences, she gradually began to work treating children. Seeking help with this difficult task, she discovered the writings of Melanie Klein, which tallied with her own convictions and deeply impressed her. It seems that she had finally found something which she had always sought – for the children she wished to treat, but also for the child within herself.
In mid-1943, Bick, along with Betty Joseph, was accepted for training at the Institute of Psychoanalysis in London. It must have been a very special, exciting time – in the middle of the war and in the midst of the high phase of the so-called Controversial Discussions. Introduced by Balint, in March and April 1943 she took part in two of these meetings. Susan Isaacs paper on the unconscious phantasy was discussed. It all left a deep impression on Esther Bick and she was shocked at the tone of the meeting and the way they interacted with one another. Within her own training group in Manchester the relationships were very close and involved. Balint was simultaneously training analyst, supervisor and tutor for the candidates, which did not seem to have disturbed him, since it was similar to the Hungarian Society model. The seminars took place in turns in the living quarters of the tutors and candidates. The treatments too were carried out in the living quarters. Balint’s wife had died in 1939 and in 1943 he married one of the trainee candidates. We do not know how this event affected Bick; it could be that it contributed to her subsequent critical judgment of Balint.
The situation of the emigrants was further aggravated by the uncertainty of the fate of their relatives. The news of their deaths was slow in reaching England – death by suicide or murdered in the concentration camps. Bick only learned in 1950 that apart from her niece who had emigrated to Israel, her whole family, including her parents and siblings, had died in the concentration camps. It must have been a horrific time for the analysts and their candidates and patients. There was so much uncertainty and so many losses that today we can hardly imagine how in this atmosphere it was possible to do analysis. But perhaps this very work provided a sanctuary from fear and despair.
In July 1945 Esther Bick continued her training in London. The Manchester group was disbanded. Balint, as Bick’s analyst, was no longer allowed to simultaneously be her supervisor. She went to Stachey and with her second case to Melanie Klein. In London Esther Bick also began working again at a child guidance clinic, which she really loved. Later she recalled a boy who came with his grandmother, which reminded her of her own loving grandmother.
When Bowlby initially tried to recruit her for the Tavistock clinic in 1946, she was not at all enthusiastic. She liked the work at the child clinic and it required Balint’s analytic influence to enable her to accept. At the same time she began training in child therapy. In this she was totally in line with the Zeitgeist of the post-war Labour Party, who were planning the establishment of the National Health Service. Finally in 1948 she took on a senior position in the newly established child psychotherapy training at the Tavistock. Shorty before this, she had completed her analytic training at the British Institute and delivered her first psychoanalytic paper. It was titled “Notes on a case of a boy treated on a once a week basis.” It was about the boy who had come to her with his grandmother– unfortunately this work has been lost. What is also interesting for this period is that Micheal Balint also came to the Tavistock clinic and the Infant Observation Seminars introduced by Bick were developed parallel to Balint’s case discussion seminars.
During this time Esther Bick’s close working association with Melanie Klein began. She became a passionate follower of her work. Her first child case was supervised by Klein, the second by Paula Heimann, and in 1950 Esther Bick completed her training. Now she wanted to continue her analysis with Melanie Klein. Balint seems not to have put up any opposition. Grosskurth in her biography about Melanie Klein says the following:
Original English version supplied by the analyst.
I was not able to find out how long Esther Bick’s analysis with Melanie Klein lasted, perhaps from 1950 till the end of Klein’s life. She never spoke about it, on the other hand she looked back on her nine year analysis with Balint very critically. It had been “valid but not sufficient”, she said in an interview, and Balint, she indicated, had not been a good analyst. There is an anecdote which she recounted to Hanna Segal. She told her that on occasion she could not offer free associations, reflecting perhaps inner conflicts which she could not express. Balint at such moments would respond saying that he was then going to read the newspaper, a reaction which Bick found “less than helpful”. Betty Joseph confirmed these views recalling Balint as being very inclined towards acting out, neglectful of transference, and essentially ‘more a kind of psychotherapist than psychoanalyst’. On the other hand Bick really valued Balint’s personal qualities, saying that he was like a friendly father to her. Perhaps she adopted something of his independent thinking and his flexibility without idealizing him. And this allowed her, despite her great loyalty to Melanie Klein, to develop her own very individual concepts.
This independent thinking is first apparent in the lecture in June 1953 with which she obtained membership of the British Psychoanalytic Society. It was titled “Anxieties underlying phobia of sexual intercourse in a woman” and was not published until 2001. In it she describes the analysis of a 30 year old married woman with suicidal impulses and severe phobic states, including claustrophobia and vaginism. This woman vacillated between a desperate clinging to her objects for her own survival and a great anxiety over the well-being of these objects given her own need for omnipotent control. During the Christmas break of 1950 there was an emergency session due to severe panic attacks. Esther Bick wrote on this:
“She told me of a most terrifying experience she had in the morning on waking. It was so frightening because she was sure she was not dreaming. She saw herself very small, clinging to her husband with her mouth and body. She felt she must get down or she would damage him irreparably, but knew that if she got down she would go mad and die. She could neither go on clinging nor get down and felt paralysed in agony. Her associations to clinging were ‘a leash, no – she corrected – I mean a leech, a vampire’. I interpreted that through making her aware in the analysis that the leash with which she clung to me and her husband was her vampire mouth, she felt that I had made her more ill than before she came to me.” Bick described the patients feelings of paralysis as a “defence of immobility … [with which] she attempted to suspend the disintegration of the good object and the self …”
We can see here the precursors to her later concepts. In her 1968 paper “The skin in early object relations” she describes the “primal skin function” and the phenomena of the “second skin”. In a later work “Further considerations on the function of the skin in early object relations,” which was published only after her death and was written in close association with Donald Meltzer, the concept of “adhesive identification” as opposed to that of “projective identification” is discussed. These concepts and conceptualizations are along with their setting of the infant observation central to Esther Bick’s work.
She describes something new, a state which is prior to that which Melanie Klein has in mind with her concepts of projection and introjection. In order to project and introject there must be a rudimentary idea of an inner and outer space which can be filled or emptied and of a border between the two. Esther Bick describes the baby in a very early stage in which these spaces don’t yet even exist, but only develop through the interaction between physical sensual perceptions and the mental ability of the mother to literally ‘come into contact’ with the infants catastrophic anxieties.
An interesting discovery I made during my work on this lecture was that far from exclusively devoting herself to the inner condition of the baby, Esther Bick was also – originally almost unintentionally – concerned with the condition of the mother. She describes this in her 1964 work on infant observation:
“To illustrate this function of the seminar I have chosen for discussion a problem which has appeared the most ubiquitous and difficult, namely the operation of the mother’s post-partum depressive trends. While we have known for some time that these trends are almost universal, I was not prepared for the intensity with which they impinged on the observer. What one was struck by was the exclusive preoccupation of the students in the seminar with the mother’s handling of the baby. Their attitude was highly critical and emotional. At first I tried to mitigate the problem by encouraging them to give more attention to the baby and less to the mother. This did not help. I realized it was necessary to give more consideration to this factor – the depression in the mother and its impact on the observer as well as on the baby and other members of the family. It is, of course, not the purpose of this paper to attempt to give a systematic account of depression in the mothers of newborn babies, but before giving the observational reports I want to clarify how I am using the word “depressive” here. I am not using it primarily descriptively, but rather metapsychologically, to describe those aspects of the mother’s relation to the baby in which a clear-cut regression to part-object relationship is evident. The mother can be clearly seen to be experiencing emotional detachment from the baby, helplessness in understanding and meeting its needs, relying on the baby to make use of her breasts, hands, voice, as part objects.”
In as far as the mother, through her immersion in the early baby world, is made to experience a sort of dissolution of her familiar state, this mental ‘contact’ actually does take place – or not, if the mother’s fear of it are too great. This emotional contact in connection with the sensory perceptions is what Esther Bick means with “primal skin function” – a physical-emotional casing which holds together the child’s anxieties. If it is lacking in this early stage, the baby experiences states which are linked to fear of death – “catastrophic anxiety” and which Esther Blick describes as “falling-through-space”, “stuck in a dead end”, “sinking into the quicksand”, spilling out like liquid from an open container, or “falling to pieces”. The defense mechanism of the “second skin” can then manifest itself in very different ways, although the various manifestations have something in common: they are fixed and rigid as if glued – an excessive muscular activity e.g., unusual muscular strength or also hypermotoric activity, a clinging to noises or visual impressions, or a need to speak continually etc. Here we can imagine an abundance of clinical phenomena – ranging from ADS syndrome to the obsessive-compulsive disorders.
As I mentioned, the Tavistock clinic published a festschrift to celebrate the centenary of Esther Bick’s birth. The publication is called “Surviving Space” – which according to Ross Lazar is supposed to evoke associations to a kind of “outer-space feeling” which the baby feels when it is not held together as described above. Surviving space would then come to mean surviving the experience of being hurtled through space –with the help of a new survival space, which consists in the physical and mental presence of the mother.
In one of her publications Esther Bick quotes from the protocol of a very sensitive observer:
“Before he brought up his wind his face, body and hands seemed to open and close, his body bunched and unbunched, his face screwed up and relaxed. Mother then laid him in her lap again so that his feet were pointing at her stomach. When put down his hands and legs flew out, almost like an astronaut in a gravityless zone. She responded by talking gently to him again and bringing both his hands down to his stomach with her hands. She then laid him on the changing pad saying that he did not usually like to be changed.”
This lecture is only a small taster which is intended to whet your appetite to read further. You can learn a lot about Esther Bick from this festschrift “Surviving Space”. It also contains all of her publications apart from the first paper on the young woman who I described earlier. You will also find reports by her students on the training years with her and on the various fields of application of her ideas, amongst others in the pedagogic field and in the understanding of groups. It will be evident how closely her theoretical thought is linked with what she experienced during the infant observations and how she attempted to find concepts which could link the physical and the emotional.
This of course Freud had already done. As a neurologist he was convinced of the entrenchment of the psyche in the body and also that this connection would be revealed as research progressed. In 1923 he wrote in “The ego and the id”
“The ego is first and foremost a bodily ego: it is not merely a surface entity, but is itself the projection of a surface. If we wish to find an anatomical analogy for it we can best identify it with the “cortical homunculus” of the anatomists, which stands on its head in the cortex, sticks up its heels, faces backwards and as we know, has its speech-area on the left hand side.”
I have brought the cortical homunculus– the man in the brain – with me and I want to show it to you next to the front cover of the festschrift. The mouth regions in both depictions is represented in a notable way – just like the image of the “nipple in the mouth” representing the archetype of early relations. “Nipple in mouth” means satisfaction through concrete and mental nutrition and at the same time a containment because the necessarily open gap, the mouth opening, is closed by the nipple and a spilling out is prevented. This simultaneously nurturing and sealing relation can then be introjected and builds the body-mind core of all relation phantasies.
I have tried to introduce you to Esther Bick’s life work in as compressed a form as possible. To conclude I would like once more to return to her life journey. There, in 1960 a change took place, when Bowlby decided not to renew her position as director of child therapy training. This was probably connected with her personality and her strong Kleinian orientation. Martha Harris, her successor, wrote in her obituary in 1983, from which I have already quoted:
“But great talent is not always accompanied by diplomacy. Nusia Bick [as she was called by her friends] was never at any period of her life a compromiser and the course came under fire for its narrow Kleinian orientation. When in 1960 she was told by Dr Bowlby that he would no longer be asking her to undertake responsibility for another intake of students, she decided to leave the clinic and to concentrate upon her analytic work and on her teaching at the Institute of Psychoanalysis. Nevertheless she continued to give extra-mural and private seminars to child psychotherapists for the next twenty years. During that time she also did a great deal of teaching abroad in Spain, in Italy, also in South America, Israel and Switzerland. Analysts and candidates came to her for supervision from these countries and also from France, the Commonwealth and the United States.”
And later:
“The two passions of Mrs Bick’s life were psychoanalysis and Israel. She had high hopes of both, and to both she applied equally high standards which were impossible to realize, and so inevitably she was disappointed by the imperfections in them. Those exacting standards she applied also to herself and her writing, which was seldom allowed to reach the printed page. Her papers on child analysis and on infant observation were seminal and remain so. But it is as a teacher rather than as a writer that she will be remembered by many of us who worked with her. Her appreciation of material presented to her, her capacity to seize upon salient points and use then to bring alive the personality of the child or person described, had a poetic quality displayed only by those who love life intensely. She had a vision of how lives might be improved by psychoanalysis, a burning desire to communicate this in her teaching, and little tolerance of attitudes which stood in the way of this. Her uncompromising and sometimes narrow vision gained her enemies and critics, but its integrity and illuminating force won from many others, especially from young people who were eager to learn, a devotion and admiration which few people are able to inspire. Lest this brief note about her life and complicated personality make her sound too austere, it should be said that she had a great sense of fun and gaiety, and a store of Jewish jokes.”
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Translation education
Bachelor's degree - Middlesex University
Experience
Years of experience: 29. Registered at ProZ.com: Aug 2013.
Hello potential employers and fellow freelancers. An English-Irish translator and teacher, I've been living and working in Berlin since September 1995. The original plan was to test out living here for 2 years but now, for better or worse, Berlin is the place I call home.
Mostly I translate academic and journalistic texts in the fields of politics, philosophy, philosophy of science, sociology and history, and case studies and lectures in the field of psychoanalysis and psychology. But I would also be interested in taking on translations from the realms of biology and environmental sciences. Before taking my language degree I spent 2 years studying natural sciences at Trinity College Dublin. The lab work with animals put me off, thus the change in career direction, but the theoretical interest remains.
Generally I translate from German into English, but my favourite translation in the last few years was in the other direction working with a native German speaker translating a collection of essays by John Stuart Mill into German: John Stuart Mill, Liberale Gleichheit, Akademie Verlag, Berlin 2013. The google books' browsing function for this book has not been enabled, but if you want to take a look at my work, here is another google-book link to a cultural studies project which I partially translated: Collection Laboratory Theatre (See articles by Helmar Schramm, Ludger Schwarte, Hans Christian van Hermann, and Jan Lazardig) and another one on the sociology of work (specifically Gabriel Wagner article, pp 301-326): New Philosopohies of Labour. You can find further details of my professional experience and publications in the attached CV and a chronological publication list here.
As far as pay and quoting goes, I prefer to see the text in advance to get an idea of the text complexity and the time required to complete the job. This clearly varies. My actual prices in the last 2 years have ranged from 85 cents per line (a line being defined as 55 strokes including spaces) to 1.40€.
Keywords: German English humanities, philosophy, history, cultural studies, philosophy of science, political science, politics, sociology, psychology, psychoanalysis. See more.German English humanities, philosophy, history, cultural studies, philosophy of science, political science, politics, sociology, psychology, psychoanalysis, journalism, Middle East, anthropology, biology, environment, Berlin translation. See less.